"Schlimmer als ein Miederschlüpfer"

RB Leipzig ist sieben Jahre nach der Gründung in der ersten Liga angekommen
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Was bedeutet der Aufstieg für die Traditionsvereine?

Benjamin Wahlen (SPOX): Zunächst einmal einen ernst zunehmenden Konkurrenten. Sei es Gladbach beim Kampf um die internationalen Plätze oder der HSV um einen gesicherten Mittelfeldrang: Leipzig ist jetzt da, stark, hat Geld, geballte Fußball-Kompetenz und offensiv formulierte Ziele. RB ist kein Aufsteiger wie Darmstadt oder Braunschweig, der sich meist nur kurz halten kann. Gleichzeitig ist der RB-Aufstieg für einige Klubs auch eine schallende Ohrfeige - Geld und Retorte hin oder her. In Leipzig wird gute Arbeit geleistet und die Fehler, die beispielsweise Bremen, Frankfurt, Stuttgart und den HSV in den letzten Jahren haben in den Keller durchrutschen lassen, vermieden.

Frank Oschwald (SPOX): Das sehe ich ähnlich, Ben. Da Leipzig sich in der Bundesliga festbeißen wird, fällt hinten eine Traditionsmannschaft runter. Aktuell ist das ja schon der Fall, denn Stuttgart und RB werden aller Voraussicht nach die Ligen tauschen. RB dafür an den Pranger zu stellen, ist allerdings Quatsch. Die Traditionsvereine haben es oft selbst verbockt, falsche Entscheidungen getroffen und alte Strukturen nicht aufgebrochen. Das ist bei Leipzig etwas anders. Rangnick konnte wie bei Anstoß 3 mit einem weißen Blatt Papier anfangen und genau die Vereinsstrukturen etablieren, die er für richtig hält. Das ist sicherlich ein großes Plus.

Adrian Fink (SPOX): Der Konkurrenzkampf nimmt logischerweise zu. In den letzten Jahren sind ja mit dem VfB, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt oder dem HSV bereits einige Traditionsvereine in den Abstiegssumpf geraten und einen davon erwischt es am Wochenende auch. Da Leipzig kein gewöhnlicher Aufsteiger mit dem Ziel Klassenerhalt ist, verschärft das die Situation für den HSV und Co.. Man kann RB aber keinen Strick daraus drehen, dass sie sich als Bundesliga-Team etablieren und Teams wie Gladbach oder Schalke mächtig Feuer machen werden. In Leipzig wird das Geld sinnvoll in die Hand genommen und das Projekt mit Köpfchen voran getrieben.

mySPOX-User ausLE: Im Grunde nichts. Wenn jene, die zu dem Team Marktwert gehören, ihre Hausaufgaben machen, werden auch die Spiele gegen Rasenballsport Leipzig zu einem Highlight - inklusive guter TV-Quoten, wie es schon in der 2. Liga bewiesen wurde. Für mich schließt sich mit dem Thema "Tradition" eher ein Kreis. Denn unweit von der Red Bull Akademie bzw. dem Trainingsgelände ist 1900 der DFB gegründet worden - und Leipzig stellte den ersten deutschen Meister. Mehr Tradition geht doch eigentlich nicht.