Niersbachs schwieriger Balanceakt

SID
DFB-Boss Wolfgang Niersbach muss einen kniffligen Balanceakt zwischen FIFA und DFB meistern
© getty

Wolfgang Niersbach steht vor einem kniffligen Balanceakt. Eigentlich wollte der DFB-Präsident ab Dienstag in Zürich eine bessere, transparentere Zukunft des Fußballs mitgestalten - vor der wegweisenden Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees aber haben Niersbach und sein Verband plötzlich selbst reichlich Sorgen mit Korruptionsvorwürfen.

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Die Behauptung des Nachrichtenmagazins Spiegel, die WM 2006 in Deutschland sei gekauft gewesen, belastet Niersbach und den DFB schwer.

Und wahrscheinlich wird der 64-Jährige mit einem Auge die Entwicklungen in der Heimat verfolgen, wenn in der Zürcher FIFA-Zentrale mit den Kollegen über den Reformprozess debattiert wird.

"Ich will und werde mich nicht davor drücken, meinen Beitrag zu leisten", hatte der 64-Jährige unlängst gesagt. Fest steht allerdings, dass Niersbach und die weiteren europäischen Vertreter in der Regierung des Weltfußballs am geplanten Termin (26. Februar 2016) für die Neuwahlen nicht rütteln werden.

FIFA Kongress nicht verschieben

"Wir werden nicht nur nicht fordern, dass der außerordentliche FIFA-Kongress verschoben werden soll - wir sind sogar dagegen, dass der Kongress verschoben wird", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino in der Vorwoche nach einer Zusammenkunft der 54 Verbände der UEFA.

Damit dürften auch die Chancen des für 90 Tage suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini gen Null sinken, als Kandidat für die Nachfolge des ebenfalls gesperrten FIFA-Chefs Joseph S. Blatter anzutreten.

Beide waren von der Ethikkommission der FIFA wegen einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken aus dem Verkehr gezogen worden. Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 26. Oktober wird es Platini kaum schaffen, die erhobenen Manipulationsvorwürfe zu entkräften und den Integritäts-Check der FIFA für eine Kandidatur zu bestehen.

Daher könnten sich Niersbach und Co. eigentlich voll und ganz darauf konzentrieren, die geplante Agenda der um 9.00 Uhr beginnenden Sitzung abzuarbeiten.

FIFA-Reformkommission schreitet voran

Die wird Interimspräsident Issa Hayatou (Kamerun), der die Geschäfte von Blatter übernommen hatte, mit seinem Bericht eröffnen. Danach referiert Domenico Scala, Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission - spannend dürfte aber vor allem der Bericht des Schweizers Francois Carrard werden, dem Vorsitzenden der FIFA-Reformkommission.

Die hatte am Sonntag ihr zweites Treffen in Bern beendet und dabei "reichhaltige und tiefgründige" Diskussionen geführt. "Wir schreiten voran, und ich denke, dass wir bei unserem nächsten Treffen das Reformpaket zu Ende bringen werden", sagte Carrard, ohne Details der Diskussionen zu nennen.

Im Dezember 2015 sollen dem FIFA-Exekutivkomitee die Reformen vorgelegt werden, die dann während des Kongresses am 26. Februar verabschiedet werden müssten. Bei der Zusammenkunft der Exko-Mitglieder will Carrard daher auch von den bisherigen Verhandlungen berichten und den Vertreten "konkrete Empfehlungen" für den Reformprozess nennen.

Das Reformkomitee trifft sich am 19./20. November, um das Reformpaket zu finalisieren. Rund zwei Wochen später (2./3. Dezember) hält die FIFA-Exekutive ihr nächstes Treffen in Zürich ab.

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