FC Arsenal - Kuriose Raser-Ausrede und ein verhängnisvoller Trikottausch: Andre Santos' verrückte Gunners-Zeit

Von Chris Lugert
Andre Santos wechselte 2011 für sieben Millionen Euro von Fenerbahce Istanbul zum FC Arsenal.
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Die letzten Jahre der Ära Arsene Wenger beim FC Arsenal werden in der Klubgeschichte der Gunners keinen prominenten Platz erhalten. Die Erfolge der Vergangenheit waren weit entfernt, ebenso die Stars, die den Klub einst groß und "invincible" gemacht hatten. Stattdessen bewies Wenger bei seinen Transfers jetzt häufiger kein glückliches Händchen mehr. Einer dieser Fehlgriffe war der Brasilianer Andre Santos.

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Am Ende des Transferfensters im Sommer 2011 wechselte der Linksverteidiger von Fenerbahce Istanbul nach London. Doch Wenger sah in Santos offenbar noch mehr als einen Mann für die linke Defensivseite. Das wurde schon bei der Präsentation deutlich, als er plötzlich das Trikot mit der Nummer "11" in den Händen hielt. Santos sollte offenbar auch offensiv etwas bewegen.

Doch die Höhepunkte, die er auf dem Platz liefern konnte, waren rar. Im November 2011 traf er beim 5:3 gegen Chelsea und zelebrierte das Tor mit einem typischen brasilianischen Samba-Tanz. Ein paar Wochen später folgte der erste große Rückschlag für Santos, als er sich eine Knöchelverletzung zuzog und nach einer OP drei Monate ausfiel. Danach sorgte er nur noch durch Aktionen abseits des Sportlichen für Schlagzeilen.

Im August 2012 etwa raste er mit 233 km/h über eine Autobahn nahe London und wurde von der Polizei verfolgt. Anschließend versuchte es Santos mit einer Verspätung als Entschuldigung: Er sei einfach spät dran gewesen für das Training. Und die Sirenen der Polizei habe er wegen lauter Musik nicht gehört.

Endgültig unbeliebt machte er sich bei den Arsenal-Fans ein paar Monate später im November 2012. Im Spiel bei Manchester United tauschte er bereits zur Halbzeitpause das Trikot mit Robin van Persie. Der Niederländer hatte in der Saison zuvor noch gemeinsam mit Santos bei Arsenal gespielt, war dann aber in der Sommerpause unter großen Nebengeräuschen zu United gewechselt. Bei den Arsenal-Fans war van Persie danach unten durch - und mit dem Trikottausch auch Santos.

Der Brasilianer blickte Jahre später wenig einsichtig auf die Szene zurück. "Robin war immer mein Freund. Meine Kultur ist anders als die englische. Ich bin nicht gezwungen, dieselbe Kultur wie sie zu haben", sagte er 2019 zu UOL. Van Persie hingegen entschuldigte sich im Nachgang bei den Arsenal-Fans und auch bei Santos, dass er ihn überhaupt in die Situation gebracht hatte.

Der Trikottausch mit Robin van Persie wurde Andre Santos bei Arsenal zum Verhängnis.
© getty
Der Trikottausch mit Robin van Persie wurde Andre Santos bei Arsenal zum Verhängnis.

Andre Santos: Auf die Weltreise folgt ein eigenes Restaurant

"Man muss über die Konsequenzen nachdenken. Wenn ich an den Moment mit Santos zurückdenke, hätte ich es anders machen sollen", sagte van Persie später zu BT Sport. Man hätte den Trikottausch einfach ein paar Sekunden später im Spielertunnel machen können, ohne die TV-Kameras direkt vor der Nase, betonte er. "Das hätte ihm jede Menge Ärger erspart", weiß van Persie mit Blick auf Santos.

Jene Partie im Old Trafford war dessen letzte für Arsenal über 90 Minuten, eine Bauchmuskelverletzung warf ihn erneut sechs Wochen raus. Im Februar 2013 ging es für Santos schließlich zurück in seine brasilianische Heimat. Allerdings hatte er seine Weltreise noch nicht beendet, so spielte er in den Jahren darauf auch noch in Indien oder in der Schweiz.

Während seiner Zeit bei Flamengo wurde Santos einst von einem Fan attackiert und lag danach im Krankenhaus, bei Botafogo wurde ihm die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen - er selbst sprach von einem Versehen.

Ende 2018 beendete Santos schließlich seine Karriere und eröffnete danach in Sao Paulo ein Restaurant.

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