FC Bayern - Louis Ngwat-Mahop im Interview: "Hummels meinte: 'Komm' Louis, heute gehen wir in die Disco!"

Louis Ngwat-Mahop und Michael Rensing: 2006/07 spielten sie gemeinsam für die Bayern-Reserve.
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Nach nur einem Jahr mussten Sie den FC Bayern verlassen. Grund dafür waren Probleme mit Ihrem Pass, die im Vorfeld einer Vorbereitungsreise nach Asien 2007 rausgekommen sind. Was ist genau passiert?

Ngwat-Mahop: Die Geschichte ist lange her und ich kann mich nicht mehr an jedes Detail erinnern. Bei meiner Ankunft aus Kamerun habe ich einen Aufenthaltstitel gebraucht, um in Deutschland spielen zu dürfen. Im Zuge dessen habe ich leider Menschen vertraut, die meinten, dass sie das für mich regeln. Ohne mein Wissen wurde dann ein französischer Pass für mich gefälscht.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Ngwat-Mahop: Ich war unendlich traurig, weil ich wusste, dass ich deshalb nicht bei Bayern bleiben durfte. Ich musste für einen Fehler büßen, den ein anderer gemacht hat. Ich habe dadurch aber gelernt, dass ich über alle Dinge, die mich betreffen, immer Bescheid wissen muss.

Wie ging es weiter?

Ngwat-Mahop: Ich wollte damals nur zurück nach Kamerun. Das habe ich auch Hermann Gerland erzählt. Er hat mich aber bestärkt durchzuhalten, er hat mir in dieser Phase enorm geholfen. Gerland war es auch, der mir wenig später von der Möglichkeit eines Probetrainings bei Red Bull Salzburg erzählte. Das wollte ich natürlich unbedingt nützen. Zunächst musste ich aber noch die Pass-Geschichte aus der Welt schaffen und meine Unschuld beweisen. Salzburg hat mich bei der Anhörung beim DFB super unterstützt. Dabei konnte ich den Beweis erbringen, dass ich mit der Passfälschung nichts zu tun hatte.

Wissen Sie, warum Ihnen Salzburg direkt eine Chance gegeben hat?

Ngwat-Mahop: Sagen wir so: Die zwei wichtigsten Personen von Salzburg und Bayern haben einen guten Kontakt. (lacht)

Sie meinen wohl Uli Hoeneß und Dietrich Mateschitz. Gegen den Red-Bull-Boss und sein Engagement gibt es unter traditionsbewussten Fußballfans großen Widerstand. Wie haben Sie das als Salzburg-Spieler erlebt?

Ngwat-Mahop: Ich habe das nicht verstanden. Für mich war es nur wichtig, dass ich in Europa Fußball spielen durfte. Alles andere war mir egal.

Louis Ngwat-Mahop: Die Stationen seiner Spielerkarriere

ZeitraumKlubPflichtspieleToreAssists
2006 bis 2007FC Bayern München II337-
2006 bis 2007FC Bayern München1--
2007 bis 2011Red Bull Salzburg Juniors1898
2007 bis 2011Red Bull Salzburg59106
2011Iraklis Thessaloniki103-
2011 bis 2012Karlsruher SC811
2012 bis 2019SCR Altach1903914

Was waren im Alltag die größten Unterschiede zwischen Salzburg und München?

Ngwat-Mahop: Die Sprache, das ist mir schon bei meinem ersten Einkauf in Salzburg aufgefallen. Ich habe bezahlt und die Kassiererin nach einer Tüte gefragt. Sie hat mich nicht verstanden, also habe ich es drei- oder viermal wiederholt. Dann hat sie einen Kollegen geholt und ich habe nochmal gesagt: "Kann ich bitte eine Tüte haben." Er hat gelacht und ihr gesagt, dass ich ein Sackerl will.

Nach kurzen Engagements bei Iraklis Thessaloniki und dem Karlsruher SC kehrten Sie 2012 nach Österreich zurück und wechselten zum SCR Altach. Mit 32 beendeten Sie Ihre Karriere und wurden Co-Trainer. War das ein lange gehegter Plan?

Ngwat-Mahop: Am Anfang meiner Karriere konnte ich mir nicht vorstellen, jemals als Trainer zu arbeiten. Aber je älter ich wurde, desto interessanter fand ich den Job.

Was reizt Sie daran?

Ngwat-Mahop: Als Trainer plane ich am Anfang der Woche, was ich trainieren lassen will. Wenn ich beim Spiel am Samstag sehe, dass es funktioniert, bin ich einfach nur froh. Außerdem liebe ich das Gefühl, am Fußballplatz zu stehen.

Was Sind Ihre Ziele als Trainer?

Ngwat-Mahop: Natürlich will ich irgendwann Cheftrainer sein. Ein paar Freunden habe ich angekündigt, dass ich in zehn Jahren Nationaltrainer von Kamerun bin. Da haben sie nur gelacht.

Würden Sie lieber die Nationalmannschaft von Kamerun trainieren oder den FC Bayern?

Ngwat-Mahop: Erst Bayern, dann Kamerun. (lacht)

Haben Sie noch Kontakt zu Leuten vom FC Bayern?

Ngwat-Mahop: Während meiner Zeit in Salzburg bin ich ein paar Mal nach München gefahren, um meinem ehemaligen Deutschlehrer und Hermann Gerland Hallo zu sagen. Sie waren in der schwierigen Zeit eine große Hilfe für mich. Mittlerweile habe ich nur mehr Kontakt zum "Langen".

Stefan Maierhofer, der damals ebenfalls in der Reserve gespielt hat?

Ngwat-Mahop: Ja, wir treffen uns manchmal und reden über unsere gemeinsame Zeit bei den Bayern. Als ich vom Internat in meine Wohnung gezogen bin, hat er mir geholfen. Er hatte ein Auto und konnte meine Sachen transportieren.