Schützenfest mit Schockmoment

Marco Reus musste vor der Pause ausgewechselt werden
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat den letzten Test vor dem Abflug zur WM 2014 in Brasilien erfolgreich bestritten. Gegen Armenien setzte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit 6:1 (0:0) durch. Allerdings macht eine Verletzung von Marco Reus Sorgen.

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Vor 27.000 Zuschauern in der Mainzer Coface-Arena brachte der ehemaliger Mainzer Andre Schürrle die DFB-Elf nach Vorarbeit von Lukas Podolski in Führung (52.). Nach dem Ausgleich per Foulelfmeter durch den Dortmunder Henrikh Mkhitaryan (69.) brachen bei den Armeniern die Dämme.

Podolski (71.), Benedikt Höwedes (74.), Miroslav Klose (76.) und zwei Mal Mario Götze (82., 89.) schraubten das Ergebnis in die Höhe. Für Klose war es der 69. Treffer im Trikot der Nationalmannschaft. Damit hat er den Rekord von Gerd Müller (68 Tore) endgültig geknackt. Es war zudem der 47. Treffer von Podolski, der damit mit Jürgen Klinsmann und Rudi Völler gleichzog.

Kurz vor der Pause musste die deutsche Mannschaft aber einen Schockmoment überstehen. Marco Reus wurde wegen einer Knöchelverletzung ausgewechselt und zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht werden. Die Diagnose: Teilriss des vorderen Syndesmosebandes oberhalb des linken Sprunggelenks. Ob die Verletzung gleichbedeutend mit dem WM-Aus ist, ließ der DFB offen.

Am Samstag um 22 Uhr fliegt das deutsche Team nach Brasilien und bezieht dort sein Quartier Campo Bahia.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Es war noch nicht ganz optimal, die Saison und das Trainingslager waren sehr hart und intensiv. Ich habe gemerkt, dass wir frischer waren und in der zweiten Halbzeit das Tempo noch einmal erhöhen konnten, aber wir brauchen noch ein paar Tage in Brasilien. Dann werden wir versuchen, noch einen Schritt nach vorne zu machen. Wir hatten viel Ballbesitz und waren immer dann gut, wenn wir durch die Mitte mit flachen Pässen gespielt haben. Unser Problem war die Chancenverwertung und wir waren bei Flanken im Strafraum nicht immer optimal besetzt."

Miroslav Klose: "Der Torrekord bedeutet mir natürlich etwas, wichtiger war es aber, in Form zu kommen. Wenn wir so präsent wie in der zweiten Halbzeit spielen, kommen wir zu Torchancen und dann werde ich auch die Tore machen. Wichtig ist, dass wir mehr Drang in den Strafraum haben, mehr Bewegung reinbringen. Ich will spielen und weiß, dass ich der Mannschaft helfen kann."

Philipp Lahm: "Als Mannschaft haben wir das ordentlich gemacht, aber es gibt noch einiges zu tun. Wir können zufrieden sein, mit einem Sieg auszureisen. Und man hat gesehen, wie wichtig es ist, dass alle 100 Prozent geben, dass die Spieler von der Bank Spiele entscheiden können. Ich fühle mich topfit, hab schon ein paar Tage trainieren und Gas geben können. Um mich muss man sich keine Sorgen machen."

Lukas Podolski: "Wir müssen die Dinger frühzeitig reinmachen, dann läuft es anders. In der zweiten Halbzeit haben wir dann gezeigt, was in uns steckt. Bei der WM werden es aber andere Gegner, da müssen wir noch eine Schippe zulegen. Wir müssen punktgenau für Portugal vorbereitet sein."

Toni Kroos: "Die erste Halbzeit war schon in Ordnung, da hatten wir die ein oder andere Möglichkeit. In der zweiten Halbzeit wurde es hinten raus einfacher."

Mats Hummels: "Nach dem 1:1 waren wir sehr zielstrebig, wir haben in der zweiten Halbzeit einen draufgelegt. In der ersten Halbzeit hätten wir mehr Tempo machen können. Hinten haben wir nicht viel zugelassen, aber mehr als wir uns vorgenommen haben. Wir sind zu 100 Prozent bereit, die Einstellung stimmt bei jedem und die Qualität ist so hoch, dass die Leistung gut sein muss."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deutschland mit vier Innenverteidigern in der Startelf, Boateng verteidigt rechts, Höwedes links. Lahm bekommt seinen Test vor dem WM-Auftakt auf der Sechs. Neuer, Schweinsteiger und Klose dagegen nur auf der Bank. Ebenso Özil. Auf der Zehn beginnt Kroos. Im Sturm spielt Müller.

3.: Missverständnis von Hummels und Reus, Mkhitaryan erobert den Ball. Doppelpass mit Movsisyan rechts vor dem Strafraum. Mkhitaryan mit dem Querpass auf Ghazaryan, der aus sieben Metern zentral am Ball vorbei senst.

9.: Müller schickt Lahm rechts in den Strafraum. Butterweiche Flanke auf Schürrle, der den Kopfball aus sechs Metern zentral vorm Tor unbedrängt zwei Meter neben den linken Pfosten setzt.

13.: Überragender Ball von Müller von der linken Seite in den Strafraum auf den startenden Reus. Der spitzelt Torhüter Berezovsky den Ball durch die Beine, aber der zurückgelaufene Mkoyan klärt vor der Linie.

