Am Freitag werden die Mitglieder des FC Bayern München Uli Hoeneß wieder zum Präsidenten wählen. Der Verein bekommt damit einen elementaren Teil seiner Identität zurück. Ein Kommentar von SPOX -Redakteur Andreas Lehner.
Warum tut sich Uli Hoeneß das nochmal an? Warum kehrt er nach seiner Gefängnisstrafe wieder in die Öffentlichkeit zurück? Und warum setzt er sich damit dem Druck seiner Kritiker aus, die jedes Wort und jede Tat in Verhältnis zu seiner Vergangenheit stellen werden?
Wer Hoeneß in den letzten Wochen getroffen hat und wer ihn hat sprechen hören, der hat einen zufriedenen Menschen erlebt. Einen Mann, der in sich ruht und der sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreut. Zum Beispiel an seinem neuen Fernseher, der ihm ein derart scharfes Bild ins Wohnzimmer zaubert, dass er darauf die Schweißperlen der Sportler oder die Falten der Nachrichtensprecher erkennt.
Der Alltag hat Uli Hoeneß wieder und Uli Hoeneß hat den Alltag wieder. Das ist nach einem Gefängnisaufenthalt durchaus eine Beschreibung wert, denn den Entzug der Freiheit verarbeitet jeder anders und nicht jeder so gut. Aber Hoeneß ist ausgeglichen und zufrieden, er hat die Vergangenheit hinter sich gelassen. Er hat die Strafe akzeptiert, abgesessen und zurückgezahlt. Der juristische Teil sieht jetzt die Resozialisierung vor. Auch deshalb hat er sich zur Rückkehr an die Spitze des Vereins entschieden. Er kann nicht ohne den Klub und der Klub kann nicht ohne ihn.
Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München e.V. am Freitag wird er zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt werden. Daran besteht kein Zweifel, es gibt keinen Gegenkandidaten. Die Frage ist nur, wie weit Hoeneß von der 100-Prozent-Marke entfernt sein wird.
Hoeneß' beste Sprüche: "For me, it's scheißegal!"
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Bayern-Patron und Sprüche-Klopfer: Uli Hoeneß polarisiert wie kein anderer Sport-Funktionär in Deutschland. Wir blicken auf seine Sprüche zurück.
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Im dpa-Interview outete sich Hoeneß beispielsweise als Fan von Gesundheitsminister Karl Lauterbach: "Sein Vorgänger Jens Spahn war Ankündigungsweltmeister, hat aber wenig zustandegebracht. Lauterbach dagegen hat eine Vision, eine Idee. Ich bin ein Fan."
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Der Ehrenpräsident des FC Bayern zeigte sich erbost, nachdem die Jahreshauptversammlung in der Katar-Debatte eskaliert war: "Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe."
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In der Podcast-Reihe "11 Leben", die das Leben und Wirken des Ehrenpräsidenten der Bayern beleuchtet, hatte Hoeneß im November 2021 zum Rundumschlag ausgeholt. Besonders die Spielerberater und Scheich-Klubs bekamen ihr Fett weg. Ein kleiner Auszug ...
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Hoeneß beschwerte sich über die Entwicklung bei PSG und griff Klub-Boss Nasser Al-Khelaifi an: "Wenn der Spieler will, dann fliegt er zu seinem Emir." Bayern habe sich hingegen das Geld für Transfers hart erarbeitet.
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Außerdem sprach er über seine Beziehung zu Stadtrivale 1860 München: "Sie werden bei 1860 kaum jemanden finden, der schlecht über mich spricht. Ich habe in all den Jahren mit fast allen Präsidenten - meist heimlich - ein ganz gutes Verhältnis gehabt."
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Den Vorwurf, dass der DFB die WM 2006 gekauft habe, wies Hoeneß entschieden zurück. Im Ausland sei die Meinung: "Die Deutschen sind schön blöd. Dass Sie nach 20 Jahren noch darüber nachdenken, was 2001 war. So blöd können nur die Deutschen sein."
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Zudem stellte Hoeneß klar, dass beim Transfer von Sebastian Deisler 2002 alles mit rechten Dingen zugegangen sei. "Der Deisler-Deal war so sauber wie das Wasser am Tegernsee", sagte Hoeneß. Deisler hatte ein hohes Handgeld erhalten, bestätigte er.
