Bayer nach Finaleinzug euphorisch

SID
Der Jubel von Bayer Leverkusen nach dem Finaleinzug kannte keine Grenzen
© Getty

Als das große Zittern nach 120 Minuten für Bayer Leverkusen beendet und das befürchtete Horrorszenario gerade noch abgewendet worden war, fielen sich Rudi Völler und Bruno Labbadia erleichtet um den Hals.

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Auf dem Rasen feierten die zuletzt so arg gebeutelten Bayer-Kicker den keineswegs berauschenden 4:1 (1:1, 0:0)-Sieg nach Verlängerung gegen den krassen Außenseiter FSV Mainz 05 wie den Gewinn des DFB-Pokals - und mit etwas Verspätung waren dann auch die üblichen Sprechchöre "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" im ungeliebten Düsseldorfer Exil zu hören.

Das Aufatmen beim Werksklub war jedenfalls groß, nachdem der dritte Final-Einzug nach 1993 und 2002 zu später Stunde feststand.

Völler: "Dieses Spiel war symptomatisch für die ganze Rückrunde"

"Wenn man so eine Chance nicht nutzt, wird einem das nur schwer verziehen. Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie ein wenig nervös war. Dieses Spiel war symptomatisch für die ganze Rückrunde", meinte Sportchef Völler, und der zuletzt ein wenig in die Kritik geratene Trainer Labbadia ergänzte: "Es wäre ärgerlich gewesen, wenn wir in dieser Saison alle Ziele verpasst hätten."

Dies blieb Bayer zunächst erspart, durch den Finaleinzug haben die in der Bundesliga auf Platz neun abgestürzten Rheinländer die Hintertür zum internationalen Geschäft weit aufgestoßen. "Wir haben vor der ersten Runde schon gesagt, dass der Pokal der kürzeste Weg in den Europacup ist", sagte Labbadia, dem damit wohl unangenehme Folgen erspart bleiben.

Schließlich war die Qualifikation für die neue Euro League, dem Nachfolger des UEFA-Cups, vor der Saison das erklärte Ziel. Bis die Endspiel-Teilnahme am 30. Mai in der Hauptstadt aber feststand, mussten die Leverkusener vor nur 35.000 Zuschauern, darunter 10.000 lautstarke Mainzer Anhänger, lange zittern und gar eine 30-minütige Extraschicht einlegen.

Labbadia: "Ausgleich war ein Nackenschlag und hat uns schockiert"

Nach dem späten Führungstreffer von Joker Angelos Charisteas (82.) brachte Aristide Bance (89.) den Zweitliga-Dritten zurück ins Spiel. "Das war ein Nackenschlag und hat uns schockiert", beschrieb Labbadia den späten Ausgleich. Dabei hatte sich die Bayer-Abwehr wenig profihaft angestellt.

Anstatt sich auf den letzten verzweifelten Angriff der Mainzer zu konzentrieren, waren Manuel Friedrich und Co. damit beschäftigt eine Unterbrechung zu reklamieren, da Charisteas verletzt im Strafraum gelegen hatte. "Da haben wir uns schlafmützig angestellt", räumte der in Mainz groß gewordene Friedrich ein.

In der Verlängerung habe die Mannschaft aber Charakter gezeigt, merkte Nationaltorhüter Rene Adler an und meinte die drei Treffer von Arturo Vidal (92.), Kapitän Simon Rolfes (104.) und Michal Kadlec (117.).

Nur 14 Punkten aus den letzten 15 Spielen

Auch wenn die letzten Monate mit nur 14 Punkten aus 15 Spielen einen unbefriedigenden Verlauf genommen hatten, forderte Labbadia mehr Geduld ein.

"Die Mannschaft steckt in einer Entwicklung. Die jungen Spieler sind mental noch nicht gefestigt. Das wird zu oft vergessen", monierte der frühere Torjäger und lässt auch keine Kritik an seiner Arbeit zu: "Ich bin von meinem Weg überzeugt. Wir haben 120 Minuten Dampf gemacht. Das geht nicht durch Händchenhalten."

Den Schwung müsse man nun in die letzten sechs Ligaspiele mitnehmen, forderte Völler: "Wir wollen den sechsten Platz noch anpeilen. Deshalb ist ein Sieg gegen Karlsruhe am Samstag wichtig."

Mainz droht die Luft auszugehen

Der Weltmeister von 1990 zeigte aber auch Mitleid mit dem Underdog und spendete jedem Mainzer Spieler persönlich Trost: "Die Gefahr besteht für eine Mannschaft wie Mainz, dass so ein Halbfinale den Aufstieg kosten kann."

In der Tat ist zu befürchten, dass den Rheinhessen nach zuletzt nur zwei Siegen aus sieben Liga-Spielen noch auf der Zielgeraden die Luft ausgeht. "Ich hoffe, dass uns dieser Auftritt einen Schub gibt", meinte Präsident Harald Strutz und Trainer Jörn Andersen appellierte: "Wir müssen das Positive aus dem Spiel mitnehmen und daraus lernen."

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