Grasflecken auf Gottes Unterbuchse

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald / Dominik Stenzel
Cristiano Ronaldo liebt Blumen
© getty
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Primera Division

von Frank Oschwald

Gott des Spieltags: Ja, wir haben uns nun intensiv und investigativ mit dem Thema auseinandergesetzt. Nach monatelanger Recherche und der Auswertung unzähliger Daten lassen die Fakten allerdings nur einen sinnvollen Schluss zu: Ronaldo ist Gott. Verbreitet die frohe Botschaft, der Retter ist da. Handfeste Beweise gefällig? Nun, unter der Woche gab es ein Treffen, das jede andere These zu einem schlechten Märchen mutieren lässt. Vor dem CL-Auswärtsspiel in Warschau traf CR7 den Teenager, den er, und zwar nur er, wie von Geisterhand wiederbelebte und dem er, und zwar nur er, das Leben schenkte. David Pawlaczyc, heute 15 Jahre, fiel nach einem schweren Fahrradunfall vor drei Jahren ins Koma. Die Ärzte wollten ihn mit vertrauten Stimmen wieder zurück ins Leben holen und spielten ihm deshalb Kommentatoren-Geplapper der CR7-Tore aufs Ohr. Wenig später wachte der Bub auf. Zufall? Pah! Wir sind nicht würdig. CR7 schießt nicht nur Tore, er entscheidet über Leben und Tod. Ganz, ganz sicher.

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Etwas bizarr kommt inzwischen sein Twitter-Account daher. Erst kürzlich bereicherte er die Welt, als er ein schwer verstörendes Bild von sich postete. Es muss (!) die Frage gestellt werden: Was geht in den schwurbeligen Köpfen der CR7-Marketing-Lemminge ab? "Komm, zieh dich einfach bis auf die Unterhose aus, werf diese alberne Jacke über und leg dich ins Gras. Das ist geil, das geht brutal viral." "Hm, und wie bringen wir Farbe ins Spiel?" "Kannst dich ja mit dem Kopf so halb ins Blumenbeet legen. Das ist geil, das geht brutal viral." "Aber ich habe doch eine weiße Unterbuchse an. Die bekommt Grasflecken. Geht gar nicht." "Kein Problem, wir legen ein Kissen drunter. Dann ist das für dich auch bequemer. Ach ja, und mach die Augen zu. Das ist geil, das geht brutal viral."

Doppelpass des Spieltags: Das Programm Carrusel Deportivo bei Cadena Ser als spanischen Doppelpass abzustempeln, wäre vermutlich eine große Beleidigung. Für wen, ist unklar. Gemein haben beide Programme, dass eifrig und gerne auch mal emotional über Fußball diskutiert wird. Natürlich hört sich das mit der spanischen Maschinengewehr-Sprache noch etwas wilder an, als wenn Thomas Strunz und Jörg Schmadtke über die Kölner Saison diskutieren. Am Wochenende schepperte es während des Spiels zwischen Real und Leganes beispielsweise mal wieder so richtig. Der Ex-Schiedsrichter Eduardo Iturralde Gonzalez und Ex-Rayo bzw. Ex-Granada-Trainer Paco Jemez feuerten sich gegenseitig stakkatoartig die Silben um die Ohren. Eigentlich plapperten stets beide gleichzeitig, deshalb folgt nun eine vereinfachte und leserliche Darstellung der Konversation.

Los ging alles mit einem Satz des Ex-Schiris. "Im Fußball gibt es ungeschriebene Gesetze. Man kann zum Beispiel auch keinen Spieler vor der 20 Minute vom Feld nehmen. Das würde den Spieler killen", philosophierte Iturralde Gonzalez. Das brachte Jemez auf die Palme. "Du redest von Dingen, die du nicht verstehst. Ich wünschte, dass du die Qualität von Mateu Lahoz hast", feuerte Jemez zurück. Das wiederum ließ der Ex-Schiri nicht auf sich sitzen und setzte zum Finisher an. "Ich wünschte, du hättest die Qualität von Zinedine Zidane. Aber das verstehst du nicht, weil du Rayo trainiert hast und aktuell arbeitslos bist. Ja, wir reden von Qualität, aber du bist arbeitslos, Paco." Punktsieg Iturralde Gonzalez! Wie einst beim Fight zwischen Hoeneß und Lattek sei den Freunden der Nächstenliebe gesagt: Im Verlauf der Sendung entschuldigte sich Iturralde Gonzalez ganz artig bei Jemez. Heile Welt.

Algo mas? Aritz Aduriz hat in seinem persönlichen Karrieremodus die Gegner offenbar auf Amateur gestellt. Anders ist seine Woche nicht zu erklären. Gegen Genk netzte der Spanier mal eben fünf Mal und stellte einen EL-Rekord auf. Lange Statements nach dem Sieg suchte man allerdings vergeblich, denn der Baske musste schnell ins Krankenhaus zur Geburt seiner zweiten Tochter. Fast zeitgleich wurde er für die Nationalmannschaft nominiert - mit 35 Jahren. Zum Abschluss seiner okayen Woche führte er sein Bilbao auch noch erstmals als Kapitän aufs Feld. Und das nach 290 Pflichtspielen für den Klub. Nächste Woche holt er Jugendliche aus dem Koma und legt sich mit einer Unterhose auf die Wiese. Ganz sicher.