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Es habe sich entgegen anders lautender Meldungen um kein Darlehen gehandelt, Deisler habe die Summe nicht zurückbezahlt. 2001 hatte Hoeneß noch widersprochen, dass Deisler ein Handgeld erhalten habe. Damals war von 20 Mio. Mark die Rede.
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Schon im Oktober sorgte er für Aufsehen: "Vegetarisch akzeptiere ich noch ein bisschen, vegan überhaupt nicht, weil die Leute auf die Dauer nur krank werden. Das Problem ist, die sind ja militant. Wenn du heute die kritisierst, greifen sie dich an."
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Manuel Neuer oder Marc-Andre ter Stegen im DFB-Tor? Eine klare Sache für Hoeneß. Ter Stegen habe "überhaupt keinen Anspruch" auf Einsätze, sagte Hoeneß im Herbst 2019. Neuer werde hingegen im Tor stehen, da "hat der ter Stegen schon einen grauen Bart".
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Auch der DFB, von dem sich Hoeneß "mehr Unterstützung erwartet" hätte, bekam sein Fett weg: "Wir werden es uns in Zukunft nicht mehr gefallen lassen, dass unsere Spieler ohne Grund beschädigt werden."
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Kurz darauf legte er nach und forderte vom DFB, "dass man den Herrn ter Stegen in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht. Denn er beschädigt hier einen tadellosen Sportsmann wie den Manuel Neuer, der niemandem was getan hat".
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Und die Medien bekamen natürlich auch noch einen mit: "Die westdeutsche Presse unterstützt ter Stegen extrem, wie wenn er schon 17 Weltmeisterschaften gewonnen hätte. Von der süddeutschen Presse sehe ich gar keine Unterstützung."
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Am 30. August 2019 erklärte er auf einer One-Man-PK seinen Rückzug. Ganz konkrete Pläne hatte er noch nicht, aber: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Zigarre rauchender und Golf spielender Rentner werde. Sie werden schon noch von mir hören."
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"Ich habe nur Angst vor Krieg oder Krankheit. Ich bin jeden Tag froh, dass ich in Bad Wiessee aufwache und nicht in Aleppo", sagte er auf die Frage, ob er sich vor dem Tag des Rückzugs von seinen Ämtern fürchte.
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Angesprochen auf Gerüchte um Schalke-Keeper Nübel sagte Hoeneß nach dem Pokalspiel in Bremen Ende April 2019: "Das ist eine Sache, die der Sportdirektor macht, weil das eine Investition unter 25 Mio Euro ist - und dafür bin ich nicht zuständig."
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Am 19. Oktober 2018 fand beim FC Bayern eine denkwürdige Pressekonferenz statt. Dabei hauten Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verbal ordentlich auf die Pauke.
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Die Bayern-Granden rechneten mit den "respektlosen" Medien ab. Den Vorwurf, er habe sich mit seiner Kritik an Özil ("der hat einen Dreck gespielt") auch respektlos verhalten, konterte er: "Ich hätte nicht Dreck sagen sollen, sondern Mist."
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Selbstbewusst und bestimmt - das war Hoeneß schon immer, wenn es um seine Roten ging: "Der FC Bayern ist mit großem Abstand die beste deutsche Mannschaft. Das tut mir leid für alle anderen", sagte er einst
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Dass er mit dem Klub durch jede Krise gehen würde, kündigte er bereits vor seiner Haftstrafe an: "Ein Uli Hoeneß lässt den FC Bayern nie im Stich. Und wenn irgendein Problem entsteht, würde ich zur Not hier sogar ein halbes Jahr den Platzwart machen"
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"Der FC Bayern ist natürlich total modern. Karl-Heinz Rummenigge hockt den ganzen Tag vorm Computer und hat eckige Augen", kommentierte er mal sein Leben ohne Computer.
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"Eine Biografie? Von mir? Never ever! Wenn ich die Wahrheit über das, was ich alles erlebt habe, schreiben würde, müsste man etwa zehn Bände machen - und ich müsste nach der Veröffentlichung nach Australien auswandern." Ob er die Worte später bereute?
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"Wir würden nie zum FC Bayern München gehen! - Niemals zu den Bayern gehen!", sangen die Toten Hosen einst. Hoeneß dazu: "Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft mal ersticken wird."
