Den Richtigen falsch erwischt

SID
Keane
© Getty

29 Tore in acht Partien des 4. Spieltags - die Bundesliga nimmt so langsam Fahrt auf. Doch in der Premier League, Primera Division, Serie A und Ligue 1 geht es nicht weniger zur Sache. Von nun an blickt SPOX jede Woche in den Blitzlichtern aus Europa auf die Geschichten des Spieltags.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serie A

von Oliver Birkner

Ich muss weg: Reichlich zu tun gab es in Neapel vor der Partie gegen die Fiorentina (Endstand 2:1): Zunächst wurden etliche Freiwillige zur Aufräumaktion gesucht, da nächtliche Regenfälle und die defekte Kanalisation im Stadionviertel die Kabinen mit Wasser überschwemmt hatten. Dann bekam die Polizei Arbeit: Rund 1000 Tifosi demonstrierten vor dem Stadio San Paolo gegen den Beschluss des Innenministeriums, nach den Ausschreitungen in Rom bis zum 29. Oktober die Kurven der Arena zu schließen. Sie alle trugen knallgelbe T-Shirts mit dem Solidaritäts-Aufdruck: "Ich bin vorbestraft“. Viele setzten sich jedoch kurz vor Anpfiff mit den Worten ab: "Ich muss einen Fernseher suchen - ohne Napoli kann ich doch keine Minute leben!“ Es gibt in Italien eben Wichtigeres, als für Rechte zu kämpfen, vor allem sonntags um 15 Uhr.

Moratti ohne Job: Einen Angestellten-Protest der ganz anderen Art gibt es derzeit weit oben im Norden. In Mailand entließ das "Piccolo Theater“ aus finanziellen Engpässen nämlich kürzlich 46 Mitarbeiter, darunter auch Giovanni Moratti. Der 24-jährige Student ist nicht nur Theaterliebhaber, sondern auch Sohn des schwerreichen Erdölmagnaten und Inter-Präsidenten Massimo Moratti. "Gigio“, der mit dem Nebenjob 700 Euro im Monat verdiente, kommentierte: "Ich weiß, dass ich ein Sonderfall bin, Arbeitslosigkeit macht mir keine Angst.“ Dennoch könnte der Papa die vom Theater eingesparten 40.000 Euro ruhig einmal abzwacken - bei Inter beschäftigte er in der Vergangenheit ja auch genug Komparsen.

Aufhören mit Verlieren: Carlo Ancelotti, Coach des AC Mailand, ist hingegen noch im Job. Zwar ist Milan nach zwei Ligapleiten zum Start (das gab es in der Klubhistorie erst einmal, 1986) Vorletzter und musste sich bissige Titelzeilen wie "Zerolandia“ (Im Land der Null, "Gazzetta dello Sport") gefallen lassen, doch Geschäftsführer Adriano Galliani bestätigte seinen Trainer im Amt. Dann fügte er hinzu: "Jetzt sollte er aber langsam mal aufhören zu verlieren.“ Die nächste Aufgabe heißt Zürich im UEFA-Cup. Eine heikle Angelegenheit, verlor Milan doch zuletzt beim Schweizer Zweitligisten Lugano 0:2. Zürich hingegen gewann sein Ligaspiel beim FC Vaduz mit 7:1.

Alle Infos zur Serie A

Premier League

von Raphael Honigstein

Der König ist tot, es lebe der King: 50.000 Newcastle-Fans strömten am Samstag ins Stadion, um gegen den dilettantischen Eigentümer Mike Ashley zu protestieren und den zum dritten Mal aus dem Amt geschiedenen Trainer Kevin Keegan trotzig zu feiern. Doch anstatt "King Kev" war Marlon King der entscheidende Mann. Der für Jamaika spielende Stümer von Aufsteiger Hull City stürzte den St. James' Park  mit zwei Toren in noch größere Depressionen. Trotzdem sollte man King zum Ehren-Geordie erklären. Die Fan-Tumulte nach der Niederlage überzeugten Ashley, den ganzen Laden doch besser schnell zu verkaufen.

Den Richtigen falsch erwischt: Alex Ferguson gilt gemeinhin als Meister der "mind games", der Psychospielchen. Vor der 1:2-Niederlage in Liverpool hat der Schotte jedoch ein klassisches Eigentor geschossen, als er - nicht ganz ohne Grund - den Sinn des 24 Millionen Euro teuren Transfers von Robbie Keane von Tottenham an die Mersey in Frage stellte. Keane, der Ire, der sich beim Torjubel nie entscheiden kann, ob er lieber Cowboy oder Indianer sein will, rannte gegen Fergusons Meistertruppe wie ein Wahnsinniger den Bällen hinterher und legte mit seinem Ein-Mann-Pressing den Grundstein für den Sieg der Roten.

