EM

Später K.o. für U 21 gegen Spanien

Von Für SPOX in Netanja: Jochen Tittmar
Hängende Köpfe: Nach zwei Niederlagen muss U-21 nach der Vorrunde die Koffer packen
© getty

Die deutsche U-21-Nationalmannschaft hat bei der EM in Israel auch das zweite Spiel in Gruppe B verloren und ist damit vorzeitig aus dem Turnier ausgeschieden. Gegen Titelverteidiger Spanien unterlag die Mannschaft von Trainer Rainer Adrion mit 0:1 (0:0).

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Vor 11.750 Zuschauern im Netanja-Stadion erzielte wie schon beim 1:0-Sieg gegen Russland der eingewechselte Alvaro Morata das Siegtor für Spanien (86.).

Da zuvor auch die Niederlande klar und deutlich mit 5:1 gegen Russland gewann, hat Deutschland nunmehr keine Chance auf den Einzug ins Halbfinale und steht am kommenden Mittwoch gegen Russland vor einem Testspiel.

Reaktionen:

Wolfgang Niersbach: "Unsere Mannschaft hat alles gegeben, die Einstellung stimmte. Aber man muss neidlos anerkennen, dass Spanien die bessere Mannschaft war. Natürlich sind wir im Moment enttäuscht, aber ich bin überzeugt, dass wir aus diesem Team in Zukunft einige Spieler in der A-Mannschaft wiedersehen werden. Nach den Erfolgen in der Champions League haben wir bei diesem Turnier gesehen, dass auch in anderen Nationen starke Spieler nachkommen."

Lewis Holtby: "Wir haben uns viel vorgenommen. Spanien war aber klar besser. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Wir haben keinen Zugriff bekommen. Wir hatten uns mehr erhofft."

Bernd Leno: "Wir waren natürlich am Ende etwas offen, weil wir das Tor und den Sieg wollten. Dann kassieren wir einen Konter, wir haben oft zu schnell die Bälle verloren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deutschland im Vergleich zum 2:3 gegen Holland mit zwei Änderungen in der Startelf: Clemens spielt links im Mittelfeld für den verletzten Mlapa (Muskelfaserriss), Herrmann rückt auf rechts. Dazu stürmt Volland für Lasogga.

Spanien lässt Muniain draußen, für ihn spielt Koke. Ansonsten läuft jene Elf auf, die gegen Russland mit 1:0 gewann.

23. Minute: Sorg mit dem katastrophalen Ballverlust links an der Strafraumgrenze gegen Thiago Alcantara, der sofort den Abschluss sucht aus zwölf Metern, aber zu genau zielt: Der Ball knallt an den rechten Pfosten des deutschen Tores.

27.: Isco geht mit dem Ball am Fuß an Rode vorbei, spielt dann links in den Strafraum zu Rodrigo. Der dribbelt an Keeper Leno vorbei, wird dabei aber etwas zu weit nach außen gedrängt - so bringt er den Ball nur noch ans Außennetz.

59.: Tello und Montoya über Rechts. Der Ball kommt zentral zu Illaramendi, dessen Schuss aus 17 Metern geht knapp links vorbei.

65.: Ecke für Spanien, nach der die Iberer durch Isco, Rodrigo und Inigo Martinez gleich dreimal zum Schuss kommen im Strafraum, aber Leno schließlich - nachdem er erst einmal den Ball prallen lässt - doch gut klärt.

87.: Alvaro Morata geht den linken Flügel entlang, wo ihn Rüdiger nicht stoppen kann. Der Joker der Spanier dringt in den Strafraum ein, wo auch Thesker nicht mehr eingreift. Morata zieht flach ab, trifft ins kurze Eck - Leno muss sich geschlagen geben. Ist das bitter, schon wieder so ein spätes Gegentor für das DFB-Team.

Fazit: Verdienter Sieg für Spanien, das beharrlich nach vorne spielte und den deutschen Verbund einmal knackte. Das reichte, da Deutschland nicht in der Lage war, für ernsthafte Torgefahr zu sorgte.

