WM

"Ein Spiel fürs Leben"

Von Alice Jo Tietje
80.000 Fans feierten die Equipe Tricolore im Stadion
© getty

Die französische Nationalmannschaft hat das nicht mehr für möglich gehaltene Wunder perfekt gemacht. Auch dank eines überragenden Franck Riberys darf die Equipe Tricolore zum 14. Mal zu einer Weltmeisterschaft fahren.

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Als der Schiedsrichter in der 94. Minute zur Pfeife griff, gab es kein Halten mehr. Die Spieler und Verantwortlichen der französischen Nationalmannschaft stürmten auf den Platz, umarmten sich oder ließen sich fallen und reckten die Finger gen Himmel.

Die Erleichterung, die durch das Stade de France ging, war förmlich zu spüren. Die Wenigsten hatten noch an das "Petit Miracle"- das kleine Wunder geglaubt. Doch angeführt von einem wieder erstarkten Franck Ribery, zeigte die Mannschaft eine großartige Reaktion nach der schwachen Leistung in Kiew.

Auch die Medien im Land zeigten sich wieder im Einklang mit ihrer Nationalmannschaft. So schrieb "Le Parisien" von "einer blauen Nacht, die wie ein Traum erscheint" und sprach von einer "Heldentat" der Mannschaft.

Man merkte den Spielern an, dass sie die herbe Kritik des Hinspiels nicht auf sich sitzen lassen wollten. "Wir haben auf die Kritik reagiert und die Antwort auf dem Spielfeld gegeben. Wir wussten, was wir tun. Es ging nur um das Stadion, den Kopf und das Herz", erklärte der junge Paul Pogba die Leistung des Teams.

Ribery straft Kritiker

Gerade der im Hinspiel blass gebliebene Ribery hatte nach der 0:2-Niederlage viel einstecken müssen: "Er hat gesagt, er fühlt sich so stark wie nie zuvor, aber wir haben ihn schwach wie selten gesehen. Er war machtlos und konnte seinen Status als Retter nicht bestätigen", hatte die "L'Equipe" kritisiert.

Anders jedoch gestern: Der 30-Jährige zeigte sich wie angestachelt von den Vorwürfen und war von Beginn an der erhoffte Leader auf dem Platz. Dabei musste Europas Fußballer des Jahres häufig um seine Gesundheit zittern, da die Ukrainer nicht kleinlich in die Zweikämpfe gingen.

Von Anfang an konzentrierten sich die Sieger des Hinspiels auf die Defensive und gingen ihre Gegenspieler hart an. Wenn sie Ribery stoppen konnten, dann nur mit unerlaubten Mitteln. Der französische Wirbelwind zeigte sich jedoch unbeeindruckt.

Links wie rechts war der Spielmacher zu sehen, schlug viele Flanken und scheute sich nicht, selbst häufig den Abschluss zu suchen. In jeder Offensivaktion der Franzosen hatte Ribery seine Finger im Spiel und führt die Mannschaft zu einem verdienten Sieg.

"Wir haben ein neues Gesicht gezeigt"

"Es ist Wahnsinn. Was wir heute geschafft haben, ist enorm. Wir wollten etwas erreichen. Es ist ein Spiel, das dir ein Leben lang bleibt. Wir haben ein neues Gesicht gezeigt", sagte der emotionale Mittelfeldmotor, der an allen drei Toren beteiligt war.

Von der ersten Sekunde an hatte man das Gefühl, dass die Bleus diesen Sieg und den Einzug in die Endrunde erreichen wollten. "Wir waren aggressiv und haben die Ukrainer von oben wieder runter geholt. Wir waren auf dem Platz geduldig und haben ohne Zweifel unseren Fußball gespielt", erklärte Ribery die Spielweise seines Teams.

Auch für Didier Deschamps war es ein großes Spiel. Der Trainer, der zuletzt um seinen Job zittern musste, konnte mit dem Sieg auch einen persönlichen Erfolg verbuchen. Kurz nach Abpfiff wurde bekannt gegeben, dass sein Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert wird.

"Ich bin schon lange dabei und habe viele tolle Momente erlebt, aber die Anwesenheit der französischen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien ist schon etwas Großartiges", erklärte der 45-Jährigen in der anschließenden Pressekonferenz.

Wieder eine Einheit

Die Mannschaft präsentierte sich als Einheit, nachdem im Vorfeld der Partie Gerüchte aufkamen, dass sich die Spieler total zerstritten hätten. Doch die Streitigkeiten wurden bei Seite gelegt, wie Europas Fußballer des Jahres erklärte: "Wir sind große Jungs, wir können miteinander reden und wir mussten heute reagieren".

Auch mit den Zuschauern zeigte sich das Team wieder vereint. Rund 80.000 Fans trugen ihre Mannschaft von der ersten Sekunde an und unterstützten ihre Bleus bedingungslos. "Wie die Fans hinter uns standen, das habe ich lange nicht mehr im Stade de France erlebt", beschrieb Ribery die tolle Stimmung.

Nach dem Spiel gab es dann auch den Schulterschluss zwischen Spielern und Fans, als das Team sich bei seinen Anhängern bedankte und gemeinsam mit ihnen feierte. "Wir haben wieder ein starke Verbindung mit den Fans aufgebaut" wusste auch Verteidiger Raffael Varane.

Während in den Städten Frankreichs die Feier erst richtig anfing, mussten einige Spieler nach dem Spiel und der geschafften WM-Qualifikation noch zur Präsentation des neuen Trikots.

Frankreich - Ukrainie die Statistik zum Spiel