Der perfekte Reservist: Wie Thomas Müller dem FC Bayern München trotz ungewohnter Rolle hilft

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Auch ohne Stammplatz erweist sich Thomas Müller als wichtiger Führungsspieler beim FC Bayern München. Lob gibt es von allen Seiten, nun winkt eine Vertragsverlängerung.

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Nachdem der FC Bayern am vergangenen Wochenende von Eintracht Frankfurt zerlegt worden war, gab exakt ein Münchner eine öffentliche Stellungnahme ab. Nicht Kapitän Manuel Neuer, nicht Mittelfeld-Stratege Joshua Kimmich, nicht Rekord-Neuzugang Harry Kane. Nein, der in der 66. Minute beim Stand von 1:5 eingewechselte Thomas Müller.

Es ging gar nicht darum, was er sagte. Sondern darum, dass er etwas sagte. Dass er sich der Öffentlichkeit und somit den Fans einfach nur stellte, war Zeichen genug. Wortgewaltig forderte Müller, dass nun "der Wutmotor anspringen" müsse - und drei Tage später im Old Trafford folgten Taten: Wutmotorisierte Münchner gewannen mit 1:0 gegen Manchester United und schlossen die Champions-League-Gruppenphase ungeschlagen ab.

Die Gemeinsamkeit zwischen der Blamage und dem Prestigesieg: Thomas Müller fehlte in der Startelf, was in dieser Saison aber ohnehin keine große Überraschung mehr ist. Von den bisherigen 23 Pflichtspielen dieser Saison durfte die langjährige Müller-spielt-immer-Stammkraft nur sechs beginnen. Selbst als sein Hauptrivale Jamal Musiala verletzt fehlte, bekam auf der Zehn bisweilen Eric Maxim Choupo-Moting den Vorzug.

Im Alter von 34 Jahren trudelt Müllers so sagenhaft erfolgreiche Karriere langsam ihrem Ende entgegen, sportlich spielt er unter Trainer Thomas Tuchel nur noch eine Nebenrolle. Klagen darüber sind von ihm bisher aber keine zu vernehmen. Abseits des Platzes ist Müller unterdessen wichtig wie vielleicht nie zuvor. Und wenn er doch mal seine Chance bekommt, liefert er verlässlich ab. Müller hilft seinem FC Bayern als perfekter Reservist.

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FC Bayern: Neuer, Freund und Hainer schwärmen von Müller

Der Münchner Führungszirkel erscheint aktuell ungewöhnlich labil. Kapitän Neuer kommt aus einer langen Verletzungspause und befindet sich wie Müller auf der Zielgeraden seiner Karriere; die Mittelfeld-Strategen Joshua Kimmich und Leon Goretzka sind arbeitszeitfüllend mit sich selbst beschäftigt; Torjäger Harry Kane gehört erst seit kurzem zur Mannschaft. Die Klubführung verfolgt das mit großer Sorge, vor allem Kimmich und Goretzka würden kritisch beäugt.

In dieser komplizierten Gemengelage spielt Müller trotz seiner schwindenden sportlichen Relevanz eine entscheidende Rolle. "Er ist ein ganz wichtiger Führungsspieler für uns, auch wenn er nicht immer auf dem Platz steht. Thomas ist sich auch nicht zu schade, etwas zu sagen, wenn er nicht spielt", lobte Neuer in Manchester. Und noch wichtiger: Wenn er dann etwas sagt, dann ist es keine Kritik an seinem eigenen Reservistendasein.

Müller weiß: Der Klub ist größer als er selbst (auch wenn niemand so nahe rankommt wie der 1,85 Meter große Oberbayer). Gerade in der aktuellen Zeit zeigt sich sein tadelloser Charakter. Ein "ganz klares Vorbild" sei Müller laut seines langjährigen Klub- und Nationalmannschaftskollegen Neuer. "Thomas verhält sich in der Kabine extrem professionell", bekundete auch Sportdirektor Christoph Freund.

Manuel Neuer, Thomas Müller
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FC Bayern: Müller liefert bei seinen Kurzeinsätzen verlässlich ab

Dem Vernehmen nach drängen die Bayern-Bosse auf eine Verlängerung seines 2024 auslaufenden Vertrages noch vor der Winterpause. Müllers Verbleib würde etwas Konstanz garantieren in wilden Zeiten. "Wir sind in einem guten Austausch", bestätigte Freund. Kürzlich betonte Präsident Herbert Hainer: "Wir alle wünschen uns, dass er seine Karriere bei Bayern auch beendet." Müller selbst bekundete diesbezüglich bereits seine Bereitschaft.

Dienlich ist er seiner Mannschaft aber nicht nur als Führungsspieler, sondern auch als Edelreservist. Sobald Müller nämlich doch mal mitspielen darf, liefert er verlässlich ab: Beim 2:1-Sieg gegen den FC Kopenhagen bereitete er beispielsweise Mathys Tels Siegtreffer genial vor, auch in Manchester hatte er beim Tor zum entscheidenden 1:0 von Kingsley Coman seine Füße im Spiel.

"Wir hatten das ganze Spiel die Spielkontrolle, aber nicht viele Chancen. Deswegen waren wir umso glücklicher, dass Thomas Müller in der 67. Minute reingekommen ist", sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen beim Bankett nach dem Spiel. "In der 71. spielt er auf Harry Kane, Harry spielt den Ball weiter und King macht das Tor. Sensationell!"

In nur 622 Einsatzminuten gelangen Müller in dieser Saison bereits sieben Scorerpunkte. Vielleicht noch beachtlicher sind seine neun kreierten Großchancen. Das übertreffen beim FC Bayer lediglich Joshua Kimmich (zehn) und Leroy Sané (elf), die aber beide auf viel längere Einsatzzeiten kommen. Nach allem Lob für seine Führungsstärke trotz Reservistendasein, sagte Neuer abschließend: "Auf dem Platz haben wir ihn aber am liebsten." Eine Forderung an Tuchel?

FC Bayern München: Die restlichen Spiele im Jahr 2023

DatumWettbewerbGegner
17. Dezember, 19.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (H)
20. Dezember, 20.30 UhrBundesligaVfL Wolfsburg (A)