Der Star des Spiels: Auch wenn Isco nicht derjenige war, der auf Torabschlüsse aus ist, spielte er diesmal einen Tick stärker als Thiago. Der Spieler vom FC Malaga verzeichnete 100 Balkontakte, bereitete fünf Torschüsse vor und hatte in jedem spanischen Angriff seine Füße im Spiel. An der Kugel mit herausragender Technik und Ruhe.

Der Flop des Spiels: Tony Jantschke offenbarte ähnliche Probleme wie sein Gegenüber Oliver Sorg gegen Holland. Bekam Tello im direkten Duell kaum zu packen und stand dazu einfach zu weit weg vom Mann. Gegen den Antritt dann machtlos und oft nur zweiter Sieger. Gewann weniger als die Hälfte seiner Zweikämpfe. Zudem ohne brauchbare Impulse für das Offensivspiel.

Der Schiedsrichter: Pawel Gil war Leiter einer fairen Partie, in die er nur selten eingreifen musste. War dies der Fall, lag er mit seinen Pfiffen und den persönlichen Strafen meist richtig. Gute Vorstellung des Polen.

Die Trainer:

Rainer Adrions Maßnahme, Volland für Lasogga im Sturmzentrum aufzubieten, glückte nur bedingt. Der Hoffenheimer war zwar deutlich beweglicher, konnte jedoch selten die Anspiele festmachen. Nachvollziehbar, den schwachen Herrmann vom Feld zu nehmen und mit Lasogga die physische Komponente ins Sturmzentrum zu werfen. Auch richtig, Can für den platzverweisgefährdeten Rode einzuwechseln. Rüdigers Einsatz zeigte, dass der Trainer am Ende das Remis mitnehmen wollte - doch der Stuttgarter verlor den entscheidenden Zweikampf...

Julen Lopetegui reagierte auf Iscos durchwachsene Vorstellung gegen Russland im zentralen Mittelfeld, zog ihn auf die offensivere Position nach vorne und brachte Koke im Zentrum. Ließ sein Team lange auf der Platte und wechselte wieder Morata als erstes ein, nahm diesmal aber Rodrigo und keinen Mittelfeldspieler heraus. Kurios: Kaum war Muniain drin, fiel der Treffer.

Das fiel auf:

  • Das zu erwartende Bild: Spanien hat den Ball und kombiniert über viele Stationen, Deutschland verteidigt. Die DFB-Elf aber deutlich konsequenter gegen den Ball als in Spiel eins, so dass Spanien anders als noch gegen Russland auch mal auf einen langen Ball zurückgreifen musste.
  • Adrions Mannen zunächst noch mit mehr Mut im Vorwärtsgang, zügigen Kombinationen und dadurch auch ordentlichen Abschlussgelegenheiten. Für einen Sieg hätte jedoch ein Torschuss sitzen müssen.
  • Die La Rojita im Mittelfeld sehr beweglich, variabel und viel unterwegs. Das bereitete gerade der deutschen Doppelsechs hier und da Probleme beim Übernehmen der Gegenspieler. Isco war allgegenwärtig, forderte quasi jeden Ball und verteilte geschickt.
  • Gefährlich wurde es aber nur, wenn Spanien auf die Außen verlagerte und dort im direkten Duell bis zur Grundlinie vordrang. Dann mangelte es Deutschland an der Tiefenstaffelung, alle verteidigten auf einer Linie und ließen den Rückraum manche Male sträflich unbesetzt.
  • Deutschland nach der Pause quasi ohne Entlastung und nur noch in der Defensive. Die Wege nach vorne gerieten zu weit, gewonnene Bälle wurden schlampig weitergeleitet und kamen so prompt zurück. Spaniens Offensivwucht hatte Deutschland nur die Physis entgegen zu bringen, am Ende reichte ironischerweise ein simples gewonnenes direktes Duell zum Siegtor für Spanien.

Niederlande - Deutschland: Daten und Fakten zum Spiel