BVB: Jude Bellingham zu Real Madrid? Auf welcher Position er spielen würde und wen er ersetzen könnte

Von Thomas Hindle
Carlo Ancelotti
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Jude Bellingham steht wohl kurz vor einem Wechsel von Borussia Dortmund zu Real Madrid. Eine Stammplatz-Garantie hätte er bei den Königlichen jedoch nicht.

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Dortmunds Bellingham könnte bald ein Spieler von Real Madrid sein. Medienberichten zufolge hat er nun entschieden, sich den Blancos anschließen zu wollen. Allerdings gibt es widersprüchliche Berichte.

Die Ablösesumme muss noch geklärt werden, denn der BVB verlangt stolze 150 Millionen Euro. Aber mit solchen Summen kommt Real in der Regel gut zurecht.

Der Engländer würde dann für einen der größten Vereine der Welt auflaufen und zu einem absoluten Superstar werden - soweit zumindest die Theorie auf dem Papier.

Aber es gibt einige Feinheiten, die Bellingham dabei beachten sollte. Denn Madrid verfügt bereits über mindestens fünf Mittelfeldspieler, die das Potenzial für die Startelf haben. Genau so wie über einen möglichen Spielmacher, wenn Trainer Carlo Ancelotti auf ein anderes System umstellt. Dass die Madrilenen die Meisterschaft in LaLiga verspielt haben, liegt sicher nicht an den Akteuren aus dem Mittelfeld.

Für Bellingham gibt es also keinen direkt offensichtlichen Platz in der Formation. Er müsste entweder Luka Modric oder Toni Kroos aus der Stammelf verdrängen und möglicherweise Fede Valverde in der Rangordnung überholen. Langfristig wird ihm das sicher gelingen - doch Real ist ein Verein, der sich vor allem um eine erfolgreiche Gegenwart kümmert. Wie könnte das Puzzlestück Bellingham also in eine der besten Mittelfeld-Achsen der Welt eingefügt werden, um das Gemälde in neuem Glanz erstrahlen zu lassen?

SPOX und GOAL werfen einen Blick darauf, wo Bellingham in der nächsten Saison für Los Blancos spielen könnte und wer ihm dafür weichen müsste.

Jude Bellingham: Eine merkwürdige Position

Selten passt ein Fußballer perfekt zu einem Verein. Trotz der Vorfreude der Fans - und auch trotz der unzähligen selbst-gekürten Internet-Taktikgenies auf Twitter - ist es stets komplizierter.

Doch es gibt einige Ausnahmen von Spielern, die nach Wechseln bei ihren neuen Vereinen großartig aufblühten und zu Identifikationsfiguren wurden: Harry Kane, Karim Benzema, Erling Haaland, Kylian Mbappé. Und Modric oder Kevin de Bruyne würden wohl in jedes Mittelfeld der Welt passen.

Aber die meisten Spieler funktionieren vor allem in einem bestimmten System - beispielsweise Messi als falsche Neun bei Barcelona, Ronaldo als Mittelstürmer bei Real Madrid und Mohamed Salah als Außenstürmer bei Liverpool.

Genau das könnte ein Problem für Bellingham werden. Sicherlich hat er das Talent, um im Santiago Bernabéu erfolgreich zu sein, er ist bereits einer der besten Mittelfeldspieler der Welt. Aber er ist auch ein ganz bestimmter Typ Fußballer, ein hervorragender Ballträger und Passgeber, der gerne in das letzte Drittel stürmt und aus offensiven Positionen heraus Akzente setzt.

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Jude Bellingham bei Real Madrid: Im 4-3-3 mit Modric und Camavinga

Wenn es einen erfahrenen Mittelfeldspieler gibt, von dem Bellingham lernen könnte, dann ist es Luka Modric. Obwohl sich die Beiden im Bezug auf ihr körperliches Profil deutlich unterscheiden, haben sie einige Gemeinsamkeiten beim Spielstil. Beide sind aggressive Dribbler, die gerne einen Spieler umkurven. Beide spielen gerne offensiv und beide fühlen sich im letzten Drittel wohl.