How to Sheikh the Football World: Sulaiman Al Fahim hat eine rasante Karriere hingelegt: in zwei Wochen ist aus dem nahezu unbekannten Öl-Milliardär aus Abu Dhabi das britische Staatsoberhaupt geworden. Zumindest auf den "500 Milliarden Pfund"-Noten, mit denen die ManCity-Fans frech in Richtung von Chelsea wedeln, hat sein leicht unrasiertes Antlitz die Queen verdrängt. Trainer Mark Hughes freut sich schon, die Scheinchen im Januar ausgeben zu können. Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger sollen sich bereits erkundigt haben, was passiert, wenn man damit an der Tankstelle bezahlen will.

Alle Infos zur Premier League

Primera Division

von Steffen Rössel

Ruhe für den Schiri: Ganz wie zuhause fühlte sich Unai Emery beim Gastspiel des FC Valencia in Almeria (2:2). Wie in alten Zeiten durfte der neue Trainer der Valencianos, letzte Saison noch mit Almeria aufgestiegen, auf der Trainerbank ganz links, also auf der Seite der Gastgeber, Platz nehmen. Eine nette Geste aus alter Verbundenheit? Mitnichten, denn Gonzalo Arconada, der neue Coach des Aufsteigers möchte in Zukunft einfach nur ausschließen, dass die Betreuer der Gästemannschaften den Linienrichter auf der rechten Seite beeinflussen. "Ich lasse ihn auf alle Fälle in Ruhe“, versicherte er entschlossen.

Drei sind eins zu wenig: Gerade einmal 28 Minuten benötigte Mate Bilic für den ersten Dreierpack in der noch jungen Saison. Der Kroate in Diensten von Sporting Gijon brachte seine Mannschaft mit einem Doppelschlag nach knapp 20 Minuten mit 2:0 in Führung und sorgte kurz vor dem Pausenpfiff für den 3:3 Zwischenstand. Viel genützt hat es ihm und seinen Teamkollegen allerdings nicht, denn Gegner FC Sevilla gewann noch mit 4:3.

Made in Spain: CD Numancia ist neben Athletic Bilbao die einzige Mannschaft der Liga, die ausschließlich spanische Spieler einsetzt. Das letzte Mal "schaffte" der Aufsteiger aus der Kleinstadt Soria dies in der Saison 1998/99. Die bisherige Ausbeute der namenlosen Truppe "Made in Spain": ein bemerkenswerter 1:0-Auftaktsieg über den FC Barcelona sowie nun das ehrenwerte 3:4 bei Real Madrid. Beachtlich!

Alles zur Primera Division

Ligue 1

von Alexis Menuge

Völlig verpfiffen: Nach dem Spiel Lyon gegen Nizza (3:2) titelte "l'equipe“: "Nizza in Lyon betrogen“. Die Mannschaft von der Cote d'Azur führte nämlich völlig verdient mit 2:0. Bis Juninho eine Schwalbe produzierte, einen Freistoß bekam und den dann auch gleich versenkte. Gut 30 Minuten später war der Brasilianer dann mit der gleichen Masche erfolgreich. Schließlich sprach Referee Jean-Charles Cailleux OL auch noch einen unberechtigten Elfmeter zu. Nizza-Präsident Maurice Cohen: "Innerhalb wenigen Minuten bekam ich fünf SMS von Kollegen, die mir mitteilten, dass wir beschissen worden sind.“

Druck von den Fans: Der Südkoreaner vom AS Monaco, Chu Young Park, hat seine Premiere in Europa mit Bravour bestanden: Zuhause gegen Lorient gewannen die Monegassen mit 2:0, nach einem Treffer und einer Vorlage des Stürmers. Nun macht sich Park aber Sorgen: "Ich hoffe, dass mein Fanclub in Seoul das Spiel gesehen hat. Aber mit einer solchen Leistung werde ich mehr Druck von meinen Fans bekommen“, erzählte er mit ernster Miene.

Streik in Sochaux: Vorletzter in der Tabelle mit nur zwei Zählern nach fünf Spieltagen: der FC Sochaux wartet auch nach dem Spiel gegen Lille (1:1) auf seinen ersten Saisonsieg. Doch schlimmer als die sportliche Situation war das Verhalten der eigenen Fans. 12.800 Zuschauer waren zum Spiel gekommen, für Stimmung wollte davon aber kein einziger sorgen. Wegen der schlechten Ergebnisse weigerten sich die Fans, die eigene Mannschaft zu unterstützen. "Streik unserer Unterstützung“, hieß es offiziell.

Alle Infos zur Ligue 1