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Auf die Frage nach seinem Wunschgegner fürs Champions-League-Finale entgegnete der Bayern-Boss mal: "For me, it's scheißegal!"
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Auf die Frage, ob er sich einen Transfer David Beckhams nach München vorstellen könne: "Es nützt dir nichts, einen zu holen, der immer bei Bravo Sport auf der Seite eins steht. Wir wollen einen haben, der beim Kicker auf Seite eins steht."
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Auch die eine oder andere Weisheit hatte Hoeneß schon parat: "Ich glaube nicht, dass wir das Spiel verloren hätten, wenn es 1:1 ausgegangen wäre."
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Über Spieler- und Trainer-Ablösesummen sagte Hoeneß: "Die Wahnsinnspreise zahlen wir sicherlich nicht, aber die mittleren Wahnsinnspreise könnte ich mir schon vorstellen."
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Nicht mit allen Trainern pflegte er ein so gutes Verhältnis wie mit Guardiola: "Mit van Gaal haben wir das Double geholt und standen im Champions-League-Finale. Dass der menschlich eine Katastrophe war, steht auf einem anderen Blatt. Fachlich war er top"
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Einen hatte er besonders auf dem Kieker: "Er ist ein Selbstdarsteller mit außergewöhnlichem Hang zum Größenwahn. Daran hat sich nichts geändert", sagte er über Christoph Daum.
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Über Daum lächelte Hoeneß, wenn es um Erfolg ging: "Der kann noch 100 Jahre spielen, der wird uns nie überholen." Daums Verpflichtung durch Eintracht Frankfurts Boss Heribert Bruchhagen kommentierte er mit den Worten: "Da war doch Pulver im Kaffee!"
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Über Bundestrainer Jürgen Klinsmann, den Hoeneß später zu den Bayern holte, schimpfte er: "Der soll hier herkommen und nicht ständig in Kalifornien rumtanzen und uns hier den Scheiß machen lassen."
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Mit Klinsmanns Methoden wurde Hoeneß nicht warm: "Da haben wir für zigtausend Euro Computer gekauft. Da hat er den Profis in epischer Breite gezeigt, wie wir spielen wollen. Wohlgemerkt wollen."
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Anders bei Heynckes: "Jupp hat einen Flipchart und fünf Eddingstifte. Da malt er auf die Tafel die Aufstellung des Gegners und sagt ein paar Takte. Mit Heynckes gewinnen wir für 12,50 Euro, bei Klinsmann haben wir viel ausgegeben und kaum Erfolg gehabt."
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"Wenn Klinsmann Obama ist, dann bin ich Mutter Teresa." Amen.
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Ebenso wenig hielt Hoeneß von einem seiner Ex-Spieler: "Wenn Matthäus Bundestrainer geworden wäre, das wäre wie wenn der Chefspion des KGB Bundeskanzler geworden wäre."
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Über den Wechsel von Lothar Matthäus zu Maccabi Netanya sagte der Bayern-Boss: "Hoffentlich hat die Frau Merkel demnächst nicht zu viel Arbeit, die diplomatischen Beziehungen zu verbessern."
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Da verwundern auch die nachfolgenden, durchaus sehr erheiternden, Worte über Matthäus nicht: "Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird der bei diesem Verein nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion."
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"Wenn einer 100 Millionen verdient, dann ist er trotzdem noch ein Mensch. Und wenn er kein Arschloch ist, dann geht ihm das nahe, wenn er seine Arbeit nicht mehr weitermachen darf", sagte er mal generell über Trainerentlassungen.
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Sein Verhältnis zu Dortmund war nicht immer das beste: "Ich habe 5000 BVB-Aktien. Meine Frau hat sie gekauft. Ich wollte einfach mal schauen: Wie funktioniert so eine Aktie eines Fußball-Vereins? Bis jetzt habe ich viel Geld damit verloren."
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Seine Aufgaben im November 2004 kommentierte er zynisch: "Früher habe ich 80 Prozent meiner Arbeitszeit mit den Spielern verbracht. Heute verwende ich 80 Prozent darauf, das Geld einzutreiben, um sie finanzieren zu können."
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Klare Worte für die Blauen: "Wenn uns der TSV 1860, aus welchen Gründen auch immer, bitten sollte, aus dem jetzigen Vertrag auszusteigen, dann werde ich die Kapelle, die die Sechziger aus dem Stadion bringt, persönlich mit dem Defiliermarsch anführen."
