Blatter und Platini wehren sich vor Gericht: "Komplett unverständlich"

SID
Joseph Blatter
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Nach seinen gesundheitlichen Problemen zum Auftakt schaltet Sepp Blatter in den Kampfmodus. Ebenso wie Michel Platini wehrt er sich vor Gericht vehement gegen die Vorwürfe.

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Sepp Blatter zeigte sich gut erholt. Von den gesundheitlichen Problemen zum Auftakt war kaum noch etwas zu spüren, als der einst mächtigste Mann des Weltfußballs in alter Manier in den Kampfmodus schaltete. Er finde es "komplett unverständlich" und wisse "nicht", warum ihm der Prozess gemacht werde, sagte der frühere FIFA-Präsident auf seiner mit einem Tag Verspätung durchgeführten Vernehmung vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona.

Die Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an den einstigen UEFA-Boss Michel Platini sei beim Weltverband durch alle notwendigen Gremien gegangen, von Täuschung der FIFA könne keine Rede sein. "Es ist eine geschuldete, verspätete Lohnzahlung. Das ist eine administrative Angelegenheit in einem Verband, und das wird nach Zivilgesetz behandelt", klagte Blatter: "Das ist ein Gehalt, das fällig war."

Erneut berief er sich auf ein "Gentlemen's Agreement", das mündlich und ohne Zeugen geschlossen worden sei und über die mittels Beratervertrag für Platini garantierten 300.000 Franken jährlich hinausging. Es sei ein "Restbetrag" vereinbart worden, der "später" zu begleichen sei, wenn die Finanzlage der zum damaligen Zeitpunkt klammen FIFA dies zuließe. Er fühle sich ungerecht behandelt, sagte Blatter aus und zeichnete das bereits zum Auftakt am Mittwoch von seinem Anwalt angedeutete Bild eines Komplotts weiter.

Bereits seit der ersten Befragung durch einen Staatsanwalt im Jahr 2015 hätten ihn die Medien "vorbestraft", sagte der 86-Jährige, der beim Auftakt am Mittwoch wegen Brustschmerzen und Atemproblemen nicht vernehmungsfähig war. Er habe die "Höchststrafe" erfahren, in dem er in der Welt "geächtet" worden sei. "Dieser Schock dauert jetzt sieben Jahre, dieser Schock ist immer noch da." Von der FIFA-Ethikkommission war er damals ebenso wie Platini für jeweils acht Jahre gesperrt worden.

Blatter und Platini: Betrug und Urkundenfälschung?

Blatter und Platini wird von der Generalanwaltschaft der Schweiz (OAG) Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Der Schweizer Blatter ist zudem wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der Franzose Platini wegen Beihilfe dazu.

Konkret geht es um zwei Millionen Schweizer Franken (1,92 Millionen Euro) plus 229.126 Franken (220.000 Euro) an Sozialversicherungsbeiträgen. Diese Summen gingen im Jahr 2011 von der FIFA an Platini, der damals die Europäische Fußball-Union (UEFA) führte - neun Jahre nach Ende der Beratertätigkeit. "Ich war noch nie in einer Behörde wie der FIFA, ich wusste nicht, wie sie funktioniert", sagte Platini. Also habe er bei der Frage nach seinem Gehaltswunsch mit "einer Million" geantwortet.

Der Weltverband tritt als Nebenkläger auf und hofft auf eine Rückzahlung der Summe. Laut der Staatsanwaltschaft hat Platini vor dem Geldfluss eine "fiktive Rechnung" für eine Beratertätigkeit in den Jahren 1998 bis 2002 eingereicht. Dies sei mit der "Verwicklung" Blatters "ohne legale Basis" geschehen: "Diese Zahlung hat das Vermögen der FIFA geschädigt und Platini unrechtmäßig bereichert."

Der Prozess ist bis zum 22. Juni angesetzt, elf Verhandlungstage soll es geben. Das Urteil wird für den 8. Juli erwartet. Die möglichen Strafen reichen von einer Geldstrafe bis zu fünf Jahren Haft.

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