Die beiden wären im Mittelfeld ein enorm gutes Duo. Bellingham könnte die gesamte Ballverlagerung übernehmen, während Modric als Bindeglied dazwischen fungieren könnte. Wenn man dann noch Eduardo Camavinga als Nummer 6 hinzufügt, scheint dies die am besten ausgewogene Variante des Madrider Mittelfelds zu sein.

Allerdings würde dies bedeuten, dass Kroos geopfert werden müsste. Der Deutsche ist zwar immer noch ein hervorragender Passgeber, aber seine defensiven Schwächen werden zu einem echten Problem. Und er erzielt immer weniger Tore. Es wäre untypisch für Ancelotti, Kroos außen vor zu lassen. Doch ein Trio aus Bellingham, Modric und Camavinga wäre wohl das Beste.

Jude Bellingham bei Real Madrid: Im 4-3-3 mit Kroos und Modric

Bellinghams Rückennummer 22 passt perfekt zu ihm - weil er als Vierer, Achter und Zehner spielen kann -macht zusammen 22. Weil er alle drei Positionen bekleiden kann, wären seine Fähigkeiten als defensiver Mittelfeldspieler, als Sechser, verschwendet.

Auch Modric ist kein Sechser. Der Kroate ist zwar immer noch ein Künstler des Mittelfelds, hat aber Schwierigkeiten, 90 Minuten durchzuspielen. Defensiv ist er zu einer Schwachstelle der Blancos geworden. Auch Kroos ist kein echter Sechser, wie ihn Madrid eigentlich bräuchte.

Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Dieses Trio wäre am Ball so dominant, dass schon ein bisschen Abwehrarbeit ausreichen würde. Mit Modric und Kroos als Ballverteiler und Bellingham als Vorbereiter wäre dies eines der aufregendsten Mittelfeld-Trios der Welt.

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Jude Bellingham bei Real Madrid: Im 4-3-3 mit Valverde und Tchouameni

So gut Modric und Kroos auch sein mögen, beide befinden sich im Spätherbst ihrer Karriere. Kroos, 33 Jahre alt und Modric, schon 37, können nicht jede Woche zweimal über 90 Minuten über den Platz laufen. Trainer Carlo Ancelotti hat das in dieser Spielzeit bereits berücksichtigt - der Kroate muss zu Saisonende in LaLiga deutlich seltener ran.

Da trifft es sich gut, dass Madrid über zwei weitere vielversprechende Mittelfeldspieler verfügt. Fede Valverde hat eine bislang enorm gute Saison hinter sich, in der er deutlich mehr Tore beisteuerte und sich als Stammspieler etablierte - wenn auch meist auf der rechten offensiven Außenbahn. Doch der gelernte Mittelfeldspieler wird wohl schon bald wieder in der Mitte des Platzes spielen.

Aurelien Tchouameni wiederum war die teuerste Verpflichtung des vergangenen Sommers und dürfte künftig der Stammspieler im defensiven Mittelfeld sein.

Dieses Trio wird vermutlich noch jahrelang Teil der Los Blancos sein. Auch wenn sie nicht alle sofort zusammen spielen werden, wäre es keine Überraschung, wenn Ancelotti sie nicht gemeinsam ausprobieren würde.

Jude Bellingham bei Real Madrid: Als Spielmacher

Ancelotti hat in dieser Saison schon mehrfach mit einem 4-2-3-1 geliebäugelt. Meist, um Rodrygo und Valverde in dem System unterzubringen - damit der Brasilianer auf seiner bevorzugten Position als Nummer zehn agieren kann.

Wenn Ancelotti sich nun mit Bellingham im Kader für diese Formation entscheiden sollte und ihn statt Rodrygo als Spielmacher wählt, wäre der Brasilianer sicher verärgert. Doch Bellingham ist schlicht besser.

Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar setzte England-Coach Gareth Southgate sein Juwel über weite Strecken als Spielmacher ein - oder zumindest als sehr offensiven Achter. Auch Borussia Dortmund um Trainer Edin Terzic tat das zeitweise.

Angesichts der Fülle an Optionen, die Ancelotti im zentralen Mittelfeld zur Verfügung hat - Camavinga, Kroos, Modric und Tchouameni kämpfen alle um Spielzeit - ist es auch eine Überlegung wert, die teure Neuverpflichtung als Nummer zehn einzusetzen.