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2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur stellte Hoeneß klar: "Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher."
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Ein besonderes Verhältnis pflegte Hoeneß zu Franck Ribery. Über dessen Feier mit Luca Toni in einer Pizzeria sagte er: "Die müssen sich doch mal den Frust von der Seele saufen. Wir haben doch früher auch auf dem Oktoberfest die Maßen reingelassen."
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Hoeneß zu den Versuchen von Real Madrid, Ribery zu verpflichten: "Pedro Jimenez, Florentino Perez' Berater, hat ein paar Mal angerufen. Ich habe ihn gefragt, ob er Monopoly kennt. Das ist ein deutsches Spiel, das Kinder und Erwachsene gerne spielen ..."
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"... und bei dem der FC Bayern vor zwei Jahren die Schlossallee gekauft und darauf vier Hotels gebaut hat. Die gibt man nur wieder her, wenn man in Not oder pleite ist. Es sei denn, einer kommt drauf, der sich da hinwürfelt. Und dann wird es teuer."
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Die Thematik beendete Hoeneß öffentlich mit einem Seitenhieb: "Nächstes Jahr kommt eher der Gerichtsvollzieher nach Madrid als Franck Ribery."
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Doch die eigenen Spieler erhielten nicht nur Rückendeckung. Über Schweinsteiger sagte er 2006: "Dem wurde zu viel Puderzucker in den Hintern geblasen. Immer soll die Sonne scheinen. Aber in Zukunft regnet es auch mal, wenn die Leistung nicht stimmt."
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Hoeneß zur Herbstmeisterschaft 2011: "Wenn du immer Zweiter, Dritter, Vierter mit 10 Punkten Abstand bist, macht dich das krank. Da hast du keine schönen Wochenenden. Mit so einem schönen Weihnachtsergebnis gewinnt man für zwei Monate Lebensqualität."
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Das Meisterrennen 2007, als Bremen den Bayern nahe kam, kommentierte er mit einer unvergessenen Aussage: "Die sollen ruhig oben stehen bis Weihnachten. Aber der Nikolaus war noch nie ein Osterhase. Am Ende wird der FC Bayern wie immer oben stehen."
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Folgende Aussage dürfte Thomas Müller aus der Seele sprechen. Über WM-Qualifikationsspiele gegen "Exoten" sagte Hoeneß: "Wenn man gegen Liechtenstein spielt, kann man auch gegen den FC Tegernsee spielen!"
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Über das Engagement der FCB-Spieler gegen Gewalt: "Die Spieler waren total begeistert von der Aktion. Das ist eines der wenigen Dinge, wo sie einmal nicht ihre Berater fragen müssen."
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Im November 2004 bekam Schalke eine seiner vielen Watschen ab: "Wir haben etwa so viel Festgeld wie der FC Schalke Schulden. Deswegen werden sie uns vielleicht irgendwann sportlich nahekommen, aber in den Finanzen brauchen sie noch 20 Jahre."
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Den FCB sah er oft benachteiligt: "Als Schalke den UEFA-Cup gewann, wollten sie dort den Notstand ausrufen. Wenn Werder im Halbfinale ist, flippen alle aus und tragen grünweiße Unterwäsche - aber wenn Bayern da spielt, ist es plötzlich der Verlierercup."
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Unnachahmlich sagte er mal über Reiner Calmund: "Der sagt zu allem irgendwas. Stoßen in Tschechien zwei Spieler mit dem Kopf zusammen, weiß er, dass das in Leverkusen 1934 auch schon passiert ist."
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Unvergesslich auch seine Brandrede zu den eigenen Fans auf der Jahreshauptversammlung 2007: "Das ist eine populistische Scheiße. Es kann doch nicht sein, dass wir kritisiert werden, die wir uns hier jahrelang den Arsch aufreißen ..."
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"... Was glaubt ihr, wer euch finanziert? Die Leute aus den Logen, denen wir das Geld aus der Tasche ziehen. Eure Scheißstimmung, da seid ihr doch für verantwortlich und nicht wir!"
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Gehalt ist relativ, machte Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" klar: "Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt."
