Philipp Lahm: "Die Richtung stimmt wieder"

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Jochen Tittmar
Philipp Lahm absolvierte sein erstes Länderspiel für Deutschland im Februar 2004
© getty

Deutschlands Kapitän Philipp Lahm absolvierte beim 3:0-Sieg gegen Österreich sein 100. Länderspiel für die DFB-Elf. Lahm spricht im Interview über die Verbesserungen nach dem Paraguay-Spiel, den eingestellten Torrekord von Gerd Müller und die "schwere" Verletzung von Physiotherapeut Klaus Eder.

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Frage: Herr Lahm, wie fällt Ihr Fazit nach dem Sieg gegen Österreich aus?

Philipp Lahm: Wenn man gegen den Gruppenzweiten 3:0 gewinnt, ist das toll. Wir haben hinten wenig zugelassen, haben auch nach vorne sehr kreativ gespielt und unsere Tore gemacht. Wir haben die Trainingswoche gut genutzt, müssen aber weiter hart arbeiten.

Frage: Ist nach den Debatten der letzten Wochen die Null hinten wichtiger als die Drei vorne?

Lahm: Das hat beides denselben Stellenwert. Mit einem 3:0 fühlt man sich immer gut. Ich denke, dass gilt auch für Thomas, obwohl das Spiel nicht 1:0 endete. Wir haben wesentlich besser in der Defensive gearbeitet als zuletzt.

Frage: Österreich hat in den Anfangsminuten früh gepresst, Deutschland war sichtlich um Stabilität bemüht. Oder täuscht der Eindruck?

Lahm: Wir wussten, dass es so kommen würde und die Österreicher gleich draufgehen werden. Wenn man aber die Flachpässe gut durchspielt, entstehen auch Möglichkeiten für uns. Das war auch der Fall, unsere Offensivspieler konnten in vielen Fällen auf die gegnerische Abwehrkette zulaufen. Natürlich hätten wir es dann phasenweise besser ausspielen können, dann wäre das Spiel wohl noch höher zu unseren Gunsten ausgegangen.

Frage: Die Innenverteidigung um Per Mertesacker und Jerome Boateng hat einen starken Eindruck hinterlassen. Sehen Sie das auch so?

Lahm: Es hat insgesamt gut funktioniert. Man sollte jetzt nicht wieder nur die Innenverteidigung loben, nur weil wir zu Null gespielt haben. Es haben diesmal alle gut nach hinten gearbeitet, auch vorne wurden die Österreicher gut angelaufen. Im Vergleich zum Paraguay-Spiel war das ein sehr großer Unterschied - und darauf haben wir in den Trainingseinheiten und Sitzungen hingearbeitet.

Frage: Toni Kroos war als Sechser defensivstark und hatten auch in der Offensive gelungene Aktionen, siehe sein Tor zum 2:0. Ist es das, was die Mannschaft auf dieser Position braucht?

Lahm: Toni hat seine Sache auf der Sechs sehr gut gemacht. Er ist ein anderer Spielertyp als beispielsweise ein Lars Bender. Seine Identität unterscheidet sich von einigen anderen Spielern: Er ist technisch versiert und kann mit Tempo den Gegner ausspielen. Manche haben in anderen Situationen ihre Vorteile, bei ihm ist es seine Spielstärke.

Frage: War's das jetzt mit der Qualifikation für Brasilien?

Lahm: Das mit Sicherheit noch nicht, aber es war jetzt schon ein wichtiger Sieg. Die Richtung stimmt wieder. Wir haben fünf Punkte Vorsprung auf Schweden und müssen nun gegen die Färöer Inseln drei Punkte einfahren. Spätestens nach dem Heimspiel gegen Irland sollte alles klar sein.

Frage: Was gab's denn eigentlich zum 100. Länderspiel?

Lahm: Eine Mütze von der FIFA und eine Medaille, glaube ich. Das muss ich mir noch genauer anschauen (lacht).

Frage: Wie sehr hat Sie diese Zahl während des Spiels begleitet?

Lahm: Ich habe jetzt nicht die gesamten 90 Minuten daran gedacht, dass ich gerade mein 100. Länderspiel absolviere. Ich habe im Vorfeld schon viele Fragen zu dem Thema beantworten müssen, dazu kam die Ehrung vor der Partie. Wenn dann angepfiffen wird, kehrt Normalität ein - wie in den anderen 99 Länderspielen zuvor eben auch.

Frage: Aber es macht Sie schon stolz, oder?

Lahm: Klar, das ist schon besonders. 100 Länderspiele haben ja nicht so sehr viele erreicht. Ich durfte sogar jedes von Anfang an absolvieren. Wichtiger war jedoch, dass wir die Partie dann auch gewinnen und das hat geklappt.

Frage: Das kann auch Miroslav Klose behaupten, der mit seinem 68. Länderspieltor nun den Rekord von Gerd Müller eingestellt hat. Was sagen Sie zu dieser Leistung?

Lahm: Miro ist jetzt zusammen mit dem Bomber der einzige in Deutschland, der das geschafft hat. Das ist wirklich etwas Besonderes. Wir haben ihm nach dem Spiel alle zusammen gratuliert und werden sicher noch ein wenig mit ihm zusammensitzen. Das wird aber auch nichts Großartiges werden.

Frage: Wie ist denn eigentlich mit Physiotherapeut Klaus Eder passiert? Bei der Behandlungspause von Marcel Schmelzer ist er beim Lauf auf den Rasen weggerutscht und konnte nur noch vom Platz humpeln.

Lahm: Ich weiß gar nicht, wie es ihm gerade geht. Auf dem Platz hat es aber nicht gut ausgesehen (lacht). Ich habe ihm dann die Koffer an die Seitenlinie getragen, denn das konnte ich ihn mit seiner schweren Verletzung ja nicht mehr selbst machen lassen.

Frage: Während des Spiels wurde vermeldet, dass das Team um Joachim Löw, Hansi Flick und Oliver Bierhoff ihre Verträge verlängern wird. Hätte das eine gewisse Signalwirkung auf die Mannschaft?

Lahm: Ich weiß es nicht, daher kann ich kaum etwas dazu sagen. Ob es ein Signal wäre, ist eigentlich vollkommen wurscht. Die Mannschaft arbeitet mit dem Trainerstab sehr gut zusammen. Wir konzentrieren uns auf die Weltmeisterschaft. Was mit Verlängerungen oder Nicht-Verlängerungen passiert, ist für die Mannschaft nicht interessant - wir müssen Spiel für Spiel unsere Leistung abrufen.

Österreich - Deutschland - Daten und Fakten zum Spiel