"Fußball-Epos a la Ben Hur"

Von SPOX
Und er so: "Roaaaaaar"
© getty

Während in Italien Inter die Hauptrolle im neuen "House of Cards" spielt und man sich vor dem ewigen Kapitän verneigt, zieht eine Spielerfrau in England wilde Vergleiche. Das Ergebnis: Mario Balotelli ist besser als Ashley Cole. Ganz Spanien schaut indes auf die Plauze von Neu-Katalane Luis Suarez.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Verbrechen des Spieltags: Nach vier Runden hatte die Presse Inter feierlich zur dritten Kraft der Serie A erhoben. Dann kam der fünfte Spieltag, und die Internazionale glich eher einem "House of Cards" - also einem echten Kartenhaus, nicht der Realpolitik von Francis Underwoods großartiger TV-Serie. Ein schwedisch-sardischer Wind reichte, die Mailänder im San Siro zusammenkrachen zu lassen. Cagliaris Tormaschine Albin Ekdal (fünf Treffer seit dem Wechsel 2008 nach Italien) netzte in 15 Minuten drei Mal. Dessen Vater Lennart leitet im schwedischen Fernsehen eine populäre Sendung um Verbrechen und womöglich wird in der nächsten Folge Inters Defensiv-Stolperei als Corpus Delicti untersucht.

Nemanja Vidic sollte statt Beschwerden über Schauspielerei im Calcio eher intensiv sein eigenes Stellungsspiel überholen. Yuto Nagatomo, erstmals Kapitän der "Nerazzurri", demonstrierte indes den perfekten Totschlag: Ein mörderischer Rückpass führte zum Rückstand, dann holte sich der Japaner binnen 120 Sekunden Gelb-Rot ab. Zur Pause lagen die Mailänder 1:4 hinten, zuletzt hatten sie nach 45 Minuten im März 1960 vier Treffer kassiert. Strafstoßkiller Samir Handanovic begrenzte den Schaden, als er den 19. Elfmeter (von 52) seiner Italien-Karriere parierte. Cagliari verschonte Inter in Hälfte zwei und verwaltete. "Sonst hätten wir sicher sieben Stück kassiert", sagte Trainer Walter Mazzarri. Vor Wochen 7:0 gegen Sassuolo, jetzt ein virtuelles 1:7 gegen Cagliari und Inter tanzt traditionell wahnwitzig zwischen kaltblütiger Tat und Suizidgefahr. Lennart Ekdal, bitte übernehmen Sie!

Ben Hur des Spieltags: Im Sommer übernahm Massimo Ferrero Sampdoria. 62-jähriger Römer, Filmproduzent, genannt "die kleine Giftschlange". Den Spitznamen erhielt er von einer Schauspielerin, als Ferrero einen Bewunderer der Signora wegen zu aufdringlicher Avancen links und rechts ohrfeigte. Die Viper aus dem römischen Arbeiterviertel Testaccio betreibt neben TV- und Filmverleih 60 Kinosäle. Seine cineastischen Produktionen blieben meist erfolglos, zu den bekanntesten avancierten die Softcore-Streifen von Regisseur Tinto Brass. Da traf es sich hervorragend, dass die schwerreiche Familie der Ehefrau durch Käse-Export in die USA für nötige Finanzmittel sorgte. Projekte und Ideen besaß Ferrero en masse, die meisten verpufften.

Wie zuletzt eine kleine Fluggesellschaft, die im Bankrott landete. "Unser Fußball soll ein Kolossal-Epos à la Ben Hur werden", diktierte er vor der Saison, die erste Etappe absolvierte Ferrero mit dem Derbysieg beim CFC am Sonntagabend erfolgreich. Ausgelassen feierte die Viper auf dem Rasen und kümmerte sich nebenher um amouröse Dates. Ferrero bot der aparten Sky-Moderatorin Ilaria D'Amico eine Filmrolle an (Tinto Brass dürfte interessiert aufgehorcht haben) und ergänzte: "Ich bin auch verheiratet, vielleicht können wir uns mal zum Abendessen treffen." Erst kürzlich hatte D'Amico ja Gigi Buffon aus dessen Ehe mit Alena Seredova heraustransferiert. Sollte Ferreros guter Kumpel Sylvester Stallone sich dazu gesellen, wären Massimo, Sly und Ilaria fraglos eine formidable Besetzung für den nächsten mittelmäßigen Streifen.

Und sonst? Natürlich sollen die nachträglichen Glückwünsche zu Francesco Tottis 38. Geburtstag nicht ausbleiben. Den beging der Capitano am Samstag auf dem Platz (2:0 gegen Hellas) und wurde von zahllosen Chören und Plakaten im Stadio Olimpico gefeiert. Bereits vormittags hatten Tifosi ihrem König ein Spruchband am Kolosseum gewidmet, #AuguriCapitano war in Italien Twitter-Trend Nummer eins. Mit 13 ging er zur Roma, mit 16 gab er sein Profidebüt und sammelte bisher 290 Tore in 711 Einsätzen. Da sind 1000 Partien sicher noch drin. Buon compleanno, ewiger Capitano!

Serie A: House of Cards und die kleine Giftschlange

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