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Hoeneß 2012 über Schwarzgeld in der Liga: "Es ist unklug, solche Dinge zu machen, denn irgendwann kommt doch immer alles raus. Und es kann doch nicht der Sinn der Sache sein, ins Gefängnis zu wandern, nur um ein paar Mark Steuern zu sparen."
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Eine Aussage, die ihm später als unmoralisch ausgelegt wurde: "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern", wurde Hoeneß 2005 in einem Interview der "Bild-Zeitung" zitiert.
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Im Interview mit der "Zeit" (Mai 2013): "Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu. Ich mache mir riesige Vorwürfe. Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch."
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Hoeneß kehrte als Präsident zum FC Bayern, mittlerweile ist er Ehrenpräsident. "Ich werde dem Verein solange dienen, bis ich nicht mehr atmen kann", sagte er einst.
Ein großer Teil der FCB-Identität Seine erste Amtszeit beendete Hoeneß unter Tränen und mit einer sehr emotionalen Rede . Auch dieses Mal dürfte seine Ansprache den Höhepunkt des Abends bilden. Hoeneß will ohne Manuskript ans Rednerpult treten. Er wird frei von der Leber weg sprechen, um es mit Günther Oettinger zu sagen. Schon immer war Hoeneß ein Mann der klaren Worte und das will er auch bleiben.
Gerade in dieser Phase, in der es sportlich weniger gut läuft, dürfte Hoeneß den richtigen Ton treffen und den Menschen in der Halle aus der Seele sprechen - gefühlsecht. Hoeneß kann das wie kein Zweiter in diesem Klub. Er ist der Übervater Strauß'scher Dimension. Und damit ein ganz bedeutender Teil der Identität des Klubs.
Wie bei der CSU müssen sich alle Nachfolger am großen Vorsitzenden messen lassen und sind im Prinzip nur Platzhalter. Es wird eine spannende Frage sein, wie der FC Bayern damit umgeht, wenn Hoeneß einmal nicht mehr ist. Aber das ist noch weit weg, jetzt kommt er erst einmal zurück.
Der Mann für die Basis Die Fans fühlen sich bei Hoeneß aufgehoben, gehört und wertgeschätzt. Sie wussten den Verein und die fußballspielende AG bei Karl Hopfner und Karl-Heinz Rummenigge in den letzten Jahren zwar in guten Händen, der FC Bayern hat sich unter ihrer Führung prächtig entwickelt und steht als Global Player ausgezeichnet da. Aber so richtig packen kann sie nur der Baumensch Hoeneß. Der mittlerweile 64-Jährige ist das Herz des FC Bayern.
Uli Hoeneß wird 70 - eine Karriere in Bildern
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Wie kein Zweiter steht Uli Hoeneß für den FC Bayern. Auch mit 70 Jahren ist er noch in die Geschicke des Vereins verstrickt, wenn auch nicht mehr an vorderster Front. Zu seinem Ehrentag am 5. Januar porträtiert SPOX den Spieler und Macher in Bildern.
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Die Karriere von Uli Hoeneß, dem Spieler, kommt oft etwas zu kurz. Dabei war der pfeilschnelle Stürmer - Spitzname: "Jung-Siegfried", ein echter Torjäger. Weltmeister 74, Europameister 72, dreimal Pokalsieger der Landesmeister, dreimal Deutscher Meister.
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Wie abseits des Platzes schreckte Uli Hoeneß auch auf dem Rasen nicht vor dem Gegner zurück. Clever, umtriebig, schlitzohrig - und nicht immer ganz fair ...
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Seine schwärzeste Stunde als Spieler: Im EM-Finale 1976 verschoss er einen Elfmeter. Es war der Anfang vom Ende. Von Verletzungen gebeutelt, ging seine Karriere in den folgenden Jahren dem Ende entgegen.
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1979 musste Hoeneß wegen schwerer Knieprobleme seine Karriere beenden und wechselte hinter den Schreibtisch. 108 Tore hatte er in 340 Profispielen erzielt, 58 vorgelegt. Nun wollte er sich um andere Ziffern kümmern.
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Glück im Unglück hatte Hoeneß 1982, als er als einziger einen Flugzeugabsturz überlebte. Im Alter von 30 Jahren sprang er dem Tod von der Schippe - weil er im Kleinflugzeug hinten saß und nicht angeschnallt war.
