Er ist hier der Boss

Von Stefan Rommel
Manchester United ist die erste Station in England für Louis van Gaal
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Das ist neu bei United

Der Umgangston hat sich verändert. Van Gaal scheut nicht davor zurück, auch einzelne Personen bei seiner Kritik öffentlich an den Pranger zu stellen. Es wird für den einen oder anderen Spieler eine große Umstellung werden, sich nach dem Konsenstrainer Moyes auf van Gaal einzustellen.

Als der noch in München war, gab es etliche Trainingseinheiten mit gestandenen Welt-Stars, die Van Gaal im Duktus eines D-Jugendtrainers durchführte. Unzählige Wiederholungen selbst einfachster Passkombinationen und Laufwege, stets unterbrochen und lautstark kommentiert vom Trainer. Für Spieler, die es nicht gewohnt sind und es nicht akzeptieren können, oft gemaßregelt zu werden, wird van Gaal eine unnahbare Person bleiben.

Alle diejenigen, die seiner Idee und seinen Anforderungen folgen, ohne dabei blind und ohne zu hinterfragen seine Anweisungen ausführen, wird der Niederländer zu kompletteren Spielern machen. "Viele Profis spielen rein nach Intuition. Aber ich will, dass sie nachdenken und verstehen, warum sie bestimmte Dinge tun. Das ist ein Prozess, der besonders zum Beginn schwierig ist. Dafür braucht es Zeit. Die ersten drei Monate werden schwierig werden", prophezeit van Gaal.

Immerhin scheint er das Gros seiner Belegschaft bereits nach wenigen Tagen zu erreichen. "Der Trainer ist sehr ehrlich zu den Spielern, sagt, was er denkt und hat eine klare Vorstellung vom Fußball. Wir spüren, dass unser Trainer ein großer Trainer ist", sagt Juan Mata. "Dieser Verein ist prädestiniert für eine Siegermentalität und ich denke, er besitzt sie."

Sein Helfer Giggs, der fast seine komplette Karriere als Spieler nur unter Ferguson absolviert hat, ist geradezu begeistert von van Gaals ersten Tagen im OT. "Er verlangt im Training alles, von der ersten bis zur letzten Minute. Alles was er tut ist verständlich und er ist gerade heraus. Er hat eine einzigartige Art und Weise, die Dinge rüberzubringen. Das ist brillant zu sehen. Das ist alles sehr einfach, aber machst du einen Fehler, sagt er es dir sofort. Machst du etwas gut, sagt er es dir sofort. Er macht keinen Hehl daraus, was er von dir hält. Für manche Spieler mag dies ungewohnt sein, aber er ist ein anderer Trainer, mit einer anderen Philosophie."

Was van Gaal in spieltaktischer Hinsicht vorhat, ist schwer zu deuten. Sicher ist, dass der Van Gaal ähnlich wie bei der niederländischen Nationalmannschaft zuletzt sehr auf Flexibilität und Variabilität setzen wird.

Er wird sein Spielsystem auch immer am Gegner ausrichten und scheut in Manchester auch nicht davor zurück, die in Stein gemeißelte Viererkette in der Abwehr bei Bedarf aufzuweichen und auf eine Dreierkette mit pendelnden Außenbahnspielern umzustellen.

"Wir haben nur drei Wochen bis Saisonstart, deshalb muss ich alle meine Trainingseinheiten nutzen, um das neue System einzuüben", sagt van Gaal über das aktuell favorisierte 3-5-2. "Die anderen Systeme 4-4-2 oder 4-3-3 kennen die Spieler schon, die spielen sie seit ihrer Jugend, das ist einfach."

Mata sagt: "Alles ist neu, aber wir passen uns allmählich seinem Spielstil an. Er verlangt sehr viel. Aber als Spieler wünscht man sich einen solchen Trainer, der immer mehr fordert, eine bessere Performance verlangt und die Spiele früher oder auf andere Weise gewinnen will."

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