Flexibilität + Effizienz = Erleichterung

Von Adrian Franke
Der FC Barcelona bezwang Real Madrid am Sonntag 2:1
© getty

Es war ein packender Clasico, in dem Real Madrid eine bessere Ausgangslage für den Saisonendspurt verpasste. Die Königlichen nutzten ihre zwischenzeitliche Überlegenheit nicht und haderten anschließend mit der Effizienz von Luis Suarez. Der Uruguayer schwebte auf Wolke Sieben - und doch wird weder der Fokus auf das Glück, noch der Blick auf die Effizienz der Leistung des FC Barcelona gerecht.

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Man konnte Suarez die Erleichterung ansehen. Nach seinem Wechsel im Sommer und der anschließenden Sperre hatte der Uruguayer vor allem in der Öffentlichkeit anfangs keinen leichten Stand, auch weil die Tore im erhofften magischen Dreieck mit Lionel Messi und Neymar auf sich warten ließen. Umso ausgelassener fiel der Jubel aus, nachdem er den Ball perfekt mitgenommen und in die lange Ecke geschoben hatte.

"Das ist mein wichtigstes Tor für Barca. Es hat eine zusätzliche Bedeutung aufgrund des Gegners", strahlte Suarez anschließend: "Die Mannschaft wusste, dass das ein wichtiges Spiel war, weil es gegen unseren ersten Verfolger ging und wir uns einen Vorteil verschaffen konnten."

Doch bekanntlich ist des einen Freud' des andern Leid und so fiel die Zusammenfassung von Real-Abwehrmann Sergio Ramos etwas anders aus: "Ich fühle mich verarscht, wie nach jedem Spiel, aber ganz besonders nach einer Partie, in der wir so viele klare Tore hätten erzielen müssen. In der ersten Halbzeit hatten wir viele gute Torchancen, aber wir haben sie nicht verwandelt, uns hat das Glück vor dem Tor gefehlt. Genau das hat Barcelona in der zweiten Hälfte gehabt."

Barca beweist Flexibilität

Was Ramos großzügig als Glück beschrieb, würden viele Experten aber auch als gnadenlose Effizienz bezeichnen - und gleichzeitig als Indiz dafür, dass Barca nicht nur Ballbesitz kann. Die Katalanen überließen in Teilen auch Real den Ball und versuchten, neben dem altbekannten Kurzpassspiel, die Defensive der Königlichen mit langen Diagonalbällen auszuhebeln.

"Dieser Klub wurde immer durch einen Stil charakterisiert, den wir respektieren, denn das mögen die Leute. Aber das Spiel hat viele verschiedenen Phasen, es geht nicht nur um den Ballbesitz. Es geht auch darum, Druck zu machen und zu wissen, wann man strategisch spielen muss", brachte es Javier Mascherano, der seinerseits unglaubliche 96 Prozent der Pässe an den Mitspieler brachte, auf den Punkt.

Darüber hinaus setzte Barca, das dann in der Schlussphase noch mehrere Chancen liegen ließ, auf aggressive, überfallartige Konter mit den variablen Messi und Neymar über die Flügel, die Real stark zu schaffen machten. Die Königlichen wurden in der Defensive so zu vielen gelben Karten gezwungen, dabei überzeugte Barca neben den spielerischen Variationen auch in den direkten Duellen: Starke 56 Prozent der Zweikämpfe gewannen die Katalanen, die sich den Sieg so erspielten und erarbeiteten.

Ancelotti: "Gut bis zum zweiten Gegentor"

Und doch kann man auch Argumente für Ramos' Meinung finden. Nach dem 0:1 durch Jeremy Mathieu wurde Real zunehmend stärker, der Ausgleich durch Cristiano Ronaldo nach einem sehenswerten Konter war die logische Konsequenz. Real drückte weiter und schnürte Barca stärker ein, als den Katalanen lieb sein konnte. Doch wirkten die Offensivaktionen oft überhastet oder endeten am starken Claudio Bravo, und Madrid verlor mit dem erneuten Rückstand dann den Faden.

"Wir waren in der ersten Stunde das bessere Team und haben gut gespielt - bis zum zweiten Gegentor", gab Trainer Carlo Ancelotti zu: "In der letzten halben Stunde waren Barcas Konter verheerend." Ganz ohne Einschränkung wollte er dem Erzrivalen aber nicht gratulieren: "Sie haben gewonnen, letztlich hätten aber beide Teams etwas verdient gehabt. Barcelona hat einen Vier-Punkte-Vorsprung, aber wir werden nicht aufgeben."

Sorgenkind Gareth Bale

Wie Real die Hausherren zwischen dem Ausgleich und der Pause teilweise dominierte dürfte trotz inzwischen nur eines Sieges aus den letzten vier Ligaspielen Mut für die kommenden Wochen geben, vor allem Toni Kroos und Luka Modric kontrollierten in dieser Phase das Mittelfeld. Sorgen bereitet aber weiterhin Gareth Bale - der Waliser lieferte erneut einen uninspirierten, ineffektiven Auftritt ab.

Doch auch Barca wird nicht viel Zeit haben, um den Sieg zu feiern. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, zumal wir auch noch in der Champions League dabei sind. Es wäre ein Fehler, jetzt den Fuß vom Gas zu nehmen", stellte Mascherano klar.

Und Suarez? Der Stürmer ließ nach seinem Tor nur mit einer kurzen Geste erkennen, dass er die Kritiker nochmals zur Ruhe auffordert, ehe die Erleichterung einsetzte. Mit seinem ersten Clasico-Siegtreffer hatte er das aber zuvor auch schon spielerisch erledigt.

FC Barcelona - Real Madrid: Die Statistik zum Spiel

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