"Geisteskrank" und mit Last-Second-Qualitäten: Der irre Weg des 1. FC Saarbrücken ins DFB-Pokal-Halbfinale

Von SPOX/SID
1. FC Saarbrücken
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Drittligist 1. FC Saarbrücken verzaubert mit seinem modernen Märchen Fußball-Deutschland. Ein Rückblick auf jetzt schon legendäre Siege vor dem Halbfinalkracher am Dienstag.

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Zum zweiten Mal binnen vier Jahren stehen die Saarländer im Halbfinale des DFB-Pokals, gewannen acht ihrer vergangenen neun Pokalspiele. Das ist in dieser Spielzeit umso erstaunlicher, da es die Auslosung nicht eben gut mit dem 1. FCS meinte: Ein starker Zweitligist in Runde eins und drei etablierte Erstligisten, darunter Rekordsieger FC Bayern München, verbargen sich in den Loskugeln, die für das Team von Rüdiger Ziehl bestimmt wurden.

Der Lohn: ein Halbfinale gegen einen weiteren namhaften Klub. Vor dem brisanten Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) blicken wir auf die Stationen der Saarbrücker Pokalsaison zurück.

Wie üblich in dieser Pokalsaison regnet es im Saarland tüchtig im Vorfeld eines Spiels. Die Partie soll stattfinden, allerdings steht die finale Entscheidung noch aus.

1. FC Saarbrücken, Karlsruher SC, KSC
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1. Runde: 2:1 gegen den Karlsruher SC

Fast wäre die Saarbrücker Pokalsaison schon im Hochsommer geendet. Auf damals noch feinstem Grün - sozusagen also bei widrigen Bedingungen für die Heimmannschaft - im Ludwigspark lieferte sich der FCS einen intensiven Schlagabtausch mit dem KSC, der in der Schlussphase in beide Richtungen hätte kippen können. Die Führung von Tim Civeja (47.) glich Lars Stindl (65.) am 11. August für den Zweitligisten aus.

Beide Teams wollten eine Verlängerung vermeiden, dabei bewiesen die Saarländer erstmals Last-Minute-Qualitäten. Der eingewechselte Kai Brünker schaffte mit einem Volleykracher in der ersten Minute der Nachspielzeit den Lucky Punch.

Spoiler: Der Name Brünker ist nicht zum letzten Mal hier aufgetaucht.

1. FC Saarbrücken, FC Bayern München
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2. Runde: 2:1 gegen Bayern München

Das Duell gegen den Rekordpokalsieger wurde am 1. November zum Start der unsäglichen Rasensaga. Das grüne Licht zur Austragung der Partie gab es erst kurz vor Anpfiff, nach ergiebigen Regenfällen war der Platz in katastrophalem Zustand. Dies nutzte der Drittligist zu seinem Vorteil.

Der Rückstand durch Thomas Müller (16.) war nur ein kurzer Schocker, verdient gelang Patrick Sontheimer (45.+1) der Ausgleich. In Halbzeit zwei startete der Münchner Sturmlauf auf das Tor von Tim Schreiber. Doch Marcel Gaus gelang in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit dem einzigen Konter der Siegtreffer. "Ein Spiel für die Geschichtsbücher", schwärmte Gaus.

Und die Bayern? Die reagierten ihren Frust am BVB ab: Am darauffolgenden Wochenende gab es ein 4:0 in Dortmund nebst Kane-Dreierpack.

1. FC Saarbrücken, Eintracht Frankfurt
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Achtelfinale: 2:0 gegen Eintracht Frankfurt

Am Nikolaustag verteilte der 1. FC Saarbrücken keine Geschenke - ganz im Gegenteil: Der Erfolg gegen die Hessen war der überzeugendste dieser Pokal-Saison. Auf weiterhin schwierigem Geläuf dominierte das Bundesliga-Gründungsmitglied den Erstligisten, ließ über 90 Minuten nur eine Torchance zu.

Vorne trafen der trotz Nasenbeinbruch auflaufende Maskenmann Brünker (64.) und Youngster Luca Kerber (78.). "Erst gegen Eintracht siegen - nächstes Jahr ab Frankfurt fliegen", schrieben die Fans euphorisch auf ein Banner.

"Ja, woran lag's? Wir haben zwei Tore gefangen und keins geschossen", fasste Eintracht-Nationalspieler Robin Koch zusammen. "Saarbrücken hat genau das gemacht, was sie brutal gut können: lange Bälle, viel kämpfen. Wir wussten, was auf uns zukommt."

Immerhin zeigte Frankfurt eine Reaktion: Am darauffolgenden Wochenende schossen die Hessen den FC Bayern mit 5:1 aus dem Stadion.

1. FC Saarbrücken, Borussia Mönchengladbach
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Viertelfinale: 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach

Der erste Versuch zur Austragung scheiterte, am 7. Februar musste das Spiel fünf Minuten vor dem geplanten Anpfiff wegen der Wassermassen auf dem Rasen abgesagt werden. Beim Nachholtermin gut einen Monat später war das Grün ähnlich schlecht, in der zweiten Halbzeit rollte kaum ein Ball.

Amine Naifi (11.) glich den frühen Rückstand von Robin Hack (8.) postwendend aus. Diesmal brauchte der FCS Glück, profitierte in Durchgang eins vom Chancenwucher der Fohlen. In der chancenarmen Endphase gelang mal wieder Brünker nach einem Konter in der dritten Minute der Nachspielzeit der goldene Treffer. "Geisteskrank!", lautete das Fazit des Matchwinners.

Sein Trainer Rüdiger Ziehl sah es etwas differenzierter: "Es ist ein Wunder, aber auch ein bisschen Qualität."

DFB-Pokal: Die Halbfinals

Datum, UhrzeitHeimGast
Dienstag, 20.45 Uhr1. FC Saarbrücken1. FC Kaiserslautern
Mittwoch, 20.45 UhrBayer LeverkusenFortuna Düsseldorf