WM

21 Tote bei Public-Viewing-Explosion

SID
In Nigeria kam es zu einer Explosion
© getty

Bei einem Public Viewing in der Stadt Damaturu im Nordosten Nigerias hat es eine Explosion gegeben. Sie ereignete sich am Dienstagabend Ortszeit ungefähr während des Anstoßes der Begegnung zwischen WM-Gastgeber Brasilien und Mexiko.

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Ein feiger Anschlag mit mindestens 21 Toten und 27 Verletzten bei einem Public Viewing in Nigeria hat auch einen Schatten auf die Fußball-WM in Brasilien gelegt. Es gilt als wahrscheinlich, dass die radikal-islamistische Terrorgruppe Boko Haram hinter dem Attentat steht. Sie hatte am Montag vor dem ersten WM-Spiel Nigerias gegen den Iran mit Anschlägen auf Fußballfans gedroht.

Die Tragödie ereignete sich eine Viertelstunde nach Anpfiff der Vorrundenpartie zwischen Brasilien und Mexiko in der Stadt Damaturu, einer Hochburg der vor zehn Jahren gegründeten Boko Haram. Augenzeugen berichteten von einer motorisierten Rikscha, die gegen 21.15 Uhr plötzlich explodierte. Dort hatten der oder die Attentäter einen Sprengsatz deponiert. Soldaten waren nach der Detonation im Einsatz, die Gegend wurde abgesperrt. "Unter den Opfern sind Kinder und junge Männer", sagte ein Krankenhaussprecher am Mittwoch.

"Es ist schrecklich, über Tote und Verletzte in Nigeria zu lesen, wo Fußballfans die Weltmeisterschaft geschaut haben", erklärte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter via Kurznachrichtendienst Twitter: "Fußball sollte Menschen zusammenbringen und nicht trennen."

"Verschwörung des Westens"

Boko Haram hat sich noch nicht offiziell zu dem Anschlag bekannt. Ihr Anführer Abubakar Shekau hatte in der Vergangenheit jedoch wiederholt gegen den Fußball gewettert. In einer Videobotschaft nannte er den Sport eine "Verschwörung des Westens, um Muslime von der Ausübung ihrer Religion abzuhalten".

Boko Haram versetzt das fußballbegeisterte Land im Westen Afrikas seit Jahren in Angst und Schrecken. Im Mai wurden drei Menschen in der Stadt Jos bei einem Anschlag während des Public Viewings zum Champions-League-Finale getötet. Einen Monat zuvor stürmten Attentäter eine Veranstaltung und erschossen zwei Personen. Die Opfer hatten zuvor das Viertelfinale der Königsklasse verfolgt. Zudem starben bei einem Bombenanschlag nach einem Fußballspiel Anfang Juni mehr als 40 Menschen.

Auch die meisten der im April vor rund zwei Monaten entführten mehr als 200 Schülerinnen sind noch immer in der Gewalt der Extremisten, die einen islamistischen Staat fordern und seit 2009 bei zahllosen Anschlägen tausende Menschen getötet haben.

Sicherheitsdebatte neu entfacht

In Folge des landesweiten Terrors hatten Nigerias Behörden reagiert und im besonders gefährdeten Bundesstaat Adamawa im Nordosten des Landes alle Public-Viewing-Stätten geschlossen. "Wir wissen, dass das für viele Fans einschneidende Folgen hat. Aber wir glauben, dass die Sicherheit der Menschen wichtiger ist", sagte ein Regierungssprecher seinerzeit.

Die Explosion in Damaturu, der Hauptstadt des Bundesstaates Yobe unweit von Adamawa, wird die Sicherheitsdebatte neu entfachen. Für viele Nigerianer sind die öffentlichen Veranstaltungen die einzige Möglichkeit, die WM-Spiele der "Super Eagles" überhaupt zu sehen. Regelmäßige Stromausfälle sowie ein akuter Mangel an Satelliten-Receivern machen Übertragungen oft unmöglich. Die Polizei warnte die Fans am Mittwoch aber ausdrücklich vor dem Besuch von Public-Viewing-Veranstaltungen.

Für die "Super Eagles" geht es ungeachtet des Terrors im eigenen Land bei der WM weiter. Nigeria trifft nach dem enttäuschenden 1:1 gegen den Iran am Sonntag auf Bosnien-Herzegowina, drei Tage später geht es gegen Argentinien.

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