"Fußballprofis furzen wie jeder andere"

Von Interview: David Schmitt
Torsten Mattuschka will mit Energie Cottbus noch einmal in die 2. Liga aufsteigen
© getty

Torsten Mattuschka ist zurück in seiner Heimatstadt Cottbus. Mit Energie soll in dieser Saison noch der Aufstieg in die 2. Liga gelingen. Bei Union Berlin prägte er die Vergangenheit und gilt als Vereinsikone. Im SPOX-Interview spricht "Tusche" über Entertainer-Qualitäten, seinen Weg zum Profi und ein mögliches Karriereende.

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SPOX: Herr Mattuschka, Sie haben mal wieder richtige Entertainer-Fähigkeiten bewiesen: Mit Kollege Sven Michel sind Sie im Energie-Youtube-Channel als Moderator einer Homeshopping-Folge aufgetreten...

Torsten Mattuschka: Wir wurden gebeten, unsere Weihnachtsartikel ein bisschen zu bewerben. Dann habe ich zu Sven gesagt: "Komm wir machen das einfach frei Schnauze." Ohne Drehbuch und Probe. Wir haben einfach ein bisschen Blödsinn vor der Kamera gequatscht und die Artikel vorgestellt. Das kam gut an und war eine gelungene Sache. So ein Spaß gehört auf der Arbeit einfach dazu und ich bin dafür immer gerne zu haben.

SPOX: Ist denn die Rolle als Spaßmacher im Team bewusst gewählt oder entspricht das Ihrem Naturell?

Mattuschka: Ich bin einfach so, wie ich bin. Da ist nichts gestellt, das wäre viel zu anstrengend. Ich bin schon immer ein Typ gewesen, der Spaß am Leben haben und jeden Tag lachen will. Deshalb gehören auch Sprüche zur Arbeit dazu. In der Schule war ich auch schon so, bloß haben meine Noten immer ein wenig darunter gelitten. Ich bin ja nichts besseres, nur weil ich Fußballspieler bin. So trete ich jedem Menschen gegenüber. Dennoch muss man, wenn es drauf ankommt, die richtige Einstellung und Ernsthaftigkeit finden.

SPOX: Aber wie schwer ist der Spagat zwischen Spaßmacher und Autoritätsperson wirklich?

Mattuschka: Ich glaube die Jungs können das alle ganz gut einschätzen. Wenn ich mal was Wichtiges zu sagen habe, dann hören sie mir auch zu. Wenn es innerhalb der Mannschaft etwas anzusprechen gibt, dann mache ich das auch und nehme kein Blatt vor den Mund. Ich bin auch selbstkritisch genug, um zu wissen, wann ich scheiße spiele und wann gut. Wir sind Männer und können uns auch mal die Meinung sagen. Das heißt ja nicht, dass ich immer Recht habe. Ich bin nicht der Allwissende und im Gespräch bekommt man auch andere Standpunkte aufgezeigt. Mein Motto ist: Lieber gerade heraus als hintenherum. Damit bin ich immer gut gefahren und werde das auch beibehalten.

SPOX: Haben Sie sich denn mal einen Scherz erlaubt, der unerwartete oder üble Folgen hatte?

Mattuschka: Bei Union habe ich vor ein paar Jahren bei einem offiziellen Fototermin meine Hose runtergezogen. Da habe ich mir nichts weiter dabei gedacht und am nächsten Tag hat ganz Deutschland meinen Hintern gesehen. Ein ganz normaler Zeitungsfotograf hatte das Foto gemacht, den hatte ich noch nie gesehen. Für ihn war das natürlich ein super Foto und es ließ sich auch gut verkaufen. Das war einfach so eine typische Tusche-Aktion, über mögliche Konsequenzen habe ich in diesem Moment gar nicht nachgedacht.

SPOX: Kommen wir zum Sportlichen. Christoph Kramer hat mal in einem Interview über Sie gesagt, dass er es schätzt, dass Sie sich nicht dem harten Fußball in der 2. Liga angepasst haben, sondern einfach Ihr "Ding" durchziehen. Ist das in der 3. Liga auch noch möglich?

Mattuschka: Es ist schon ein anderer Fußball in der 3. Liga, vor allem ist es noch mehr Kampf. Aber ich versuche einfach meine Tugenden einzubringen. Ich bin keine Maschine, aber ich gebe immer alles auf dem Platz. Ich versuche zu rennen und zu kämpfen und ab und zu mal einen vernünftigen Ball zu spielen. Dennoch ist es schon eine kleine Umstellung.

SPOX: Der Abschied von Union Berlin im letzten Sommer fiel Ihnen nicht leicht. Wie viel Emotion ist heute noch dabei, wenn Sie an Union zurückdenken?

Mattuschka: Wenn man so lange für einen Verein gespielt und von der Regionalliga bis zur 2. Liga alles mitgemacht hat, dann ist da natürlich enorm viel Emotion dabei. Aber ich war an einem Punkt, an dem ich möglichst sachlich entscheiden musste, ob ich meine Karriere beenden möchte. Nach der Saison wäre es bei Union für mich wohl vorbei gewesen. Alle haben immer gesagt, ich sei zu langsam, zu dick und zu behäbig. Ich bin nun mal nicht der normale Fußballer und keine Elfe auf dem Platz. Ich habe immer alles für den Verein gegeben und auch Leistung gebracht. Der Abschied ging dann sehr schnell. Trotzdem habe ich nicht aus der Emotionalität heraus entschieden, sondern nachgedacht, was für mich in meiner Situation das Beste ist. Und einen Dreijahres-Vertrag bekommt man in meinem Alter nicht überall. Ich habe mir in Berlin in den Jahren zuvor viel aufgebaut und das macht mich auch stolz.

SPOX: Da gibt es ja auch dieses Lied...

Mattuschka: Das Lied, das mir die Fans gewidmet haben, ist einmalig. Das werde ich mit Sicherheit meinen Enkeln noch erzählen und bei Youtube zeigen können. Das zeigt mir einfach, dass die Fans erkennen, dass ich ehrliche Arbeit abliefere und ein Typ bin, der auf jeden zugeht. Die Fans von Union sind einfach weltklasse. Ich bin erhobenen Hauptes gegangen. Manch einer hat es verstanden, der andere nicht - das gibt es aber immer.

SPOX: Fühlten Sie sich am Ende ungerecht behandelt?

Mattuschka: Im Fußball kommt es vor, dass man nicht zu den Ideen des Trainers passt. Mir ging es um die Art und Weise, wie alles abgelaufen ist. Ich glaube nicht, dass ich innerhalb von sechs oder acht Wochen so sehr abgebaut habe, dass ich vom Topscorer der 2. Liga zum Einwechselspieler für fünf bis zehn Minuten wurde. Dennoch: Es war eine geile Zeit, die ich nie missen werde. Und ich bin sehr froh, dass Cottbus mir die Chance gegeben hat.

SPOX: Wäre denn eine Rückkehr zu Union denkbar, wenn sich die Perspektive eines Tages wieder ändern sollte?

Mattuschka: Das weiß ich nicht. Man sollte niemals nie sagen. Ich habe auch nicht gedacht, dass ich noch einmal weggehe von Union. Aber jetzt bin ich wirklich happy in Cottbus und verschwende keinen Gedanken an etwas anderes.

Seite 1: Entertainer-Qualitäten und der Abschied von Union

Seite 2: Vereinsikonen, der Weg zum Profi und ein mögliches Karriereende

Torsten Mattuschka im Steckbrief

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