31.: Reus mit der Ecke von rechts. Boateng köpft aus sechs Metern knapp rechts vorbei.

32.: Müller schickt Reus aus dem Mittelfeld in die Tiefe. Der steht frei vor Berezovsky, bringt den Ball aber nicht im Torhüter vorbei.

45.: Reus muss wegen einer Knöchelverletzung ausgewechselt werden.

52., 1:0, Schürrle: Kroos spielt einen super Pass von der Mittellinie nach links in den Lauf von Podolski. Der geht Richtung Grundlinie und schlägt dann einen scharfen Flachpass an den Fünfer. Dort versenkt Schürrle elegant mit der Hacke aus fünf Meter links vorm Tor.

62.: Boateng nimmt einen Abpraller aus 22 Metern volley. Der Hammer geht knapp über die Latte.

63.: Armenien kontert über links, Pass in die Mitte zu Mkhitaryan, der auf Manucharyan weiterleitet. Der Rechtsaußen schießt aus zehn Metern von rechts weit übers Tor.

65.: Özil taucht frei vor dem Tor auf, schießt aus 15 Metern aber an den linken Pfosten.

69., 1:1, Mkhitaryan (FE): Ghazaryan geht mit einem Übersteiger im Strafraum an Großkreutz und wird gefoult. Mkhitaryan verwandelt den Elfmeter rechts unten, Weidenfeller verladen.

71., 2:1, Podolski: Özil spielt einen starken Pass aus dem Zentrum nach links in den Sechzehner zu Podolski, der dann cool aus sieben Metern linker Position über den Keeper abschließt. 47. Länderspieltor!

74., 3:1, Höwedes: Schweinsteiger mit einer herrlichen Flanke aus dem rechten Halbfeld. Höwedes mit einem guten Laufweg in den Strafraum, seinen Kopfball kratzt Berezovsky noch von der Linie, doch direkt auf Höwedes, der den Ball aus einem Meter über die Linie drückt.

76., 4:1, Klose: Podolski mit der Flanke von links. Klose läuft seinem Gegenspieler im Rücken weg und netzt per Kopf aus vier Metern ein. 69. Länderspieltor, Rekord!

82., 5:1, Götze: Konter der Deutschen über rechts. Özil mit der Querpass auf Podolski, der am Sechzehner fein durchsteckt auf Götze. Der grätscht den Ball mit dem langen Bein ins Tor.

89., 6:1, Götze: Chaos im Strafraum der Gäste. Großkreutz macht über rechts den Anfang, zieht zur Grundlinie und spielt dann in die Mitte. Der Ball kommt zu Podolski, der an Berezovsky scheitert. Der Keeper kann den Ball aber nicht festhalten, so dass Klose dran kommt und zu Götze zurücklegt. Und der vollendet letztlich aus sieben Metern.

Fazit: Deutschland kontrollierte das Spiel über 90 Minuten und belohnte sich am Ende mit den Treffern.

Der Star des Spiels: Lukas Podolski. War wie schon gegen Kamerun nach seiner Einwechslung voll da. Bereitete drei Treffer vor und machte einen selbst. So sieht Werbung in eigener Sache aus.

Der Flop des Spiels: Artur Yedigaryan. Kam nie wirklich in die Zweikämpfe und bekam vor allem am Ende des Spiels das Zentrum nicht mehr dicht. Kam auch nur auf 27 Ballkontakte und leistete sich einige unsaubere Pässe.

Der Schiedsrichter: Harald Lechner (Österreich). Bis auf ein paar kleinere Fehler bei einigen Zweikämpfen ohne Probleme mit der leicht zu leitenden Partie. Lag auch beim Elfmeter richtig.

Das fiel auf:

  • Deutschland anders als gegen Kamerun mit einem 4-3-3 bayerischer Prägung. Lahm spielte alleine auf der Sechs, während Khedira halbrechts und Kroos halblinks agierten.
  • Kroos kontrollierte die Partie aus seinem linken Halbraum und initiierte mit guten (Diagonal)-Bällen das Spiel. Khedira litt dagegen unter der vorgezogenen Position und wirkte verloren. Erst nach der Auswechslung von Lahm rückte Khedira in die zentrale Position.
  • Deutschland in der vordersten Linie mit Reus, Müller und Schürrle sehr flexibel und viel in Bewegung. Das Zentrum war zwar nicht immer, aber ausreichend oft besetzt. Allerdings fehlte es den Stürmern lange an der nötigen Abschlussstärke.
  • Höwedes und Boateng mühten sich auf ihren Außenverteidigerpositionen redlich. Allerdings war auch zu sehen, dass sich beide innen wohler fühlen. Gefahr durch Vorstöße bis zur Grundlinie gab es nie. Auch weil das DFB-Team sein Spiel vornehmlich durch die Mitte anlegte. Höwedes wurde für sein Engagment mit einem Tor belohnt.
  • Armenien verteidigte meist mit acht, neun Mann hinter dem Ball und machte die Räume eng. Nur Mittelstürmer Movsisyan und Mkhitaryan mussten nicht immer in der Defensive arbeiten. Die wenigen Kontermöglichkeiten scheiterten an technischen Schwächen oder an zu wenigen nachrückenden Spielern.
  • Armenien kam zwar zum Ausgleich, war danach aber platt und wurde von den physisch stärkeren Deutschen überrollt. Auf einmal passten auch die Abschlüsse der DFB-Elf.

Deutschland - Armenien: Daten & Fakten zum Spiel