WM

Brasilianisches Korruptions-Symbol

SID
Ricardo Teixeira war einst Brasiliens Verbandspräsident
© getty

Die Bezeichnung "umstritten" ist für den einstigen brasilianischen Verbandspräsidenten Ricardo Teixeira noch eine sehr wohlwollende Formulierung. Der ehemalige hohe FIFA-Funktionär, der jahrelang Schmiergelder angenommen hatte, spielt bei der WM aber keine Rolle mehr.

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Als der langjährige Strippenzieher Ricardo Teixeira im März 2012 seinen Hut nahm, war er verbittert. Dagegen herrschte im WM-Gastgeberland Brasilien eine Stimmung gemischt aus Häme und Erleichterung.

"Heute können wir feiern, denn wir haben ein Krebsgeschwür aus dem brasilianischen Fußball entfernt", sagte der ehemalige Weltmeister Romario.

Nach unzähligen Skandalen hatte das Land von seinem korrupten Fußball-Präsidenten und Chef des WM-Organisationskomitees einfach genug.

Seine Karriera als Trümmerhaufen

Wenig später legte Teixeira, in dessen Ära die Vergabe der WM nach Brasilien gefallen war, auch seine Posten beim Weltverband FIFA nieder - selbstverschuldet stand der damals 64-Jährige vor den Trümmern seiner Karriere.

Seit 1989 hatte der ehemalige Schwiegersohn des damaligen FIFA-Präsidenten Joao Havelange die Geschicke des nationalen Fußballverbandes CBF geleitet und war auch in der FIFA immer weiter aufgestiegen. Sogar als Nachfolger von Präsident Joseph S. Blatter wurde er gehandelt.

Das endete allerdings spätestens, als er mit Havelange in den Mittelpunkt des größten Korruptionsskandals im internationalen Fußball rückte.

Strafrechtliche Irrelevanz

Teixeira hatte in den 90er-Jahren Schmiergelder vom damaligen Sportrechtevermarkter ISL bekommen. Gerichtsfest dokumentiert sind umgerechnet knapp 18 Millionen Euro, die er und Havelange angenommen haben.

Strafrechtlich war das allerdings irrelevant - seinerzeit war die Annahme von Bestechungsgeldern in der Schweiz nicht strafbar. Blatter wurde im Zuge des Skandals im Übrigen nur "ungeschicktes" Verhalten bescheinigt.

Obwohl der damalige Generalsekretär eine versehentliche auf ein FIFA-Konto getätigte Überweisung der ISL mit dem Betreff "Havelange c/o Fifa" umgehend zurück überweisen ließ. Und danach keinerlei interne Ermittlungen in die Wege leitete.

Von Reue war bei Teixeira ohnehin nichts zu spüren - im Gegenteil: Korruptionsvorwürfe gegen ihn? "Darauf scheiße ich", sagte er noch wenige Monate vor seinem Rücktritt in einem Interview.

"Was wird passieren? Nichts."

Und der damals noch amtierende OK-Chef gab ein weiteres Beispiel seines Selbstverständnisses: "2014 kann ich nach Belieben Schandtaten treiben. Akkreditierungen nicht vergeben, Zugänge verweigern. Und was wird passieren? Nichts." In seinem Rücktrittsbrief sprach er davon, "seine Arbeit gemacht zu haben."

Sein "Meisterstück" war allerdings ein ganz besonderer Coup, als er den Begriff der Vetternwirtschaft neu definierte und alle "Störvariablen" ausschaltete - und einfach einen Vertrag mit sich selbst schloss.

Als Präsident des CBF vereinbarte er einen Deal mit einer Gesellschaft, die die Organisation der WM durchführen sollte. Chef der Gesellschaft: Teixeira selbst.

Der besondere Clou: Einen möglichen Gewinn hätten sich der Verband und Teixeira zu je 50 Prozent geteilt - einen Verlust allerdings die CBF zu 99,99 Prozent ausgleichen müssen.

Medaillen-Klau bei Jugendturnier

Nach heftigen Protesten verzichtete er dann letztendlich auf diesen Deal. Mittlerweile lebt er in Florida, ein Visumsantrag wurde von Andorra abgelehnt.

Ein Umzug in der Zwergstaat hätte für Teixeira einen großen Vorteil gehabt: Andorra unterhält kein Auslieferungsabkommen mit Brasilien.

Doch auch sein Nachfolger José Maria Marin als CBF-Präsident ist keinesfalls unumstritten. Vor allem seit der langjährige Schattenmann Teixeiras im Januar 2012 in die Negativschlagzeilen geraten war.

Bei einem nationalen Jugendturnier hatte er sich klammheimlich eine Siegermedaille eingesteckt und wurde anschließend als "Zé da Medalha" (Medaillen-Jupp) verspottet.

Die WM-Gruppenphase im Überblick

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