Die Antwort kann nur Prävention heißen

Von Jochen Tittmar
Robert Lewandowski hat in insgesamt elf DFB-Pokal-Spielen bislang acht Tore geschossen
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Torschützenkönig zu werden und die Champions League zu gewinnen, mag man da als Antwort auf mögliche Ziele mit der Borussia vorschnell nennen. Lewandowski weiß aber natürlich nur zu gut, dass die Chancen auf den Henkeltopf "im Normalfall" in München, Manchester oder Barcelona um ein Vielfaches höher sind als in Dortmund.

Und so sehen nicht nur er selbst, sondern auch seine Berater die historische Gelegenheit, ihren Klienten durch einen Transfer zu einem Klub der europäischen Oberklasse als besten polnischen Fußballer aller Zeiten zu positionieren. Bei einem solchen stünde Lewandowski zwar noch viel mehr als in Dortmund vor der Aufgabe, sportliche Erfolge zu bestätigen - die Wahrscheinlichkeit, dass diese aber auch in Form von Titeln eintreten, dürfte nach derzeitigem Stand jedoch höher liegen als beim BVB.

Nur Lewandowski schweigt

Die Lewandowski-Seite hat sich in den vergangenen Wochen für das Schweigen zu all diesen offenen Themen entschieden. Sein Berater ging nun am Wochenende aus der Deckung - das Timing erscheint allerdings wenig sinnhaft - und verriet, dass sein Klient bereits eine Entscheidung getroffen habe. Der Spieler selbst sagt weiterhin nichts dazu. So macht sich der Pole nicht angreifbar, wenn er lediglich verlauten lässt, sich bis Saisonende nur auf seinen aktuellen Arbeitgeber zu konzentrieren zu wollen.

Dass dies nur die halbe Wahrheit sein kann, liegt auf der Hand. Dortmund kann es sich nicht leisten, erst wenige Wochen vor dem Start der neuen Saison Klarheit in dieser wichtigen Personalie zu bekommen. Zumal die Verantwortlichen des BVB kürzlich das Versteckspiel aufgaben und öffentlich machten, nicht an eine Vertragsverlängerung Lewandowskis zu glauben. Sie versicherten zwar, dass dies nicht gleichbedeutend mit einem Abgang sei, werden sich aber für diesen Fall später sicherlich nicht vorwerfen lassen müssen, nicht rechtzeitig ihre Hausaufgaben gemacht zu haben.

Wie würde BVB auf Lewy-Abgang reagieren?

Und so würde es höchst interessant werden - wenn man nun doch einmal von einem Lewandowski-Abschied nach Saisonende ausginge - wie die Reaktion der Dortmunder ausfallen könnte.

Trainer Jürgen Klopp wehrte sich kürzlich zunächst einmal gegen die dem Anschein nach landläufige Meinung, nur ein Spieler vom Typ Lewandowski passe ins grundsätzliche Beuteschema. Dies kann schon allein deshalb nicht der Fall sein, da es einen solchen Typen auf diesem Planeten eben recht selten gibt und dieser dann wohl die etablierten Gehaltsstrukturen sprengen wäre.

Dazu spielte die Borussia bereits vor zwei Jahren starken Fußball, als sich noch mit Barrios ein Angreifer im Sturmzentrum tummelte, der als klassischer Strafraumstürmer durchgeht und andere Qualitäten mitbrachte als jene, die der Typ Lewandowski verkörpert.

Top-Star oder entwicklungsfähiger Spieler?

Die Namen möglicher Nachfolgekandidaten, die derzeit kursieren - Mame Diouf, Edin Dzeko, Stefan Kießling, Adam Szalai und Christian Benteke - ergeben also alle einen gewissen Sinn.

Interessant wird deshalb die Frage werden, ob sich Dortmund wie zuletzt so oft mit einem am Anfang seiner Entwicklung stehenden Spieler wie Szalai oder Benteke - mit Abstrichen gehört auch Diouf dazu - verstärkt, oder sich doch finanziell aus dem Fenster lehnt und sich erstmalig aus dem Regal der Güteklasse "internationaler Top-Star" bedient.

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Reus gehört langsam zu dieser Kategorie, zum Zeitpunkt seines Wechsels nach Dortmund war der frühere Gladbacher aber noch ein anderes Kaliber als beispielsweise ein Dzeko.

Wie sich der BVB bei einem solchen Szenario am Ende entscheiden wird, bleibt spekulativ. Ein Wechsel Lewandowskis am Saisonende nach München wäre trotz der Transfereinnahmen ein herber Schlag im Zweikampf mit dem deutschen Branchenführer. Es ist gut denkbar, dass ihn die Schwarzgelben nach außen hin so verkaufen würden, doch schon immer von der uneinholbaren Vorreiterrolle der Bayern gesprochen zu haben.

Stagnation beim FCB nicht vorstellbar

Fest stünde jedoch weiterhin, dass sowohl die organische Entwicklung des BVB nicht unter dem Abgang eines einzigen Spielers leiden wird, als auch die Borussia in den kommenden Jahren der Gegner ist, der den Bayern ligaweit am meisten zusetzen dürfte.

Inwiefern sich für Lewandowski dann eine Entscheidung pro München auszahlen könnte, lässt sich ebenfalls noch nicht sagen. Es blieben nur drei Varianten: Lewandowski macht in München unter dem neuen Trainer Pep Guardiola den Schritt, den er sich erhofft und den man von ihm erwartet.

Oder aber er stagniert in seiner Entwicklung oder fällt gar zurück - unter diesen Bedingungen allerdings kaum vorstellbar.

Egal, wie diese Saga am Ende ausgehen wird: Sportliche Vorwürfe braucht man Lewandowski keine zu machen. Und der BVB wird einen Nachfolger präsentieren, der die eigenen Ansprüche nicht blockiert.

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