Gerrard 0 - MUFC 20

Von SPOX
Steven Gerrard verpasste mal wieder die Meisterschaft mit dem FC Liverpool
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Serie A

Von Oliver Birkner

Duracell des Spieltags: Einmal darf er nächsten Sonntag noch, dann ist Schluss. Der Capitano geht und mit ihm ein bewegendes Stück Geschichte Serie A. Zigtausende Kilometer graste Javier Zanetti in 857 Pflichtspielen für Inter ab - das Trikot immer ordnungsgemäß, die Föhnwelle stets akkurat, selbst nach 90 Minuten langen Vorstößen, Grätschen und Balleroberungen. Man verpasste ihm die Spitznamen "Traktor" und "Duracell".

Die Panini-Bilder aus 19 Saisons ähneln sich verteufelt: Vom Tag, als der 21-Jährige völlig unerkannt mit einer Plastiktüte allein zum Inter-Sommertrainingslager ins Trentino schlenderte bis zum letzten Samstag, an dem das San Siro dem fast 41-Jährigen zum letzten Male ein Fest bereitete. "Ein Capitano, es gibt nur einen Capitano", skandierte die Arena. Die Kapitänsbinde übernahm Zanetti 1999 von einer anderen Inter-Ikone, Beppe Bergomi.

"Ich werde für immer einer von euch sein", sagte der Argentinier zu seinen Tifosi, verdrückte Tränen und begab sich auf verdiente Ehrenrunden. In manchen Momenten ist Pathos durchaus angebracht. In der rastlosen Moderne hört mit ihm eines der letzten loyalen und respektierten Gesichter des Calcio auf, eine jener Treuen, die Italien "Bandiere" (Flaggen) nennt. Applaus und Anerkennung gab es abseits jedweder Klub-Couleur von Nord bis Süd. Ohne Zanetti wird die Serie A nicht mehr dieselbe sein", schrieb ein Fan vom bitteren Rivalen Juventus.

Keine Skandale, keine Hysterien, in 617 Serie-A-Partien lediglich 36 Gelbe Karten und ein Platzverweis (Dezember 2011) per Gelb-Rot. Mit Inter holte Zanetti 16 Trophäen, darunter fünf Scudetti, einen UEFA-Pokal und die Champions League 2010. Seine imposante Dauerfitness begründete er: "Wenn du dich nicht jeden Tag reinhängst, erreichst du auch mit dem Talent eines Maradona rein gar nichts."

Dass er schon von Kleinauf zu den Mailändern hielt, liegt übrigens an einem Deutschen: "Lothar Matthäus betrachte ich bis heute als mein einziges Vorbild. Dank ihm wurde ich früh zum Interista. In dem Deutschen aus Granit sah ich den Spieler, der ich einmal werden wollte."

Beide stehen nun gemeinsam in Inters Hall of Fame, Zanetti wird demnächst zum Vize-Präsidenten nominiert. Die argentinische Nostalgie rundeten die Abschiede von Diego Milito, Walter Samuel und wohl auch Esteban Cambiasso ab. Inter ohne Duracell, Prinz, Mauer und Professor - das Ende einer Ära.

Verrückter des Spieltags: Der Spieltag wäre freilich kein wahrer ohne Neues von der Milan-Trainer-Eiszeitfront. AC-Patron Silvio Berlusconi gab beim verdonnerten Sozialdienst in einem Altenheim mit großteils Alzheimer-Patienten kürzlich zum Besten: "Hier habe ich viele Leute kennengelernt, die den Milan-Kader hervorragend leiten könnten." B

eim unglücklichen 1:2 in Bergamo raunte Manager Adriano Galliani dem Jungen seiner Partnerin vor dem Anstoß dann zu: "Warum Taarabt nicht spielt? Weil Seedorf verrückt ist." Im Januar wurde Himmel und Hölle bewegt, um Clarence Seedorf auf die Bank zu holen, die Liebe ist seit Wochen allerdings beendet.

Zukunftsplanung sieht anders aus. Demnächst hat man aber genügend Zeit dazu - ohne Seedorf und seit 1999 wahrscheinlich zum ersten Mal ohne Europapokal. Vielleicht wird Berlusconi ja beim Sozialdienst in Sachen Trainerfrage fündig.

Und sonst so? Ob Juventus-Fan oder Juventus-Hasser: Man muss dem verdienten dritten Scudetto in Folge Tribut zollen. Bereits jetzt stellte man einen historischen Punkte-Rekord in der Serie A auf (99), zudem könnte man am letzten Spieltag als erster Klub der großen europäischen Ligen 102 Zähler erreichen.

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