Breit wie Wiese

Borussia Dortmund feierte den Sieg in Lissabon ausgelassen
© getty

Borussia Dortmund gewinnt bei Sporting und steht vor dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Die Partie in Lissabon zeigt, dass der Kader Ausfälle von Leistungsträgern kurzfristig auffangen kann. Viel sollte aber trotzdem nicht mehr passieren.

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Über Fouls wurde zuletzt viel gesprochen bei Borussia Dortmund. Und auch am Dienstagabend musste Trainer Thomas Tuchel Auskunft geben über ein angebliches Foulspiel von Bas Dost an Roman Bürki, das den Ausgleich Sportings verhinderte.

Für Tuchel eine klare Sache, aber eigentlich war es ihm auch völlig egal, ob der Zweikampf kurz vor Ende der ersten Halbzeit nun zu ahnden gewesen wäre oder ob er mit seiner Meinung alleine da stand. Tuchel war glücklich wie selten nach einem Spiel in den letzten Wochen und Monaten. Das Lachen war in sein Gesicht gemeißelt.

"Wir waren heute so jung und unerfahren, spielen dann aber mit einer Selbstverständlichkeit so eine erste Halbzeit, so dominant, so aggressiv, so effektiv", schwärmte Tuchel. Und einmal in Fahrt hatte er noch ein paar lockere Sprüche auf Lager: über die zusammengewürfelte Viererkette in der Schlussphase, über seine beschränkten Möglichkeiten bei den Einwechslungen und über das einzig ihm bekannte Tor von Julian Weigl während des Abschlusstrainings vor einem Europa-League-Spiel in Saloniki.

Julian Weigls Statistiken beim CL-Spiel in Lissabon

Freude überstrahlt alle Fehler

Es war die pure Freude, die der sonst so detailversessene und kritische Trainer in diesem Moment ausstrahlte. Und das obwohl sein Team vor allem in der zweiten Halbzeit einen Haufen Fehler machte und den Sieg fast noch aus der Hand gegeben hätte.

Aber Tuchel hatte so viel Spaß daran, dass diese Mannschaft in Teilen der ersten Halbzeit so funktionierte und sich in der zweiten Halbzeit mit ganzer Kraft für den Erfolg einsetzte, dass er in diesem Moment einfach mal den Mantel des Schweigens über taktische Unsauberkeiten oder die schwache Chancenverwertung legte.

Es war ja nicht so, als wäre der BVB mit seiner besten Elf in Lissabon angetreten. Neun Verletzte hatte die Borussia zu beklagen, Sokratis und Marc Bartra meldeten sich erst zu diesem Spiel wieder fit. Mit Felix Passlack, Christian Pulisic und Ousmane Dembele standen zwei 18-Jährige und ein 19-Jähriger auf dem Platz. Dazu die ebenfalls noch nicht ganz ausgewachsenen Matthias Ginter und Julian Weigl.

Trotzdem konnte es sich Dortmund leisten, Nuri Sahin sowie die später eingewechselten Sebastian Rode und Lukasz Piszczek auf der Bank zu lassen. Dort saßen außerdem noch der 19-jährige Emre Mor und der 18-jährige Dzenis Burnis, der in der Nachspielzeit für Passlack kam. Aber mit Hendrik Bonmann auch ein zweiter Ersatztorhüter neben Roman Weidenfeller, um den Kader aufzufüllen.

Transferstrategie zahlt sich aus - vorerst

Der Auftritt im Estadio Jose Alvalade war keiner, der den BVB in den Kreis der Top-Favoriten der Champions League katapultiert, aber er hat gezeigt, dass Dortmund den Ausfall einiger Leistungsträger auch international kompensieren kann - zumindest noch auf diesem Niveau bzw. in diesem Stadium des Wettbewerbs.

Mit dem Erfolg in Lissabon ist Dortmund auf dem besten Weg ins Achtelfinale. Ein Sieg im Rückspiel in zwei Wochen und die nächste Runde ist gebucht. Dem Freispiel gegen Legia Warschau würde ein Endspiel um Platz eins bei Real Madrid folgen.

Das Ziel der Transferstrategie im Sommer ist damit schon mal zu einem Teil erfüllt. Mit den Millioneneinnahmen aus den Transfers von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan wollte der BVB den Kader in seiner Breite verstärken.

Und so sieht Dortmunds Kader auch bei neun Ausfällen aus wie das Kreuz von Tim Wiese. Bei völliger Gesundheit aller Spieler stellt sich sogar die Frage, ob er nicht zu breit ausgelegt ist, aber im Moment zahlen sich die Investition in acht Neuzugänge aus.

Nicht optimal für Dortmunds Ziele

Ein Dauerzustand sollte die Verletztensituation dennoch nicht sein, denn darauf ist kein Kader der Welt ausgelegt und deshalb forschen sie auch beim BVB nach möglichen Ursachen für die hohe Dichte an Blessuren.

"Wir müssen wirklich schauen, dass wir die Verletzungen in Grenzen halten", sagte Torhüter Roman Bürki auch mit Blick auf die drei (verletzungsbedingten) Wechsel in Lissabon. Kräfteraubende Spiele über 97 Minuten sind in der aktuellen Konstellation nicht die beste Kur für den geschundenen Kader und damit auch nicht optimal für die Dortmunder Ziele.

Die Art der Verletzungen macht Tuchel aber Hoffnung, dass er in den kommenden Tagen und Wochen bald wieder mehr Auswahl beim Personal haben wird. Die wird er auch brauchen bei den in den kommenden Wochen anstehenden Spielen gegen Schalke, Bayern oder Real Madrid.

Sporting Club - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel