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Wer braucht einen Super-Trainer?

Fatih DemireliSPOX
22. März 201215:01
5 Top-Trainer: Rafael Benitez, Fabio Capello, Louis van Gaal, Andre Villas-Boas, Ralf Rangnick (v.l.)spox
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Fabio Capello, Rafael Benitez, Louis van Gaal, Andre Villas-Boas, Ralf Rangnick - so viele Top-Trainer waren schon lange nicht mehr gleichzeitig auf dem Markt. Fast alle Kandidaten werden täglich mit neuen Klubs in Verbindung gebracht - und ein Klub steht ganz besonders im Mittelpunkt. Spätestens im Sommer dürften sie alle unterkommen. Doch die Frage lautet: Wer bekommt die Super-Trainer?

Fabio Capello

Die letzte Station: England Verband (2007 - 2012)

Souverän qualifizierte sich England für die EURO 2012 in Polen und in der Ukraine. Trainer Fabio Capello, nicht gerade bekannt als Jugendförderer, installierte einige junge Talente wie Phil Jones, Jack Rodwell oder Kyle Walker, fand aber so vor allem eine gute Mischung innerhalb der Kaders. Sportlich stand einer erfolgreichen Europameisterschaft quasi nichts im Wege, doch im Februar kam es zum Bruch zwischen FA und Capello, der sich brüskiert fühlte, dass der englische Fußballverband über den Trainer hinweg John Terry von seinem Kapitänsamt entband. Die Rassismus-Vorwürfe gegen den Chelsea-Verteidiger wurden zum Politikum, das mit Capello ein sehr prominentes und wichtiges Opfer forderte. England verlor in der Vorbereitungsphase zur EM seinen Trainer, Capello die große Chance, die Schmach von der WM 2010 wieder gutzumachen.

Die letzten Gerüchte: Schon seit Sommer geistert Capellos Name immer wieder durch die Gazetten, wenn Inter Mailand eine Trainersuche nachgesagt wird. Sowohl als Vorgänger als auch als Nachfolger von Gian Piero Gasperini, als auch zuletzt, als Inter unter Gasperinis Nachfolger Claudio Ranieri arg schwächte. Nach dem Aus von Andre Villas-Boas beim FC Chelsea fiel - wie erwartet - auch Capellos Name.

Das sagt er: "Ich werde nicht mehr in Italien trainieren, das schließe ich zu 100 Prozent aus. Ich warte auf ein interessantes Angebot aus dem Ausland, womöglich auch in einer anderen Rolle. Ich bin bereit, mich mit neuen Varianten zu beschäftigen."

Prognose: Sicher ist: Wenn Fabio Capello als Trainer weitermachen wird, geht es für den 65-Jährigen nicht zurück nach Italien. Funktioniert er sich zum Sportdirektor, Supervisor, Team-Manager um, ist auch ein Job in Italien denkbar. Über ein Engagement als Funktionär bei Juventus wurde zuletzt spekuliert. Eigentlich ist Capello aber noch zu gut, um die Trainerbank zu verlassen. Kommt ein interessantes Angebot im Sommer, sitzt Capello in der nächsten Saison auf der Bank. Ein Geheimtipp: Die Nachfolge von Harry Redknapp bei Tottenham, sollte dieser wiederum Capellos Nachfolge als Nationaltrainer antreten.

Louis van Gaal

Die letzte Station: FC Bayern München (2009 - 2011)

Louis van Gaal ist heute noch allgegenwärtig beim FC Bayern. Spielt der FC Bayern schwach, ist es der "Rückfall in das zweite Jahr unter Louis van Gaal". Läuft es gut, war es die Vorarbeit Louis van Gaals, der dem FC Bayern ein neues Gesicht verpasste und die Mannschaft grundlegend verjüngte. Wahrscheinlich stimmt beides, denn van Gaal war ein Glücksfall für den FC Bayern, der nicht nur den Umbruch einleitete, sondern auch in seinem ersten Jahr fast das Triple holte. Aber: Zwischenmenschliche und später auch sportliche Gründe sorgten zunächst im März 2011 für die Ankündigung, dass Louis van Gaal zum Ende der Saison 2010/11 den FC Bayern verlassen werde. Nur einen Monat später wurde van Gaal nach einem 1:1 in Nürnberg vorzeitig entlassen. Der "Tulpen-General" bezieht heute noch sein Gehalt vom FC Bayern.

