FIFA-Weltfußballer - Kommentar zum Stimmverhalten von Messi und Lewandowski: Respekt sucht man bei einem vergebens

Von Jonas Rütten
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© getty

Lionel Messi hatte wie Robert Lewandowski als Kapitän seiner Nationalmannschaft das Recht, bei der Wahl zum FIFA-Weltfußballer abzustimmen. Anders als der Pole, der am Ende seinen Titel aus dem Jahr 2020 verteidigte, ignorierte Messi aber seinen größten Konkurrenten und gab zwei seiner drei Stimmen PSG-Teamkollegen. Das lässt tief blicken, der Superstar entlarvt sich und seine warmen Worte vor wenigen Wochen selbst.

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Um eines gleich klarzustellen: Jeder darf bei einer freien Wahl abstimmen, wie er möchte und wählen, wen er möchte. Das ist Demokratie. Die Meinung des anderen ist zu respektieren und akzeptieren - selbst wenn sie einem nicht passt. So ist das selbstverständlich auch bei Lionel Messi, der als Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft dazu berechtigt war, drei Stimmen für seine Favoriten auf den Titel des FIFA-Weltfußballers 2021 abzugeben.

Sich selbst durfte er nicht wählen - und dennoch entlarvte er sich durch sein Stimmverhalten. Als jemand, der um jeden Preis jede individuelle Auszeichnung gewinnen will. Als jemand, der freundschaftliche Bande über den Respekt vor dem größten Konkurrenten und die Anerkennung dessen Leistungen stellt.

Messis größter Konkurrent im Kampf um die FIFA-Auszeichnung war wie schon vor wenigen Wochen beim Ballon d'Or Bayern-Stürmer Robert Lewandowski. Im Rennen um den prestigeträchtigeren Goldenen Ball zog der Pole den Kürzeren und landete trotz seiner einzigartigen Rekordsaison 20/21, in der er den ewigen Rekord von Gerd Müller überboten hatte, knapp hinter Messi, der den historischen Gewinn der Copa America mit Argentinien als Faustpfand hatte.

Beides waren gute Argumente für die Auszeichnung, am Ende siegte Messi nicht gänzlich unverdient. Aus seiner Betroffenheit über die Niederlage machte Lewandowski anschließend keinen Hehl. "Eine schlimme Zeit" habe er nach der Gala Ende November gehabt. Trösten konnten ihn auch die Worte von Messi nicht. Der sprach sich sogar dafür aus, dass Lewandowski den aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht vergebenen Ballon d'Or 2020 im Nachhinein erhalten solle.

Messis warme Worte für Lewandowski wirken nun unaufrichtig

"Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zu Hause haben", sagte Messi bei der Gala. Es waren Worte des scheinbar maximalen Respekts für Lewandowski von einem der größten, besten und erfolgreichsten Spieler aller Zeiten. Worte, die nun aufgrund von Messis Stimmverhalten in einem anderen Licht erscheinen. In einem unaufrichtigen Licht.

Er hoffe, "dass es eine aufrichtige Aussage eines großen Spielers ist und es nicht nur leere Worte sind", hatte Lewandowski nach der Gala in Paris im November gesagt - und wurde nun enttäuscht. Denn wie wenig Messi Lewandowskis Leistungen letztendlich respektiert und honoriert, wurde durch seine Stimmvergabe nun offensichtlich.

Fünf Punkte, also auf Platz eins seiner Favoritenliste, setzte der Argentinier seinen besten Kumpel Neymar, der selbst vom brasilianischen Nationaltrainer Tite keine Stimme erhielt. Auf Platz zwei und drei folgen bei Messi PSG-Teamkollege Kylian Mbappe und Karim Benzema. Zumindest beim Stürmer von Real Madrid ist das rein sportlich annähernd nachvollziehbar.

Messi oder Lewandowski? Menschlich hat es nur einer verdient

Lewandowski hingegen gab Messi seine zweite Stimme. Die erste ging an Jorginho, der als Schlüsselspieler mit Chelsea und Italien jeweils die größten Titel des Jahres gewann (Champions League, Europameisterschaft). Die dritte Stimme vergab der 33-Jährige an Cristiano Ronaldo. Angesichts des historischen Rekords für die meisten Länderspieltore auch keine ganz unverständliche Wahl.

Auch wegen dieses entgegengesetzten Verhaltens der beiden Konkurrenten ist es gut, dass zumindest der zweite Weltfußballer-Titel des Jahres 2021 nicht an Messi, sondern an Lewandowski geht. Sportlich hätten es beide verdient, menschlich und sportsmännisch aber nur einer von beiden.

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