Kaiserslautern - Führungsspieler Mike Wunderlich im Interview: "Inneren Frieden wird man bei mir wohl nie finden"

Wunderlich kämpft mit dem FCK um den Aufstieg in die 2. Liga.
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2015 gab es Gerüchte, dass Leverkusen an Ihnen interessiert war. Von der Regionalliga in die Bundesliga - wie konkret wurde das für Sie?

Wunderlich: Das kam über den damaligen Trainer Roger Schmidt zustande, der mich zuvor bereits nach Münster und Paderborn holen wollte. Das hatte zwar nicht geklappt, aber wir hielten regelmäßig Kontakt. Nach einem Freundschaftsspiel zu unserer Saisoneröffnung 2015 kam er auf mich zu und fragte mich, ob ich mir das vorstellen kann. Das wäre für mich natürlich ein Traum gewesen, ich hätte es sehr gerne gemacht. Wir führten konkrete Gespräche, aber leider kam es nicht dazu.

Woran ist der Wechsel gescheitert?

Wunderlich: Leverkusen war danach im Trainingslager und im Anschluss wurde mir von Vereinsseite mitgeteilt, dass ein Wechsel nicht zustande kommt. Ich glaube, dass es nicht die Entscheidung vom Trainer, sondern vom Verein war. Es war wohl schwierig zu verkaufen, dass ein Verein, der in der Champions League war, jemanden mit 29 aus der Regionalliga holt. Schade, dass es damals keine U23 in Leverkusen gab, dann wäre das vielleicht hinsichtlich der Außendarstellung eher möglich gewesen.

Wie kam es, dass Sie vor der laufenden Saison den Schritt weg aus Köln und nach Kaiserslautern gingen - weil Sie Trainer Marco Antwerpen schon von der Viktoria kannten?

Wunderlich: Ja. Er wollte wissen, ob ich es mir vorstellen kann, noch einmal anzugreifen. Der Verein sei für die 3. Liga mit dem Umfeld außergewöhnlich. Damit habe ich mich auseinandergesetzt und es war relativ schnell klar, dass ich das zum Abschluss meiner Karriere machen will - bei so einem Traditionsverein mit einem solchen Publikum.

Wie der FCK, der zunächst nur auf sechs Punkte nach acht Spielen kam, benötigten auch Sie ein wenig, um in der Spielzeit anzukommen. An den ersten neun Spieltagen kamen Sie nur auf einen Scorerpunkt. Spiegeln diese Zahlen auch Ihre Probleme in den ersten Wochen wider?

Wunderlich: Definitiv. Wir hatten als Verein Probleme, in die Saison zu kommen - jeder einzelne Spieler inklusive mir. Ich hatte zu kämpfen und habe nicht so gespielt, wie ich mir das gewünscht habe und von mir gewohnt bin. Nach und nach hat sich das eingependelt, wir haben uns als Team gefunden, auch wenn es etwas länger gedauert hat als geplant. Wenn ich sehe, wo wir jetzt stehen, haben wir eine starke Saison gespielt. Die möchten wir jetzt krönen.

Beim FCK kam Wunderlich nach schwachem Saisonstart immer besser in Fahrt.
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Beim FCK kam Wunderlich nach schwachem Saisonstart immer besser in Fahrt.

Kaiserslauterns Mike Wunderlich: "Inneren Frieden wird man bei mir wohl nie finden"

Antwerpen erklärte zuletzt, dass sich Ihr Vertrag nach einer gewissen Anzahl an Spielen automatisch verlängert hat. Können Sie das bestätigen - auch unabhängig von der Liga?

Wunderlich: Ja. Es gab eine Option im Vertrag.

Ihr bislang letztes Zweitligaspiel haben Sie vor ziemlich genau elf Jahren gegen Union Berlin bestritten. Wie gut sind Sie im Vergleich zu damals?

Wunderlich: Ich bin jetzt erfahrener, aber damals war ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Mittlerweile bin ich gelassener, dafür dauert die Regeneration ein wenig länger. Ich fühle mich körperlich trotzdem noch gut und solange das der Fall ist, will ich auch weiterspielen. Ob das in der nächsten Saison in der 2. Liga sein wird, liegt an uns.

Als Sie Ihre Erkrankung 2011 bekannt machten, sagten Sie: "Mein Ziel ist es, in den Profifußball zurückzukehren. Das klingt momentan sehr schwer für mich, aber ich wollte immer in der Bundesliga spielen und daran glaube ich." Aus der Bundesliga wird nun sehr wahrscheinlich nichts mehr. Können Sie dennoch Ihren Frieden mit Ihrer Laufbahn finden?

Wunderlich: Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich deutlich mehr hätte erreichen können. Ich bin mir fast sicher, dass ich den Sprung in die Bundesliga geschafft hätte, wenn ich damals nicht erkrankt wäre. Deshalb wird immer ein fader Beigeschmack dabei sein. Ich trauere dem aber nicht nach und nehme die Dinge so, wie sie sind. Ich habe in Köln viele schöne Dinge erlebt und tue das beim FCK gerade auch. Zufrieden bin ich sowieso nie, einen inneren Frieden wird man bei mir wohl nie finden - vielleicht im Sommer, wenn wir die Sache zu Ende gebracht haben.

Mit einem Augenzwinkern gefragt: Am letzten Spieltag müssen Sie durch den Rückzug von Türkgücü zuschauen, wenn die Konkurrenz spielt. Somit ist die Partie eine Woche zuvor Ihr letztes Saisonspiel - ausgerechnet bei Viktoria Köln. Könnte Ihr enges Verhältnis zu den Vereinsverantwortlichen um Ihren Vater Franz, der dort Sportvorstand ist, ein Vorteil für den FCK sein?

Wunderlich: (lacht) Das glaube ich nicht. Stand jetzt brauchen Sie selbst noch Punkte für den sicheren Klassenerhalt. Es wäre schön, wenn ich dort ein gutes Wort einlegen kann, aber für diese 90 Minuten gibt es keine Freunde. Das wäre aber typisch Fußball, wenn es so kommen sollte, dass ich an meiner langjährigen Wirkungsstätte einen besonderen Erfolg feiern könnte. Die Hauptsache ist aber, dass es überhaupt passiert.

3. Liga: Die Top 6 der Tabelle vor dem 35. Spieltag mit Kaiserslautern

RangMannschaftSpieleToreDiff.Pkt.
11. FC Magdeburg3270:363469
21. FC Kaiserslautern3354:203463
3Eintracht Braunschweig3357:312661
4VfL Osnabrück3252:371555
5TSV 1860 München3252:43952
61. FC Saarbrücken3246:38851
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