Die letzten Gerüchte: Kein Gerücht, sondern schon vollendet war der Deal mit Ajax Amsterdam. Ab 1. Juli 2012 sollte van Gaal als Generaldirektor anfangen, aber angeführt von Aufsichtsratsmitglied Johan Cruyff gingen zehn Ajax-Größen (u.a. Stam, Bergkamp, Overmars) gegen die Anstellung vor: Van Gaal widerspreche der Klub-Philosophie, war der öffentliche Grund, die Alleinherrschaftsgefahr wohl der interne, vor Gericht zählte aber, dass die Klub-Führung den Aufsichtsrat nicht befragte, was letztlich dazu führte, dass die Einigung nichtig ist und sich van Gaal um eine Alternative kümmern muss. Mit dem FC Chelsea und PSV Eindhoven waren zuletzt zwei Klubs im Gespräch.

Das sagt er: "Ich bin ohnehin lieber Trainer als Manager. Ich erkannte lediglich, dass Ajax Letzteres wirklich nötig hatte. Ich hatte diesen Job vorher auch schon gemacht."

Prognose: Louis van Gaals lange vorher angekündigtes Sabbatjahr ist im Sommer vorbei und er brennt auch schon wieder, das nächste Projekt anzunehmen. Dem Niederländer wird ein Liebäugeln mit der Premier League nachgesagt und selbstverständlich ist auch sein Name schon bei Chelseas Trainersuche aufgetaucht. Im Gegensatz zu Capello ist van Gaal zuzutrauen, auch einen Klub anzunehmen, der nicht zur absoluten Top-Elite gehört, um dort seine geliebte Aufbauarbeit zu leisten. Sicher ist: PSV wird es nicht, Ajax auch nicht. Auch Chelsea dürfte andere Favoriten haben. Wird im Sommer in der Bundesliga ein Platz frei, ist eine van-Gaal-Rückkehr nicht ausgeschlossen.

Rafael Benitez

Die letzte Station: Inter Mailand (Juni - Dezember 2010)

Es ist eine der undankbarsten Aufgaben, als Nachfolger eines Trainers verpflichtet zu werden, der das Triple, also Meisterschaft, Pokal und vor allem Champions League, gewann und von Spielern und Fans quasi vergöttert wurde. Noch weit schwieriger ist dieser Zustand, wenn dieser Vorgänger Jose Mourinho heißt. Das "Elend" nahm für Rafael Benitez seinen Lauf, als der Klub auf dem Transfermarkt extrem passiv blieb - trotz einiger Wünsche des Trainers. Die Leistungen in der Serie A sprachen nicht für den Trainer, der mit Inter zum Zeitpunkt seiner Entlassung 13 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Milan hatte. Nach dem gewonnenen Finale der Klub-WM explodierte der Spanier auf einer Pressekonferenz: "Ich verdiene Respekt. Ich habe die ganze Schuld und Verantwortung auf meine Schultern genommen, aber der Verein hatte mir im Sommer drei Spieler versprochen. Gekommen ist keiner. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten: Entweder der Klub kauft im Januar vier Spieler oder wir machen weiter wie bisher, mit dem Trainer als einzigem Schuldigen. Oder der Präsident spricht mit meinem Berater und wir finden eine andere Lösung." Die Lösung wurde gefunden, Benitez musste gehen.

Die letzten Gerüchte: Davon gab es in den letzten Wochen und Monaten genügend, immer wenn an prominenter Stelle eine Trainerstelle frei wurde. Selbst bei Real Madrid fiel schon der Name Benitez, als Mourinho öffentlich mit einem Weggang zum Saisonende kokettierte. Aktuell gehört er zu den gefühlt 84 Trainern, die bei Chelsea gehandelt werden. Als Benitez zu Monatsbeginn in München gesichtet wurde, passte es wie die Faust aufs Auge, weil gleichzeitig Jupp Heynckes medial in Frage gestellt wurde.

Das sagt er: "Ich habe eine gute Bilanz in der Champions League und Erfahrung in der Premier League. Ich weiß, dass ein gutes neues Projekt auf mich wartet. Wann es soweit ist, weiß ich aber nicht. Aber ich will wieder arbeiten und um Titel kämpfen."

Prognose: "Ein Teammanager, der Pokale gewinnen will, muss ein Auge auf die Top-Mannschaften haben. Und Chelsea ist eine Top-Mannschaft." Rafael Benitez macht aus seinem Interesse an einem Job als Chelsea-Coach keinen Hehl. Benitez würde passen: Ein Trainer, der mit Stars kann, ein Trainer, der Fernando Torres zum Laufen bringen könnte, und ein Trainer, der die Premier League in- und auswendig kennt. Klar ist, dass es für den Spanier wieder diese Kategorie von Klubs werden soll. Angebote aus Russland, China und Katar hat er abgelehnt. Ob aber die öffentliche Selbstanbiederung bei Chelsea förderlich ist, bleibt abzuwarten. Meistens geht das nicht gut...

Was machen Villas-Boas, Rangnick, Lippi und Schuster?

