FC Bayern - Louis Ngwat-Mahop im Interview: "Hummels meinte: 'Komm' Louis, heute gehen wir in die Disco!"

Louis Ngwat-Mahop und Michael Rensing: 2006/07 spielten sie gemeinsam für die Bayern-Reserve.
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Wo haben Sie in München gewohnt?

Ngwat-Mahop: Am Anfang in einem Hotel, dann im Internat an der Säbener Straße und am Ende in einer eigenen Wohnung.

Wie haben Sie Ihre Freizeit verbracht?

Ngwat-Mahop: Die meiste Zeit war ich alleine zuhause. Weil ich nicht deutsch sprach, war ich am Anfang ein Außenseiter und hatte wenig Kontakt mit den anderen Spielern. Der Verein hat mir aber einen Sprachlehrer organisiert, mit dem ich jeden Tag zwei Stunden lang geübt habe. So wurde es schnell besser.

Mit welchem Kollegen hatten Sie am meisten Kontakt?

Ngwat-Mahop: Mit Stefano Celozzi habe ich mich manchmal getroffen. Einmal kam Mats Hummels mit zwei anderen Mitspielern zu mir und meinte: "Komm' Louis, heute gehen wir zusammen in die Disco! Du musst mitkommen!" Dann waren wir tatsächlich in der Disco. Wir haben viel getanzt. Mats konnte super tanzen. Es war ein lustiger Abend. Nach dem Training sind wir manchmal gemeinsam ins Restaurant gegangen.

Stichwort Restaurant: Mussten Sie sich in Sachen Ernährung umstellen?

Ngwat-Mahop: Ja, das war schwierig für mich. Als ich in Deutschland zum ersten Mal in ein Restaurant gegangen bin, habe ich Nudeln mit Tomatensauce bestellt. Die war aber viel süßer, als ich es gewohnt war. Ich konnte sie nicht essen. In den ersten Wochen habe ich immer im Hotel gegessen. Aber als ich im Internat und in meiner eigenen Wohnung gelebt habe, musste ich selbst kochen - aber das konnte ich gar nicht. Anfangs hatte ich immer nur Joghurt, Joghurt und Joghurt im Kühlschrank. Ich habe mich nicht gesund ernährt. Dann hieß es, ich solle mehr Gemüse essen. Ich kannte das deutsche Gemüse aber gar nicht. Ich wusste nichts mit Karotten oder Brokkoli anzufangen. Meistens habe ich Nudeln mit Tomatensauce gekocht.

Hatten Sie Besuch von Ihrer Familie oder Freunden aus Kamerun?

Ngwat-Mahop: Nein, aber wir haben viel telefoniert - und das war teuer. Meine erste Telefonrechnung in Deutschland werde ich nie vergessen. Ich kann nur so viel sagen: Es waren mehrere tausend Euro. An meinem ersten Tag im Hotel habe ich gefragt, ob ich das Telefon im Zimmer benutzen darf. Und das durfte ich. Ich dachte, dass es immer gratis ist, aber das war es leider nicht. Aus dem Fehler habe ich gelernt. Wenn ich einen Afrikaner kennenlerne, der nach Europa wechselt, sage ich ihm immer als Erstes: Pass' auf mit den Telefonkosten!

Louis Ngwat-Mahop im Mai 2007 mit Mats Hummels und Stephan Fürstner
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Louis Ngwat-Mahop im Mai 2007 mit Mats Hummels und Stephan Fürstner

Was war der schönste Moment Ihrer Zeit in München?

Ngwat-Mahop: Mein erstes Training bei den Profis. Am Montag kam Gerland zu mir und meinte: "Louis, diese Woche trainierst du nicht bei mir, sondern bei den Profis." Mats durfte gleichzeitig auch oben mittrainieren. Ich bin ohne Angst hingegangen und wurde gut aufgenommen. Hasan Salihamidzic kam als Erster zu mir und hat mich gefragt, wie ich heiße. Das habe ich ihm gesagt, dann hat er mir den Spitznamen "Louis Vuitton" gegeben.

Wer hat Sie im Training am meisten beeindruckt?

Ngwat-Mahop: Roy Makaay. Jeder Ball, den er bekommen hat, war kurz danach im Tor.

Am 33. Spieltag wurden Sie gegen Energie Cottbus eingewechselt und sind so zu Ihrem einzigen Profieinsatz für den FC Bayern gekommen. Hat Sie Trainer Ottmar Hitzfeld vorgewarnt?

Ngwat-Mahop: Nein, vor dem Spiel hat er nichts zu mir gesagt. Ich glaube, das war auch besser so. Sonst wäre ich zu nervös gewesen. Während des Spiels hat er mich vom Aufwärmen herbeigewunken und nur gesagt: "Du gehst jetzt rein."

Ihr Trainer bei den Amateuren war Hermann Gerland. Wie haben Sie ihn in Erinnerung?

Ngwat-Mahop: Er hatte zwei Gesichter: eines als Mensch und eines als Trainer. Auf dem Platz war seine Stimme immer zu hören. Da wusste man sofort: Der Tiger ist da! Als Trainer war er sehr anstrengend.

Haben Sie ein Beispiel?

Ngwat-Mahop: Am Tag nach einem Spiel sind wir normalerweise locker gelaufen oder Fahrrad gefahren. Als er einmal wütend über unsere Leistung war, mussten wir aber eine Stunde lang um den Platz laufen. Pro Runde durften wir nicht langsamer als 1 Minute und 20 Sekunden sein.

Haben Sie das durchgehalten?

Ngwat-Mahop: Ja. Ich habe mir die ganze Zeit gedacht: Solange noch einer vor mir läuft, kann ich auch weiterlaufen.