Silvia Neid: "Das war Fußball"

Von Für SPOX in Mönchengladbach: Daniel Börlein
Die DFB-Damen bejubeln nach dem 4:2-Sieg über Frankreich den Gruppensieg
© Getty

Gegen Frankreich liefert die deutsche Nationalmannschaft ihr bislang bestes Spiel bei dieser WM ab und zieht als Gruppensieger ins Viertelfinale ein. Bundestrainerin Silvia Neid ist begeistert, auch weil ein Sorgenkind auf dem Weg der Besserung ist. Für Birgit Prinz gilt das dagegen nicht. Die 33-Jährige verzichtete selbst auf einen Einsatz.

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Kurz nach Spielende klingelte ein Telefon in der deutschen Kabine. Angela Merkel war dran. Die Kanzlerin hatte es aus terminlichen Gründen nicht persönlich nach Mönchengladbach geschafft und die Partie gegen Frankreich deshalb vor dem Fernseher verfolgt.

Merkel war angetan von der Leistung der deutschen Elf und beglückwünschte Bundestrainerin Silvia Neid deshalb via Telefon zum dritten Erfolg im dritten Spiel. Die DFB-Auswahl schaffte dadurch den Gruppensieg und trifft im Viertelfinale auf Japan.

Neid: "Das war heute Fußball"

Der bevorstehende Vergleich gegen die Asiatinnen interessierte allerdings noch niemanden. Zu groß war die Erleichterung darüber, nach eher mäßigen Leistungen gegen allenfalls durchschnittliche Gegner, nun endlich mal überzeugt zu haben - gegen zuvor ihrerseits recht überzeugende Französinnen.

"Das war heute Fußball für mich", sagte Neid nach dem 4:2-Erfolg. "Ich denke, wir sind jetzt richtig im Turnier angekommen, von daher bin ich sehr zufrieden."

Die Bundestrainerin wirkte sichtlich befreit und wählte wohl auch deshalb ungewohnt euphorische Worte. "Ich fand, dass wir defensiv richtig gut waren, vor allem in Halbzeit eins. Und unsere Offensive fand ich fantastisch."

Bajramaj: "Unser bestes Spiel"

Ähnlich sah es auch Lira Bajramaj im Gespräch mit SPOX. "Das war auf jeden Fall unser bestes Spiel bislang bei diesem Turnier." Und das lag auch an ihr.

Die 23-Jährige war eine von vier Spielerinnen, die neu in die Startelf gerückt waren und sorgte für viel Schwung im deutschen Offensivspiel.

"Es hat mir gut getan, dass Frau Neid mir das Vertrauen geschenkt hat und mich auch 90 Minuten hat spielen lassen", sagte Bajramaj. In den letzten Tagen war viel über die Mittelfeldspielerin diskutiert worden. Einige hatten sie bereits abgeschrieben.

Bajramaj mit Leistungssteigerung

"Viele Spielerinnen haben in den letzten Tagen zu mir gesagt: 'Hör nicht auf die anderen, sondern mach einfach dein Ding.' Diese Unterstützung hat mir geholfen", sagte sie. Noch immer hat Bajramaj Luft nach oben, der Tiefpunkt scheint allerdings überstanden zu sein.

"Lira lässt eine aufsteigende Tendenz erkennen. Sie hielt manchmal etwas zu lange den Ball, war aber sehr agil und hat auch defensiv gut mitgearbeitet", lobte Neid. Ein Sorgenkind ist also auf dem Weg der Besserung, was aus dem zweiten wird, scheint nach der Partie gegen die Französinnen fraglicher denn je.

Erstmals nach 156 Länderspielen in Folge in der Startelf an, saß Birgit Prinz nur auf der Bank. Nach zuletzt schwachen Leistungen bekam Inka Grings den Vorzug in der Sturmmitte - und machte ihre Sache richtig gut. Die Duisburgerin erzielte zwei Treffer selbst und bereitete das 4:2 durch Celia Okoyino da Mbabi vor. "Ich habe immer auf meine Chance gewartet und wollte sie dann auch nutzen. Das ist mir hervorragend gelungen", sagte die 32-Jährige, die damit fürs Japan-Spiel wohl gesetzt sein dürfte.

Prinz "mental" nicht bereit

Für Prinz scheint also kein Platz mehr. Es habe keinen Grund gegeben, sie noch einzuwechseln, sagte Neid auf die Frage, warum ihre Spielführerin 90 Minuten auf der Bank geschmort habe. Das Verhältnis zwischen der Bundestrainerin und Prinz scheint allerdings alles andere als belastet. "Wir haben nach dem Nigeria-Spiel jeden Tag miteinander gesprochen und uns ausgetauscht", sagte Neid.

Bei einem dieser Gespräche habe Prinz ihr mitgeteilt, "dass sie sich mental nicht in der Lage sieht zu spielen, zumindest nicht von Anfang an". Folglich legte sich Neid auch frühzeitig auf Grings fest. "Ich fand, dass Birgit danach viel befreiter gewirkt hat. Diese Pause hat ihr gut getan."

Doch diese Pause haben andere eben genutzt, sowohl Grings als auch Bajramaj. Freiwillig werden beide ihren Platz nun nicht mehr hergeben. "Natürlich will ich auch gegen Japan in der Startelf stehen", sagte Bajramaj. "Aber Frau Neid wird sich bestimmt etwas einfallen lassen und hier und da etwas ändern." Darauf hofft nun auch Birgit Prinz.

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