Andre Villas-Boas

Die letzte Station: FC Chelsea (Juli 2011 - März 2012)

15 Millonen Euro Ablöse zahlte der FC Chelsea im Sommer an den FC Porto, um den Trainer des frisch gekürten Europa-League-Siegers loszueisen. Der Newcomer sollte Chelsea eine moderne Philosophie verpassen, die Mannschaft neu strukturieren und vor allem national und international eine titeltaugliche Performance hinlegen. Das Vorhaben scheiterte fast in allen Punkten: Villas Boas' Idee, Fußball spielen zu lassen, vertrug sich nicht mit den Gewohnheiten und Fähigkeiten der Chelsea-Spieler. Das wirkte sich auf Leistung und Punktestand aus. Auch die Architektur des Chelsea-Kaders konnte Villas-Boas nur bedingt beeinflussen, da der Portugiese die Alphatiere Terry, Lampard und Drogba zu schnell gegen sich aufbrachte. Letztlich fehlte Villas-Boas die Zeit, um sich in der neuen - rauen - Welt zurechtzufinden, und er wurde Anfang März erwartungsgemäß entlassen.

Die letzten Gerüchte: In der Kürze der Zeit wurde eher über seinen Nachfolger als über seinen neuen Job spekuliert. Als Villas-Boas bei Chelsea noch in Amt und Würden war, wurde der Portugiese immer wieder mit Inter in Verbindung gebracht. Abgekühlt sind die Spekulationen, ob Inters Misere in der Serie A und dem Aus in der Champions League, nur bedingt. Ganz im Gegenteil.

Das sagt er: Nach der Entlassung zog sich Villas-Boas aus der Öffentlichkeit zurück. Es wurde über ihn gesprochen. Er selbst sagte (noch) nichts.

Prognose: Villas-Boas macht den Mourinho! Erst Porto, dann Chelsea, dann Inter. Zumindest liest sich dieses Szenario gar nicht mal so abwegig. Mit 35 Jahren wird sich Villas-Boas kaum ein Sabbatjahr a la Louis van Gaal gönnen wollen. Wenn Inter nach dieser Saison anklopft, wird es wohl kaum an Villas-Boas scheitern. Aber klar ist: Er ist längst nicht konkurrenzlos.

Ralf Rangnick

Die letzte Station: FC Schalke 04 (März 2011 - September 2011)

Es war ein Schock - nicht nur für den FC Schalke 04, sondern für die große und doch so kleine Bundesliga-Welt: Ralf Rangnick litt unter dem Burnout-Syndrom und trat von seinem Trainerposten bei Schalke 04 zurück: In der Öffentlichkeit war das Leiden Rangnicks nicht aufgefallen, so dass die plötzliche Auszeit ihre Spuren hinterließ. Schon nach seinem Rücktritt in Hoffenheim wollte Rangnick eigentlich eine längere Pause machen, um den Akku wieder aufzuladen, doch auch die Verbundenheit mit Schalke 04 ließen Rangnick sich anders entscheiden. Auch mit einer Spur Ignoranz machten sich schnell Fragen breit, ob Rangnick denn überhaupt noch einmal ins Trainergeschäft zurückkehre. Erfreulich ist es zumindest, dass diese Antwort heute mit Ja beantwortet werden kann.

Die letzten Gerüchte: Lange dauerte es nicht, bis Rangnick wieder in die Schlagzeilen geriet. Um die Weihnachtszeit herum wurde ein Interesse von Red Bull Salzburg kolportiert. Zuletzt stand ein Interesse von Hertha BSC im Raum. Das Gerücht, wonach Otto Rehhagel bis Sommer die Hertha rettet und dann an Rangnick übergibt, hielt sich hartnäckig, wobei sich dieses Vorhaben spätestens erledigt haben dürfte, wenn sich die Hertha nicht rettet.

Das sagt er: "Es geht mir sehr gut. Es ging bei mir in den letzten sechs Monaten darum, mich gesundheitlich und auch körperlich auf Vordermann zu bringen."

Prognose: Ralf Rangnick will im Sommer ins Trainergeschäft zurückkehren. Sucht im Sommer ein Bundesliga-Klub einen Trainer, wird Rangnick zu den Top-Kandidaten gehören. Aber auch ein Engagement im Ausland ist nicht ausgeschlossen: Rangnick ist erklärter Fan der Premier League, verfolgte zuletzt das Gastspiel Manchester Uniteds bei Tottenham Hotspur live im Stadion. Ein Neuanfang mit dem Traumziel England - warum nicht?