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Schritt für Schritt baute der umtriebige Manager den Verein in den folgenden Jahrzehnten um, zum wirtschaftlichen Giganten und nach Mitgliedern mittlerweile größten Verein der Welt.
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Dabei hielt er immer Tuchfühlung zu den Geschehnissen auf den Rasen, saß auf der Bank und war der starke Mann hinter dem Trainer. Hier beobachtet er seinen Freund Ottmar Hitzfeld bei dessen Arbeit.
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Hoeneß ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, mal ordentlich zu feiern. Wie hier mit den Spielern nach der Meisterschaft 1989 im Entmüdungsbecken. Prost!
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Hoeneß war schon immer ein Genießer: Gutes Essen, guter Rotwein und hin und wieder eine Zigarre gehören dazu.
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Neben seiner Tätigkeit als Fußballmanager gründete Hoeneß 1985 gemeinsam mit Werner Weiß die heutige "HoWe Wurstwaren" in Nürnberg. Unvergessen sein bei McDonalds daraus entstandenes Produkt: Der "Nürnburger"! Seit 2001 führt Sohn Florian die Geschäfte.
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Die Würstchen werden auch mal für den guten Zweck verkauft - und Hoeneß packt selbst mit an.
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Ist zwar kein "Nürnburger", schmeckt aber trotzdem!
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Das waren noch Zeiten: Uli Hoeneß im altehrwürdigen Olympiastadion. Gebaut für die Olympischen Spiele 1972, verschaffte es dem FC Bayern einen nicht unerheblichen Standortvorteil.
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Das Olympiastadion wird im neuen Jahrtausend schließlich von der Allianz Arena abgelöst. 2002 beginnt der Bau im Nordosten der Stadt, das Projekt wird ein voller Erfolg: Die Arena ist über Jahre ausverkauft.
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Moderne Allianz Arena statt traditionelles Olympiastadion. Wie sich die Zeiten ändern ...
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Über die Jahrzehnte machte sich Hoeneß auch Feinde, führte unzählige Fehden mit der Konkurrenz. Unvergessen: Die "Kokain-Affäre" um Christoph Daum. Mittlerweile haben sie sich ausgesprochen.
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Für seine Spieler war Hoeneß immer da. Hier hält er Oliver Kahn nach einer Golfball-Attacke zurück. Kahn trat 2021 die Nachfolge von Karl-Heinz Rummenigge als Chef des Vorstandes an.
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Auch auf seine Freunde hatte Hoeneß ein Auge: So wurde der "Bomber" Gerd Müller von ihm aus den Fängen der Alkoholsucht gerettet und zu einer Entziehungskur überredet.
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Die Elefantenrunde des FC Bayern: Hoeneß, Ex-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.
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Gegenüber anderen Vereinen zeigten sich die Bayern unter seiner Ägide loyal: St. Pauli half man 2003 aus der Misere, Darmstadt, Kaiserslautern - die Liste der "Retterspiele" ist lang. Sogar dem BVB half man einmal mit Millionen aus der Patsche.
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Die Basketball-Abteilung profitierte in den letzten Jahren enorm von Hoeneß' Leidenschaft für Basketball, es ist seine "zweite Liebe". 2014 werden die Bayern erstmals BBL-Meister, eine eigene Halle soll kommen.
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Einer der schweren Momente: Sebastian Deisler gibt wegen Depressionen das Ende seiner Karriere bekannt.
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Jahre später erzählt Hoeneß anlässlich des zehnten Todestages von Robert Enke, wie er sich damals um Deisler kümmerte: Einmal schlief der im Trainingslager sogar in dessen Gästezimmer.
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Der FC Bayern als Familie: Für viele Spieler wird Hoeneß zu einer Art Vaterfigur, siehe Franck Ribery. Der hat den FC Bayern zwar mittlerweile verlassen, doch die Herzensverbindung bleibt.
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Die Wutausbrüche von Hoeneß sind legendär - und nicht selten muss er im Nachhinein zurückrudern. 2007 gerät die Stimmung in der AA in die Kritik. Hoeneß: "Das ist eine populistische Scheiße! Eure Scheißstimmung, da seid ihr doch für verantwortlich!"
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Die Saison 2008/09, als es unter Jürgen Klinsmann nicht wie gewünscht lief, war Hoeneß' letzte auf der Bank. Fortan jubelte er mit den Vorstandskollegen von der Tribüne aus.
