Sergio Busquets, der Sandkastenspieler

Von Thomas Gaber
Der elegante Sergio Busquets (l.) kann auch anders: Hier im Duell mit Real Madrids Marcelo
© getty

Seine Feinde halten ihn für einen Betrüger, seine Bewunderer für den besten Mittelfeldspieler der Welt. In erster Linie ist Sergio Busquets genial - nicht in dem, was er tut, sondern wie er es tut.

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Anfang des Jahres machte ein abenteuerliches Transfer-Gerücht die Runde. Davon gibt es im Fußball einige, tagtäglich. Doch dieses war besonders abwegig. "Florentino Perez will 80 Millionen Euro für Sergio Busquets locker machen", verbreitete die spanische Zeitung "El Economista", ein Blatt, dass sich auf Börsenkurse, Bilanzen und Bruttosozialprodukt spezialisiert hat.

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Busquets und Real Madrid, das passt zwischenmenschlich betrachtet in etwa so gut zusammen wie Großkreutz und Schalke. Zwar hat sich Busquets im Gegensatz zum Dortmunder-Jung Großkreutz selten abfällig über den Rivalen geäußert, aber eine gegenseitige Abneigung besteht durchaus.

Häufig wurde Busquets in den letzten Clasicos zwischen Barca und Real von königlicher Seite zum Buhmann auserkoren - wegen seiner ausgeprägten Schwalbenkultur. Ein Diver vor dem Herrn, ein impertinenter Schuft, kurzum: ein Betrüger sondersgleichen.

Gewiss hat Busquets schon mal den Scharfsinn der in den Clasicos ohnehin überstrapazierten Schiedsrichter getestet. Damit ist er aber in guter Gesellschaft, wenn Barca und Real aufeinandertreffen. Da wird regelmäßig getreten und wenn geflogen wird, ist nicht immer der Gegenspieler schuld.

Antizipation mit perfektem Timing

Vielmehr steht Busquets, gerade auch in den Clasicos, für enorme Qualität. Wie auf der Position im zentral defensiven Mittelfeld üblich, kümmert sich Busquets in erster Linie um das Kerngeschäft: Bälle erobern. Aber Busquets ist speziell, er ist anders - nicht in dem, was er tut, sondern wie er es tut.

Sein Hauptaugenmerk liegt nicht auf der Zweikampführung, direkte Duelle weiß er gewieft zu umgehen. Seine Methodik in der Verteidigung basiert auf Antizipation. Busquets fängt die Pässe des Gegners ab und sammelt lose Bälle zwischen den Linien auf.

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Kaum ein anderer Spieler versteht es so gut, das richtige Timing für das Herausrücken gegen Ball und Gegner anzuwenden. Weil Busquets bei der Ballverteilung von seinen technischen Fähigkeiten profitiert, ist er auch als Schaltstation wichtig. Er ist verantwortlich für Barcas Ballbesitz rund um den Mittelkreis.

Eleganz und Ruhe

Im taktischen Korsett der Katalanen mit öfter wechselnden Formationen während eines Spiels nimmt Busquets eine Schlüsselrolle ein.

Wenn Barca vom 4-3-3 ins 3-4-3 wechselt, rücken die Außenverteidiger ins Mittelfeld und Busqets in die Innenverteidigung. In der ebenfalls offensiven Variante 3-1-3-3 balanciert Busquets als Mann vor der Abwehr Defensive und Offensive.

"Welche Rolle ich einnehme, hängt vom Gegner ab. Ich kann der einzige defensive Mittelfeldspieler sein, der das Spiel eröffnet, oder auch offensiver spielen. Egal was der Trainer wünscht, ich bin sein Mann", sagte Busquets dem britischen "Four-Four-Two"-Magazin.

Was Busquets zudem auszeichnet, ist die Eleganz und Ruhe seines Handelns. "Seine Unaufgeregtheit am Ball ist einzigartig. Da können drei Gegenspieler um ihn rumstehen, Sergio findet immer eine Lösung", schwärmt Mitspieler Xavi, immerhin auch kein Anfänger am Ball.

Egal ob WM-Finale oder erste Runde Copa del Rey - Busquets wirkt in etwa so aufgeregt, als würde er mit seinen Kindern im Sandkasten spielt.

Guardiolas Ziehsohn

Geboren wurde Busquets 1988 in Sabadell, einer Industriestadt in der Nähe Barcelonas, aus der auch Barcas größter Fan stammt, der berühmte Flitzer Jimmy Jump. Vater Carles Busquets stand Anfang der 90er Jahre im Tor von Barca.

Mit 16 spielte Sergio schon in der A-Jugend, zwei Jahre später debütierte er unter Pep Guardiola in der zweiten Mannschaft. Im September 2008 stellte ihn Guardiola erstmals in der Primera Division auf und ließ ihn gleich durchspielen.

Busquets Titelsammlung ist für sein Alter fast schon unverschämt. Mit 24 ist er bereits Welt- und Europameister, zweimaliger Champions-League-Sieger und dreimaliger spanischer Meister. Er wird regelmäßig in die beste Turniermannschaft gewählt.

"Bei Busquets ist es wie bei Messi: er spielt nie schlecht", sagte Guardiola einmal über seinen sportlichen Ziehsohn.

"Figo war mein Held"

In München könnte sich Guardiola ein passendes Pendant formen. Javi Martinez hat bereits Teile von Busquets' Spielweise adaptiert.

"Busquets ist ein Spieler, den ich mir als Spiegel vorhalte. Er ist taktisch perfekt, einer der spielintelligentesten Profis, die ich weltweit gesehen habe", sagt Martinez über seinen Nationalmannschaftskollegen.

Defensiver Mittelfeldspieler zu werden, war aber nicht immer Busquets' Wunsch. Als Steppke bewunderte er Luis Figo. "Er war mein Held, ich wollte so werden wie er. Aber dann wechselte er von Barca zu Real Madrid. Er konnte dann kein Idol mehr für mich sein", erinnert er sich.

Busquets und Real Madrid - das läuft einfach nicht. Heute abend treffen sie wieder aufeinander. Es dürfte interessant werden.

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