Marcello Lippi

Die letzte Station: Italien (2008 - 2010)

Nach dem überragenden WM-Titel 2006 trat Marcello Lippi als Nationaltrainer Italiens zurück und übergab dem begabten Roberto Donadoni das Feld, der sich in Livorno auch als Trainer einen Namen gemacht hatte. Nach dem Scheitern Italiens bei der EURO 2008 im Viertelfinale gegen den späteren Titelträger Spanien forderte die Öffentlichkeit die Rückkehr Lippis, die am 24. Juni perfekt wurde. Mit sieben Siegen und drei Remis schaffte Italien die Qualifikation zur WM 2010. Kritik heimste Lippi aber schon vor dem Turnier ein, weil er dem Gros seinen alten Haudegen vom WM-Titel 2006 vertraute und vielversprechende Spieler wie Giuseppe Rossi zuhause ließ. In der vermeintlich leichtesten Gruppe mit Neuseeland, der Slowakei und Paraguay schied Italien schließlich als Gruppenletzter aus. Lippi, der Fehler offen eingestand, trat zurück, was er aber auch wohl im Falle der WM-Titelverteidigung getan hätte.

Die letzten Gerüchte: Lazio, Inter, Juventus, Roma - wenn die Gerüchte in den Medien stimmen, hätte sich Lippi seit seinem Rückzug als Nationaltrainer einen Top-Klub in Italien aussuchen könnnen. Aber wie Capello lehnt auch Lippi eine Engagement als Klub-Trainer in der Serie A ab. Ganz aktuell soll der chinesische Top-Klub Guangzhou ein Fünf-Millionen-Angebot hinterlegt haben. In der Türkei soll Lippi als Wahlversprechen eines Präsidentschaftskandidaten bei Fenerbahce angekündigt worden sein. Die Tendenz geht aber in eine völlig andere Richtung.

Das sagt er: "Ich möchte nicht einen Klub, sondern ein Nationalteam. Ideal wäre, bei der WM 2014 dabei zu sein."

Prognose: Jeden Tag auf den Trainingsplatz - das ist nichts mehr für Marcello Lippi, der ganz offen mit einem Nationaltrainer-Job liebäugelt. Nach der EM 2012 wird der eine oder andere Trainerposten in Europa frei. Gut möglich, dass für Lippi etwas dabei ist. Das Wunschziel WM 2014 wird sich der Trainer-Guru wohl erfüllen können.

Bernd Schuster

Die letzte Station: Besiktas (Juni 2010 - März 2011)

Nicht nur der Star ist der Trainer, hieß die Devise bei Besiktas und man schenkte Bernd Schuster zum Amtsantritt in der Türkei mit Ricardo Quaresma, Guti und später mit Simao Sabrosa, Manuel Fernandes und Hugo Almeida einige Top-Stars für das Dream Team, das nicht nur national große Erfolge feiern sollte. Trotz Problemen in der Hinrunde ging der Klub mit dem aberwitzigen Motto "17 Spiele, 17 Siege" in die Rückrunde, ließ aber in der Meisterschaft schon recht früh Federn. Schuster gelang es wie zuvor, sich mit den Medien anzulegen. Er kritisierte in aller Regelmäßigkeit Schiedsrichter, Gegner und schließlich auch den türkischen Fußball im Allgemeinen. Im März zog Schuster selbst die Reißleine und trat nach einem Gespräch mit dem Klub zurück.

Die letzten Gerüchte: Nach dem Aus von Jose Molina wurde Bernd Schuster beim FC Villarreal gehandelt, doch den Zuschlag bekam schließlich Miguel Angel Lotina. Auch beim HSV, wo sich Schuster im September öffentlich anbot ("Wenn man Trainer ist und keinen Job hat, ist der HSV immer interessant"), hatte Schuster das Nachsehen. Es ist kein Geheimnis, dass sich Schuster in der Bundesliga beweisen will. Konkrete Angebote gab es zuletzt aber wohl keine.

Das sagt er: "Natürlich ist es sehr komfortabel, bei einem Klub wie Real über absolute Topstars zu verfügen, aber so eine Aufgabe birgt auch sehr viele Probleme. Ich brauche jedenfalls keinen Großverein, um glücklich zu sein."

Prognose: Der "blonde Engel" ist heiß und will wieder ins Trainergeschäft zurückkehren. Das Vorhaben Bundesliga scheint sich auch für diesen Sommer schwierig zu gestalten: Es sind nicht die Trainerfähigkeiten Schusters, die ihm wohl im Weg stehen, sondern das Image des ungemütlichen Augsburgers. Der Vorteil Schusters ist wiederum, dass er sich nicht auf eine Kategorie oder auf ein Land festlegt. Fortuna Köln, 1. FC Köln, Xerez, Donezk, Levante, Getafe, Real Madrid und Besiktas - bunter könnte ein Trainerlebenslauf kaum aussehen. Es wäre keine Überraschung, wenn sich ein völlig unerwarteter Klub in diese Liste einreiht.

Was machen Capello, van Gaal und Benitez?

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