EM

"Wir sollten jetzt nicht rumjammern"

Von Für SPOX in Netanja: Jochen Tittmar
Lewis Holtby ist mit Deutschland bei der U-21-EM vorzeitig ausgeschieden
© getty

Nach dem 0:1 gegen Spanien ist die deutsche U-21-Nationalmannschaft vorzeitig bei der EM in Israel ausgeschieden. Kapitän Lewis Holtby spricht im Interview über die Übermacht des Gegners, das letzte Gruppenspiel gegen Russland am Mittwoch und erklärt, weshalb er von der Diskussion um nicht berücksichtigte Spieler nichts hält.

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Frage: Herr Holtby, die deutsche Mannschaft hat erneut kurz vor Schluss verloren und ist nun aus dem Turnier ausgeschieden. Wie fällt Ihr Fazit nach dem Spiel gegen Spanien aus?

Lewis Holtby: Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft verdient verloren. Die Enttäuschung ist natürlich groß, aber Spanien hatte mehr Spielwitz und war konsequenter, auch in der Defensive. Sie sind mit der Zeit immer besser in ihren Rhythmus gekommen.

Frage: Es stand lange 0:0, doch selbst ein Unentschieden hätte ja fürs Weiterkommen kaum gereicht.

Holtby: Das bleibt jetzt spekulativ. Trotzdem hätten wir ein 0:0 schaffen können, unsere Innenverteidigung stand in meinen Augen sehr gut. Wir hätten zudem unsere Konter besser ausspielen müssen, aber darin haben wir versagt.

Frage: Hätte man vielleicht noch mehr Risiko gehen müssen, um ein Tor zu erzielen?

Holtby: Wir haben ja versucht, die Spanier unter Druck zu setzen. Wenn man dann aber auf dem Platz steht und gegen solch gute Jungs spielt, dann kann es eben auch sehr schwierig werden. Wir standen auch mit dem Rücken zur Wand. Manchmal hilft dann wirklich nur beten. Spanien war heute qualitativ einfach stärker als wir.

Frage: Ist im zweiten Durchgang auch die Überzeugung geschwunden, den Titelverteidiger besiegen zu können?

Holtby: Man kann niemandem vorwerfen, dass er keine Courage oder keinen Einsatz gezeigt hätte. Wir haben alle stark gekämpft, die Einstellung hat gestimmt. Man muss eben neidlos anerkennen, dass die Spanier einfach besser waren. Es ist schwer, sie über die gesamten 90 Minuten zu stoppen. Sie spielen schon sehr erwachsen und sind ganz klar der Topfavorit auf den Turniersieg.

Frage: Es wurde viel darüber diskutiert, ob es richtig sei, nicht mit dem in diesem Jahrgang stärksten Kader anzureisen. Wie ist Ihre Meinung?

Holtby: Dazu werde ich nichts sagen. Ich persönlich bin froh mit dem Team, das hier spielt. Wir haben einen starken Kader und hätten es auch mit dieser Mannschaft gepackt, wenn wir in beiden Spielen in der einen oder anderen Situation erfahrener und abgeklärter agiert hätten.

Frage: Mit dem bestmöglichen Kader wäre aber genau dies ja vielleicht nicht passiert...

Holtby: Wenn man auf die Statistik schaut und sieht, wie viel Bundesligaerfahrung unser aktueller Kader aufweist, dann kann man sich nicht hinstellen und sagen, es hätten uns andere Spieler gut getan. Wir sollten jetzt nicht rumjammern. Ich mache weder uns noch dem DFB einen Vorwurf.

Frage: Das dritte Gruppenspiel gegen Russland ist nun aber ziemlich bedeutungslos, oder?

Holtby: Nein. Wir spielen hier eine EM. Das bedeutet, dass jeder Einzelne Erfahrungen sammeln kann. Wir haben Spieler dabei, die erst 19 Jahre alt sind. Aber auch die 23-Jährigen stehen noch am Anfang ihrer Karriere, jeder Erfahrungswert hilft einem weiter. Trotz des Abschneidens werden wir Spieler noch in zehn Jahren über dieses Turnier sprechen.

Frage: Weil neben den gesammelten Erfahrungen in beiden Partien bis zur kurz Schluss mehr drin gewesen wäre?

Holtby: Genau. Wir haben im Endeffekt jeweils zwei späte Tore kassiert. Wäre dies nicht passiert, stünden wir jetzt mit zwei Punkten da und hätten mit einem Sieg gegen Russland Chancen gehabt, ins Halbfinale einzuziehen. Wir werden nun am Mittwoch in jedem Fall noch einmal topmotiviert auftreten, um uns ordentlich zu verabschieden.

Frage: Der Vergleich mit den Spaniern, der in der Champions League noch zugunsten von Deutschland ausging, hat nun aber einen kleinen Dämpfer erhalten.

Holtby: Das mag sein. Letztlich gehen wir verdient als Verlierer vom Platz, aber haben wiederum nur ein Spiel nicht gewonnen. Die A-Nationalmannschaft hat bewiesen, dass sie mit Spanien konkurrieren kann und dazu stehen uns in Zukunft weiterhin sehr viele Top-Talente zur Verfügung. Ich denke, dass dies nicht das Ende der Aufholjagd ist.

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