"Schlimmer als ein Miederschlüpfer"

RB Leipzig ist sieben Jahre nach der Gründung in der ersten Liga angekommen
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Kann RB auf lange Sicht ein Konkurrent für die Spitzenteams der Liga werden?

Benjamin Wahlen (SPOX): Wie schwer es ist, sich zu etablieren, zeigt das Beispiel Hoffenheim. Herbstmeister in der Premierensaison, jetzt ständiger Abstiegskandidat. Allerdings hat Leipzig finanziell ganz andere Möglichkeiten als Hoffenheim, das Jahr für Jahr Leistungsträger ziehen lassen musste, und mit Ralf Rangnick den Mann, der 1899 aus genau diesem Grund verließ. Rangnick hat klare Absprachen und Vorstellungen, was das Halten von Leistungsträgern und das Verpflichten von Hochkarätern angeht und weiß diese auch durchzusetzen. Um aber wirklich in die Sphären von Bayern und Dortmund vorstoßen zu können, müssten in Leipzig trotz des Drucks über einige Jahre sehr viele richtige, rationale Entscheidungen getroffen werden - und daran glaube ich nicht.

Frank Oschwald (SPOX): Langsam, langsam, Leipzig ist jetzt erst einmal in die Bundesliga aufgestiegen. Man hat also gerade einmal den ersten Schritt eines Marathons gemacht, jetzt folgen weitere 42,194 Kilometer. Jetzt schon von einem Angriff auf die Spitze zu sprechen, wäre zu früh. Das wird es in diesem Jahrzehnt nicht mehr geben. Dazu sind die anderen Mannschaften einfach viel zu weit enteilt. Leipzig muss zunächst einmal schauen, dass sie sich gesund entwickeln und in der Liga etablieren. Gelingt dies, ist ein Angriff gut denkbar, denn das Potenzial hat der Verein.

Adrian Fink (SPOX): Ja. Mit der finanziellen Potenz, die nun mal dahintersteckt, sind die Voraussetzungen für einen Angriff auf die Top-Teams der Liga auf jeden Fall gegeben. Nach dem ungefährdeten Klassenerhalt im Premierenjahr können die Roten Bullen den internationalen Wettbewerb als realistisches Ziel ausgeben. Aber auch wenn ich Leipzig durchaus zutraue, innerhalb der nächsten fünf Jahre zur dritten Kraft in Deutschland aufzusteigen, sind der BVB und die Bayern kurz- und auch mittelfristig mindestens eine Kragenweite zu groß. Bis RB sich auf einem Niveau mit den Dortmundern oder gar den Münchnern wägen darf, fließt noch reichlich Wasser die Pleiße hinunter.

mySPOX-User ausLE: Lang ist relativ. Aber wenn ich mir die Tabelle von vor sechs Jahren ansehe und schaue, wo einige Mannschaften jetzt stehen, dann gibt es viel Bewegung nach oben wie auch nach unten. Ich bin mir aber sicher: Solange Entscheidungsträger wie Mintzlaff und Rangnick das Sagen haben, wird Rasenballsport Leipzig sich Stück für Stück nach oben herantasten. Aber bei aller Euphorie vom 08.05.2016, denke ich nicht an die CL-Hymne oder eine Meisterschaft.