Essen: Hoffen auf Pokalcoup gegen Hertha BSC

SID
Hertha-Trainer Markus Babbel reist als Favorit zum DFB-Pokalspiel bei Rot-Weiß Esseb
© Getty

Der Traditionsverein Rot-Weiss Essen plant am Mittwoch einen weiteren Pokal-Coup. Gegen Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC will RWE die Oberhand behalten.

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Unmittelbar hinter dem alten und nicht mehr zeitgemäßen Georg-Melches-Stadion an der Hafenstraße, das nur noch aus zweieinhalb Tribünen besteht und gerade einmal 14.500 Zuschauern Platz bietet, entsteht das von der Stadt Essen finanzierte neue Stadion für den Regionalligisten. Im kommenden Jahr erfolgt die Eröffnung.

Die Arena soll RWE, dem DFB-Pokalsieger von 1953 und deutschen Meister von 1955, die Perspektive eröffnen, langfristig wieder in den Profi-Fußball zurückzukehren.

Noch vor 16 Monaten waren die Essener am Tiefpunkt ihrer Vereinsgeschichte angekommen. Der Verein, für den einst Legenden wie Helmut "Boss" Rahn, Willi "Ente" Lippens oder Horst Hrubesch am Ball waren, musste wegen eines Schuldenbergs von fast 20 Millionen Euro Insolvenz anmelden und stieg zwangsweise in die 5. Liga ab.

Erstmals seit 2008 für DFB-Pokal qualifiziert

Mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln formte Trainer Waldemar Wrobel, ein 41 Jahre alter Polizei-Beamter, dort jedoch eine junge und ehrgeizige Mannschaft von Feierabend-Fußballern, die überraschend auf Anhieb die Meisterschaft in der NRW-Liga holte, den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga West realisierte und sich als Sahnehäubchen auch noch erstmals seit 2008 wieder für den DFB-Pokal qualifizierte.

Dort gelang den unerfahrenen Essenern (Durchschnittsalter 22,3 Jahre) in der ersten Runde durch das 4:3 im Elfmeterschießen (2:2 n.V.) gegen den Zweitligisten Union Berlin die erste Sensation. Jetzt will RWE am Mittwoch auch dem großen Hauptstadt-Klub die Stirn bieten, obwohl Trainer Wrobel vor dem Duell mit dem haushohen Favoriten aus Berlin bekennt.

"Die beiden Vereine trennen derzeit Galaxien. Nur wenn Hertha uns nicht ernst nimmt, haben wir eine Chance." Stürmer Benedikt Koep, Torschütze gegen Union, kündigte jedoch bereits an: "Wir werden den Rasen umpflügen und den Berlinern alles abverlangen."

Ein Wiedersehen gibt es am Mittwoch für RWE mit Hertha-Torjäger Pierre-Michel Lasogga, der als C-Jugendlicher für ein Jahr in Essen gekickt hatte. Weil der Stiefsohn von Ex-Nationaltorhüter Oliver Reck in der letzten Saison sein Profi-Debüt gab, durften sich die Essener kürzlich über eine vierstellige Ausbildungsentschädigung freuen.

Auf den Spuren von Özil

Dass sich gute Nachwuchsförderung auszahlt, hatte sich für RWE schon im vergangenen Jahr gezeigt, als der ehemalige Essener Jugendkicker Mesut Özil für einen zweistelligen Millionen-Bertrag von Werder Bremen zu Real Madrid wechselte. RWE erhielt für den heutigen Star der Nationalmannschaft, der als Nachwuchs-Kicker fünf Jahre an der Hafenstraße aktiv war, eine Ausbildungsvergütung von rund 240.000 Euro.

Nur mit diesem Geld war es möglich, das Insolvenzverfahren erfolgreich abzuschließen. RWE ist jetzt - erstmals seit Jahrzehnten - schuldenfrei. Und Vorstandsvorsitzender Michael Welling versprach: "Wir geben nur noch das Geld aus, das wir auch einnehmen."

Das größte Pfund der Essener sind ihre treuen Fans. In der NRW-Liga kamen im Schnitt fast 7000 Zuschauer zu den Heimspielen, eine Etage höher sind es - trotz der aktuellen Negativ-Serie von nur einem Punkt aus den vergangenen sechs Partien - kaum weniger.

Das Pokal-Aus von Union Berlin an der Hafenstraße sahen 12.701 Fans, für den Pokalknüller gegen Hertha sind nur noch wenige Karten für den Gäste-Block verfügbar.

Das bislang einzige Pokal-Duell zwischen RWE und Hertha BSC liegt übrigens fast auf den Tag genau 73 Jahre zurück. Am 9. Oktober 1938 kassierten die Hauptstädter im Achtelfinale an der Hafenstraße eine 0:3-Niederlage und schieden aus. Nicht wenige Fans des Regionalligisten träumen von einer Wiederholung.

Der DFB-Pokal 2011/2012 im Überblick

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