Jude Bellingham bei Real Madrid: Auf der Bank

Es besteht auch die Möglichkeit, dass Bellingham erst einmal nicht von Beginn an aufläuft oder nur selten. Ancelotti hat in der Vergangenheit immer gezögert, Neuzugänge sofort in die Mannschaft zu integrieren, insbesondere bei Mittelfeldspielern. Camavinga zum Beispiel wurde monatelang als Linksverteidiger eingesetzt - und erhält trotz guter Leistungen nur selten die Chance, sich auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld zu zeigen.

Tchouameni hingegen wurde zu Beginn der Saison aus der Not heraus in die Elf geholt, ist aber inzwischen nicht mehr gesetzt. Die Königlichen um Trainer Ancelotti scheuen sich also nicht davor, Spieler, die nicht gut spielen, auf die Bank zu setzen.

Und wenn Modric und Kroos beide fit sind und Ancelotti einen eher gelernten defensiven Mittelfeldspieler bevorzugt, besteht die Möglichkeit, dass Bellingham auf regelmäßige Einsätze warten muss.

Jude Bellingham
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Jude Bellingham bei Real Madrid: Das Fazit

Bellingham sollte bei einem Wechsel nicht sofort in der Startelf von Real Madrid stehen. Es besteht keinerlei Zweifel am Ehrgeiz und an der Qualität des BVB-Spielers - aber diese Weltklasse-Mannschaft hat keinen Spielraum für Fehler. Und es ist ein Risiko, einen Spieler zu verpflichten, der vielleicht noch nicht zu 100 Prozent dafür bereit ist.

Bellingham passt trotz seines Talents nicht zwingend in das Schema der Madrilenen. Der Engländer ist kein besonders guter Passgeber, und er liebt es, eine Mannschaft durch Dribblings zu führen. Das Alleinstellungsmerkmal der Blancos ist die Harmonie. Modric, Kroos und Co. sind dank ihres fehlenden Eigensinns und ihrer Bereitschaft, den Ball immer abzuspielen, jahrelang erfolgreich gewesen.

Bellingham wird zweifelsohne von ihnen lernen. Er ist ganz einfach zu gut und zu gierig, um das nicht zu tun. Und jeder Trainer, selbst ein taktisch so erfahrener wie Ancelotti, sollte in der Lage sein, einen Weg zu finden, Bellinghams Offensiv- und Dribbelkünste einzubauen. Aber der 19-Jährige muss in der Zwischenzeit Rückendeckung erhalten.

Madrid verfügt über die perfekte Balance im Mittelfeld. Es gibt hier einen Präzedenzfall: Tchouameni sollte eigentlich ein sofortiger Ersatz für Casemiro sein. Stattdessen fiel er erst in Ungnade. Auch Vinicus Jr. ging es einst so, bis der Knoten vor einem Jahr platzte.

Die Situation des französischen Nationalspielers Tchouameni ist ein abschreckendes Beispiel. So kann es laufen, wenn ein Spieler zu früh in diese Weltklasse-Mannschaft gedrängt wird.

Berichten zufolge soll Bellingham bei Real einen Vertrag bis 2029 unterschreiben und in Zukunft das Gesicht der Mannschaft werden - kurzfristig darf er sich ruhig erst einmal einleben.

La Liga: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Barcelona3360:114982
2.Atlético Madrid3360:263469
3.Real Madrid3369:323768
4.Real Sociedad3343:291461
5.Villarreal3347:341354
6.Real Betis3340:37352
7.Athletic Club3343:331047
8.Girona3352:46647
9.Rayo Vallecano3340:42-246
10.Osasuna3329:35-644
11.Sevilla3341:49-844
12.Mallorca3332:37-541
13.Celta de Vigo3338:46-839
14.Almería3342:58-1636
15.Cádiz3326:49-2335
16.Real Valladolid3330:57-2735
17.Valencia3336:40-434
18.Getafe3330:42-1234
19.Espanyol3340:56-1631
20.Elche3325:64-3916
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