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Überhaupt, die Trainer: Manchmal geht es gut - und manchmal nicht. Mit Louis van Gaal wurde Hoeneß nie richtig warm - kein Wunder, dass sich der Niederländer nicht lange hielt.
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Mit ihm konnte Hoeneß deutlich besser: Seinen Freund Jupp Heynckes holte Hoeneß gleich viermal an die Säbener Straße.
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In der dritten Amtszeit unter Heynckes feierten die Bayern mit dem Triple 2013 die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte.
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2017 wird Carlo Ancelotti gefeuert, Hoeneß ruft seinen Freund Heynckes an. Der hilft ein letztes Mal aus - und wird natürlich Meister. Beim endgültigen Abschied verdrückt Uli ein paar Tränchen.
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Hoeneß' großer Coup: Er holt Pep Guardiola 2013 als Heynckes-Nachfolger. Das Trainer-Genie bleibt drei Jahre und wird dreimal Meister, in der Königsklasse klappt es aber nicht.
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Der 60. Geburtstag am 5. Januar 2012: Hoeneß hat nahezu alles erreicht, er kann sich feiern lassen.
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Hoeneß' dunkelste Stunde: Er, der gerne das öffentliche Gewissen des Vereins darstellt, hat im großen Stil Steuern hinterzogen. Anfang des Jahres 2013 stellt er Selbstanzeige.
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Die Strafkammer des Münchner Landgerichts verurteilte Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft, auf den Bayern-Granden prasseln Hohn und Spott ein. Es folgt der Abschied von seinem Klub: "Das war's noch nicht!"
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Nach seiner Rede verbeugte er sich ein vorerst letztes Mal vor den anwesenden Mitgliedern des FC Bayern.
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Minutenlange Standing Ovations brachten Hoeneß an diesem Abend aus der Fassung.
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Die angestauten Emotionen konnte er im Anschluss nicht mehr unterdrücken. Ihm ist klar: Er wird noch einmal zurückkommen.
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Am 2. Juni 2014 trat Uli Hoeneß seine Haft in der JVA Landsberg am Lech an. JVA statt JHV - ein kleiner, aber feiner Unterschied ...
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Im November wurde bekannt, dass Hoeneß ab Januar 2015 aufgrund guter Führung als Freigänger in der Jugendabteilung des FCB arbeiten wird.
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Auch in seiner Abwesenheit immer hinter ihm: der Großteil der Bayern-Fans. Der große Knatsch sollte aber noch folgen ...
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Als Freigänger ließ es sich Hoeneß nicht nehmen, die deutsche Meisterschaft 2015 gebührend zu feiern.
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Die ganze Zeit über an seiner Seite: seine Frau Susi. Auch wegen ihr will er jetzt endlich kürzer treten.
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Als die Stadt Mönchengladbach Jupp Heynckes im März 2016 den Ehrenring der Stadt verlieh, hielt Uli Hoeneß die emotionale Laudatio - sein erster großer Auftritt nach seiner Entlassung im Februar zuvor.
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Schritt für Schritt zurück ins Rampenlicht: Auch auf der Wiesn präsentierte sich Hoeneß mit seiner Frau Susi im Oktober des gleichen Jahres.
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Die bayrische Akklimatisierung schien bereits wieder gelungen.
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Offiziell zurück beim FC Bayern ist Uli Hoeneß am Abend des 25. Novembers: Da wurde er erneut zum Präsidenten des Klubs gewählt. Back to Business, noch einmal drei Jahre ganz vorn an der Front.
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Hoeneß reitet wie gewohnt die Abteilung Attacke, legt sich mit alles und jedem an. Ex-Spieler Bernat etwa habe "einen Scheißdreck" gespielt, poltert er 2018 auf einer Pressekonferenz.
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Noch kurioser wird es, als er und Rummenigge über "Menschenwürde" und das Grundgesetz schwadronieren. Dies wird auf der kurz darauf folgenden Jahreshauptversammlung erneut Thema ...
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Im Anschluss bekommen Hoeneß und Co. von Klubmitglied Johannes Bachmayr die Leviten gelesen. Schonungslos zählt er die Verfehlungen des Klubs auf.
