Manchester Uniteds Donny van de Beek: Endlich raus aus dem Hamsterrad?

Von Daniel Buse
Manchester United
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Als eines der größten Talente Europas kam Donny van de Beek 2020 zu Manchester United. Nach drei Jahren ist er keinen Schritt weiter - und darf gehen.

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Lissy ist vielleicht sechs Jahre alt, trägt ein Ajax-Trikot und gehört nach eigener Aussage zu den allergrößten Fans von Donny van de Beek. "Ich habe sogar meinen Hamster nach dir benannt", sagt sie in der Video-Botschaft, die ihrem Liebling 2019 beim TV-Sender NOS vorgespielt wurde.

Was van de Beek ein wenig amüsiert und ein wenig unangenehm ist: "Witzig, sowas zu hören. Aber wie kommt man darauf?", fragt er und fügt hinzu: "Ich habe auch schon Nachrichten von Leuten bekommen, die ihr Kind nach mir benannt haben."

Rückblick: 2019 war der Höhepunkt des Ajax-Hypes erreicht. Mit einem jungen Team und erfrischendem Offensivfußball spielten sich die Amsterdamer in der Champions League bis ins Halbfinale vor - in dem sie dann auf dramatische Weise in letzter Sekunde an Tottenham scheiterten. Matthijs de Ligt, Frenkie de Jong, Noussair Mazraoui, David Neres und eben Donny van de Beek glänzten und begeisterten ganz Europa. Und die Top-Klubs standen Schlange, um sich die Talente für viel Geld zu sichern.

Ein Jahr lang blieb der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler noch in seiner Heimat, dann ging es für 39 Millionen Euro Ablöse zu Manchester United. Ein Deal, der sich im Nachhinein weder für die Red Devils noch für den Niederländer selbst auszahlte. Denn van de Beek landete in England im Hamsterrad. Egal, wie sehr er sich auch bemühte: Entweder die Trainer setzten nicht auf ihn oder er war verletzt. Und so kam er trotz aller Anstrengungen keinen Zentimeter vom Fleck.

Van de Beek: 6,5 Millionen Euro Ablöse pro Startelf-Einsatz

Van de Beeks sportliche Bilanz nach drei Jahren bei United, davon war er ein halbes Jahr an Everton ausgeliehen, liest sich desaströs. Nur sechsmal stand er für seinen Klub in einem Premier-League-Spiel in der Startelf - oder anders formuliert: Jeder Einsatz von Anfang an kostete die Red Devils 6,5 Millionen Euro der Ablöse. Mit dem Titelhamstern klappte es für ihn auch nicht wie gewünscht: Nur den Erfolg im Ligapokal 2023 darf er in seine persönliche Erfolgsbilanz aufnehmen. Es reichte für ihn zu 62 Minuten in der Drittrundenpartie gegen Aston Villa, danach fehlte er mal wieder mit einer Knieverletzung.

Seit seinem Wechsel 2020 kam van de Beek weder in den Plänen von Ole Gunnar Solskjaer noch von dessen Nachfolger Ralf Rangnick vor, der im Dezember 2021 interimsweise den Trainerposten übernahm. 2022 holte United dann mit Erik ten Hag den Coach, der bei Ajax schon erfolgreich mit van de Beek zusammengearbeitet hatte.

Die Hoffnung schimmerte allerdings nur kurz - und dann fand sich der Mittelfeldmann wieder auf der Bank, der Tribüne oder im Behandlungszimmer wieder. "Ich habe von ihm in der Vergangenheit schon definitiv bessere Leistungen gesehen", ging ten Hag hart mit van de Beek ins Gericht. "Er ist nicht bei den Torschützen mit dabei, nicht bei den Vorlagen. Er kann mehr. Er ist noch nicht am Limit", ergänzte der United-Coach.

Wieder einmal wurden die Erwartungen auf beiden Seiten enttäuscht: Für van de Beek wurde der nächste Trainerwechsel nicht zum Neustart in Manchester - und für United wurde weiterhin nicht klar, warum der Klub einst derart viel Geld für den inzwischen 26-Jährigen gezahlt hat.

Die Zeichen standen ehrlich gesagt schon länger auf Trennung - und in diesem Sommer könnte es nun so weit sein, auch wenn van de Beek noch bis 2025 vertraglich gebunden ist. "Entweder kämpft er um seinen Platz und beweist sich hier in diesem Umfeld, oder er geht", fasste ten Hag sehr direkt die beiden Möglichkeiten seines Landsmanns zusammen.

Donny van de Beek kommt bei Manchester United nicht in Schwung.
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Donny van de Beek kommt bei Manchester United nicht in Schwung.

Dickes Minus droht Manchester United

Vielleicht hängt es noch mit dem Ajax-Hype 2019 zusammen, aber das Interesse anderer Vereine an van de Beek, der momentan fit und einsatzfähig ist, ist nach wie vor groß. Mehrere Serie-A-Klubs sollen an ihm dran gewesen sein, doch der aktuelle Favorit ist laut Transfer-Experte Fabrizio Romano Real Sociedad.

Ob es dabei um eine Leihe oder einen fixen Wechsel geht, ist noch nicht klar. Klar dürfte United aber sein, dass es mit Blick auf die Ablösesumme in jedem Fall ein Minusgeschäft werden dürfte.

Für Donny van de Beek wäre der Transfer der Ausweg aus dem Hamsterrad; die Möglichkeit, in einem neuen Umfeld wieder zu zeigen, was er eigentlich kann. Ob dann im Falle eines Wechsels in San Sebastian wieder kleine Mädchen ihre Haustiere nach ihm benennen, bleibt abzuwarten.

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