Manchester United - Fragen und Antworten nach dem Liverpool-Debakel: Solskjaer im Theater der Albträume

Von Jonas Rütten
Es läuft überhaupt nicht rund bei Manchester United, Cristiano Ronaldo und Ole Gunnar Solskjaer.
© imago images

Manchester United hat gegen den FC Liverpool eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Klubgeschichte erlebt. Es war eine historische Demütigung, die die ohnehin schon vorhandene Krise im Old Trafford weiter verschärfte. Ein gestandener Spieler wird immer mehr zum Sicherheitsrisiko, für Trainer Ole Gunnar Solskjaer wird es ungemütlich. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Die in den vergangenen Jahren bereits leidgeprüften Fans von Manchester United hatten genug gesehen. Als Mohamed Salah in der 50. Minute nach einem traumhaften Zuspiel auch noch sein drittes Tor an diesem Abend erzielte, erhoben sich die Anhänger der Red Devils.

Nicht etwa, um dem aktuell vielleicht besten und komplettesten Fußballer der Welt zu applaudieren. Sie wollten einfach nur weg. Dem Grauen, das sich ihnen seit 50 Minuten im Old Trafford bot, einfach nur entkommen.

In der 65. Minute schaltete der übertragende TV-Sender Sky auf eine Außenaufnahme um, die zeigte, wie Massen von Fans das Stadion verließen. Ein Sinnbild für die Tragweite des Debakels. Ein anderes war eine Aufnahme von Klubikone Sir Alex Ferguson, der auf der Tribüne fassungslos den Kopf schüttelte.

Fassungslosigkeit herrschte an diesem Sonntagabend in Manchester überall. Doch wie geht es nun weiter mit Cristiano Ronaldo und Co. - und besonders mit dem ohnehin in der Kritik stehenden Trainer Ole Gunnar Solskjaer? Und warum funktioniert das Starensemble der Red Devils nicht auf dem Platz?

Manchester United: Wie schlimm war das Liverpool-Debakel?

Die 0:5-Pleite gegen den alten Rivalen von der Mersey war nicht nur schlimm, sie war historisch. Nur ein einziges Mal hatte United gegen Liverpool ebenfalls 0:5 verloren - und das im Jahr 1925. "Keiner konnte sich daran erinnern", staunte auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp über die denkwürdigen Dimensionen des Spiels.

Der Pausenrückstand von 0:4 war hingegen ein Novum in der Premier-League-Geschichte des einst so ruhmreichen Rekordmeisters. Tatsache: Das Theater der Träume, wie das Old Trafford auch genannt wird, es war an diesem Abend ein Theater der Albträume - zumindest aus Sicht der Gastgeber.

"Inakzeptabel", nannte Klublegende Gary Neville die Vorstellung von United, über die sich auch Bastian Schweinsteiger, von 2015 bis 2017 selbst für Manchester aktiv, echauffierte. "Ein verheerender Tag für alle ManUnited-Fans und den Klub, aber es kam nicht aus dem Nichts. Es war keine Überraschung", twitterte der ehemalige deutsche Nationalspieler.

United gegen Liverpool "wie der betrunkene Onkel auf der Hochzeitsparty"

Solskjaer sprach derweil vom "dunkelsten Tag" seiner bisherigen Trainerkarriere. So hilflos wie der Norweger nach Abpfiff wirkte, agierten seine Spieler 90 Minuten lang. Der Guardian verglich die Leistung der Red Devils mit einem "betrunkenen Onkel auf einer Hochzeitsparty", verglichen mit dem alles überragenden Salah, der als erster Spieler nach Ronaldo (dem Brasilianer) anno 2003 einen Dreierpack im Old Trafford schnürte.

Die Hilflosigkeit und die Frustration über die eigene Unterlegenheit brach sich bei Manchester schließlich in Aggression bahn: Cristiano Ronaldo wandelte gegen Curtis Jones am Rande der Tätlichkeit, weswegen die internationalen Sportgazzetten dem Portugiesen gar den Verlust seines Verstandes attestierten.

Der eingewechselte Paul Pogba trat mit einer brutalen Grätsche Naby Keita vom Platz und sah vollkommen zurecht die Rote Karte. Sechs weitere Spieler von United wurden zudem mit einer Verwarnung bedacht. Eine ähnlich große Kartensammlung hatte United zuletzt im September 2008 gegen Chelsea.

In Unterzahl komplettierte United ab der 61. Minute nur noch 56 Pässe. Im Vergleich dazu brachte Jordan Henderson auf Liverpools Seite 84 Zuspiele im gleichen Zeitraum an den Mann. Nur ein statistischer Ausdruck des Klassenunterschieds, der sich nicht erst seit dem Platzverweis gegen Pogba zeigte.