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Die Rede findet großen Anklang. Hoeneß verzichtet darauf, sich zu verteidigen, ist aber sichtbar angefressen. An diesem Abend reift der Gedanke heran, die große Bühne zu verlassen.
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Schließlich waren die Nachfolger schon damals in Stellung gebracht: Ex-Bayern-Star Hasan Salihamidzic sollte Sportdirektor werden. Inzwischen ist er sogar Sportvorstand. Seine Arbeit wird im Klub weiterhin geschätzt.
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"Schau, das ist dein neues Reich!" Einen Nachfolger als Präsident hatte Hoeneß ebenfalls auserkoren: Herbert Hainer, ehemals Vorstandsvorsitzender von Adidas, bekleidet das Amt seit November 2019.
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Die Fans verabschieden sich ebenfalls - wenn auch ein bisschen makaber ...
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Na dann - es wird Zeit! Uli Hoeneß bleibt allerdings im Vorstand - und will "seinen" Verein weiterhin wie eine Glucke verteidigen. Seinen Worten hat er in jedem Fall Taten folgen lassen ...
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Als Anfang 2020 beispielsweise die Corona-Pandemie ausbricht, positioniert sich Hoeneß klar auf der Seite der Impfwilligen. "Ich kann ziemlich militant werden, wenn jemand sich nicht impfen lässt", sagte er kürzlich in einem Zeit-Interview.
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Kurz darauf kommt er auch im TV zu Wort. Für drei Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft tritt Hoeneß Anfang 2021 als Experte für RTL vor die Kamera. Danach gehen der Sender und er getrennte Wege.
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Doch auch Versöhnung kann er: Anlässlich des Todes von Gerd Müller im vergangenen Jahr versöhnte er sich mit Paul Breitner, dem Kumpel aus frühen Kicker-Jahren, mit dem es später zum Bruch kam. "Wir sind wieder gut miteinander", sagte Breitner jüngst.
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Auch erlebt Hoeneß die nach eigener Aussage "schlimmste Veranstaltung" die es je beim FC Bayern gab – die Jahreshauptversammlung 2021. Nach scharfer Kritik einiger Mitglieder am Katar-Engagement des Vereins, kommt es zu hitzigen Wortgefechten.
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Später stärkt er den Verantwortlichen um Oliver Kahn und Nachfolger Herbert Hainer den Rücken. "Das Bild, das der FC Bayern an diesem Abend abgegeben hat, kann niemandem von uns gefallen haben", sagte Hoeneß.
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Seinem Lebenswerk wird auch ein Podcast gewidmet. In "11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß" taucht der Journalist Max-Jacob Ost tief in die Geschichte des erfolgreichen Managers ein. Zum großen Finale stellt sich Hoeneß den kritischen Fragen.
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Und auch mit seinen nun 70 Jahren wird Hoeneß sicherlich noch für viele weitere Aufseher sorgen. Wir wünschen an dieser Stelle alles Gute!
Und gerade die Frage, wo dieses Herz schlägt, wird in den nächsten Jahren entscheidend sein. Die Internationalisierungsstrategie, Trainingslager in Katar oder Reisen nach Saudi-Arabien. Der FC Bayern hat sich mit diesen Entscheidungen auch in den eigenen Reihen nicht nur Freunde gemacht. Hoeneß wird diese Fragen managen müssen und die Nähe des Klubs zu seinen Wurzeln pflegen. Eine Aufgabe, die der Westfale Rummenigge und der Zahlenmensch Hopfner nicht meistern konnten. Hoeneß kann dagegen in den Bayerischen Wald fahren und ein Bierzelt rocken - Strauß eben.
Hoeneß weiß, dass es für Unmut an der Basis sorgt, wenn zwar die Bedürfnisse der Fans in Asien und Amerika geschaut wird, aber die Wünsche aus der Heimat ungehört bleiben. Er weiß, dass er diese speziellen Eigenheiten dieses noch immer volkstümlichen Klubs im internationalen Wettlauf der Fußballunternehmen nicht opfern darf. Das könnte auch zu Reibereien innerhalb des FC Bayern führen. Aber davor hat sich Hoeneß noch nie gedrückt. Die exzellente Streitkultur hat er schon immer als einen der Gründe für die Erfolgsgeschichte des Vereins ausgemacht. Auch darauf darf man sich in Zukunft wieder freuen.
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