Bayer schenkt den Gruppensieg her

Ola John brachte die Leverkusener ein ums andere Mal in Schwierigkeiten
© getty

Bayer Leverkusen hat am 6. Spieltag der Champions League den Sieg in Gruppe C noch aus der Hand gegeben. Bei Benfica Lissabon kam die schwacher Werkself nicht über ein torloses Remis hinaus.

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Vor der armseligen Kulissen von lediglich 17.564 Zuschauern im Estadio da Luz hatte Benficas Lima die einzige Großchance der Partie, traf in der 11. Minute frei vor dem leeren Tor aber nur die Latte. Ömer Toprak sah in der Schlussminute die Gelb-Rote Karte und wird der Werkself im Achtelfinal-Hinspiel fehlen.

Durch den gleichzeitigen Sieg des AS Monaco im Parallelspiel gegen Zenit St. Petersburg rutscht Bayer Leverkusen mit zehn Zählern auf Rang zwei der Gruppe C ab. Die Monegassen ziehen mit elf Punkten als Gruppenerster ins Achtelfinale ein.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): "Es ist schade, ein Tor hätte gereicht für Platz eins. Aber wir wollen aus diesem Spiel lernen. Meine Mannschaft hat vor allem im zweiten Durchgang alles versucht, um das Spiel zu gewinnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Benfica ist bereits sicher Gruppenletzter und hat das Topspiel gegen Porto vor der Brust, dementsprechend tauschfreudig zeigt sich Jorge Jesus. Im Vergleich zum 3:0-Erfolg in der Liga gegen Belenenses ist Kapitän Andre Almeida der einzig verbleibende Spieler, die restlichen zehn (!) Positionen werden neu besetzt.

Roger Schmidt muss Bender wegen einer Bauchmuskelblessur zuhause lassen und stellt die Startelf im Vergleich zur knappen Pleite in München auf fünf Positionen um. Die Außenverteidiger Hilbert und Boenisch rücken für Wendell und Jedvaj ins Team, Rolfes ersetzt den verletzten Kapitän. In der Offensive stehen Kruse und Drmic für Son und Kießling von Beginn an auf dem Platz.

11.: Elf Minuten kommt Benfica nicht annähernd gefährlich in Leverkusens Hälfte - aber beim ersten Versuch wackelt schon das Gebälk! John geht links mit Tempo zur Grundlinie, schlägt einen Haken, so dass Hilbert ins Leere rutscht und bringt den Ball scharf in die Mitte. Leno ist da, klärt den Ball aber nach vorne. Lima rauscht heran - und pfeffert das Ding sechs Meter vor dem leeren Kasten an die Oberkante der Latte!

41.: Wieder John, wieder über links, wieder wird's gefährlich! Der Ex-Hamburger wuselt sich zentral durch und steckt links in den Strafraum auf Lima. Der zieht freistehend aus zwölf Metern ab, verfehlt die lange Ecke aber um einen Meter.

45.: Jetzt mal die Werkself: Leverkusen kommt über links, Kruse legt den Ball am Sechzehner auf Drmic ab. Der Angreifer versucht's mit Gewalt, sein Flachschuss ist aber kein Problem für Moraes.

52.: Fast die gleiche Szene wie kurz vor der Pause. Diesmal ist es Calhanoglu, der von der Strafraumkante abzieht, doch wieder ist der Schuss zu mittig angesetzt. Moraes packt zu.

62.: Kuriose Szene! Hilbert tankt sich von rechts kommend Richtung Tor, legt sich den Ball am Sechzehner aber zu weit vor. Cesar will die Kugel wegbolzen, schießt aber den nachgehenden Leverkusener an. Der Ball wird nochmal ganz scharf und hoppelt knapp am linken Pfosten vorbei...

90.: Das ist bitter! Toprak geht im Mittelfeld unbeholfen in einen Zweikampf und holt sich für das taktische Foul seine zweite Gelbe ab!

Fazit: Wie heißt es so schön? Ein 0:0, das auch in der Höhe in Ordnung geht...

Der Star des Spiels: Ola John machte eine bärenstarke Partie auf der linken Seite und entwischte den Leverkusener Verteidigern immer wieder dank seines enormen Tempos. Vor allem in der ersten Halbzeit war der enorm umtriebige Niederländer nicht zu halten. Hatte die drittmeisten Ballkontakte der Portugiesen und warf sich in viele Zweikämpfe, von denen er über die Hälfte gewann.

Der Flop des Spiels: Sebastian Boenisch stand zwar hinten einigermaßen sicher, leistete sich aber den ein oder anderen plumpen Ballverlust. Im Spiel nach vorne überhaupt kein Faktor und mit einer unterirdischen Passquote von 48 Prozent. In der gegenerischen Hälfte brachte er gerade einmal jeden dritten Pass (!) zum Mitspieler. Auch ganz schwach bei der Werkself: Josip Drmic und Robbie Kruse.

Der Schiedsrichter: Alexey Kulbakov (Weißrussland) war das erste Mal in der Königsklasse an der Pfeife und feierte eine tadellose Premiere. Bei den Zweikämpfen stets auf der Höhe, zudem stark bei der Auslegung der Vorteilsregel und mit dem richtigen Fingerspitzengefühl bei den Karten.

Das fiel auf:

  • Bayer ging mit fünf, Benfica mit zehn Änderungen in der Startelf ins Spiel - das machte sich auch von Anfang an bemerkbar. Beide Teams agierten ballunsicher und hatten vor allem im Offensiv-Spiel mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen.
  • Die Werkself begann typisch aggressiv, konnte die Intensität aber nur kurz hochhalten. Attackierten die Leverkusener zum Beispiel in München noch konsequent mit drei Mann den ballführenden Aufbauspieler bis zum Torwart, ließen sie diese Aggressivität gegen Lissabon bereits nach einer Viertelstunde vermissen. Das Pressing auf die letzte Reihe war halbherzig, richtig in die Zweikämpfe kamen Schmidts Mannen erst in der eigenen Hälfte.
  • Die Hausherren brauchten 15 Minuten, ließen dann aber den Ball gut laufen und brachten Leverkusens ungeordnete Defensive mit ihren Tempo-Vorstößen in Bedrängnis. Vor allem die linke Seite mit dem ehemaligen Hamburger John bereitete Hilbert und Co. größte Probleme.
  • Zur Pause reagierte Bayer-Coach Schmidt auf den gruseligen Auftritt seines Teams und brachte Brandt für den schwachen Kruse. Mit Wiederanpfiff präsentierten sich die Leverkusener auch energischer im Angriff und trugen die Angriffe mit etwas mehr Tempo vor. Doch auch die Einwechslung von Son brachte keine finale Durchschlagskraft mehr.

Benfica Lissabon - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel