Bremen kämpft sich in den UEFA-Cup

Von Stefan Rommel
Die Bremer Offensivspieler Özil und Pizarro überzeugten gegen Inter
© Getty

Werder Bremen hat nach dem Ausscheiden in der Champions League immerhin noch den Sprung in den UEFA-Cup geschafft. Das 2:1 (0:0) im letzten Gruppenspiel gegen Inter Mailand reichte den Bremern, um als Dritter noch in die "Trostrunde" einzuziehen.

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Durch den ersten Sieg der laufenden Saison rettet sich Werder (7 Punkte) noch vor Anorthosis Famagusta (6 Punkte) auf den dritten Platz, der zum Einzug in den UEFA-Cup berechtigt. Die Zyprer verloren im Parallelspiel bei Panathinaikos Athen mit 0:1 und schieden damit aus.

Inter rutschte wegen der Niederlage in Gruppe B mit 8 Punkten noch auf Rang zwei. Panathinaikos (10) zieht als Gruppenerster ins Achtelfinale der Königsklasse ein.

Inter enttäuscht - Ibrahimovic trifft

Vor 35.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion erzielten Claudio Pizarro (62.) und Markus Rosenberg (81.) die Tore zu Werders Sieg. Für das enttäuschende Inter kam Zlatan Ibrahimovic' Treffer zu spät (88.).

"Wir sind sehr zufrieden. Die Mannschaft war geduldig und diszipliniert", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf. "Am Samstag gegen Wolfsburg wird sich beweisen, was dieser Erfolg wert ist." Auch Geschäftsführer Klaus Allofs war erleichtert: "Die Mannschaft hat heute sehr viel disziplinierter gespielt, sich dagegen gestemmt. Sie wollte das Spiel heute unbedingt gewinnen."

Inter-Coach Jose Mourinho konstatierte: "Wir hatten nicht die notwendige Aggressivität, um zu gewinnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Werder mit vier Veränderungen im Vergleich zum KSC-Spiel. Für Tosic, Baumann (angeschlagen), Almeida (verletzt) und den gesperrten Diego starten Prödl, Vranjes, Özil und Rosenberg.

Inter rotiert im Vergleich zum Sieg bei Lazio gleich auf fünf Positionen. Maxwell, Walter Samuel, Stankovic, Ibrahimovic und Cruz raus, dafür Materazzi, Burdisso, Adriano, Mancini und Quaresma im Team.

16.: Schöner Spielzug von Werder: Hunt legt mit einem direkten Kurzpass auf Pizarro in den 16er, doch sein Schlenzer von halblinks aufs rechte lange Eck wird geblockt.

36.: Özil nimmt 40 Metern vor dem Tor Zanetti den Ball ab, zieht links Richtung Strafraum und zieht mit links aus 20 Metern ab. Der Ball rutscht ihm über den Spann und geht weit neben das Tor.

44.: Dickste Chance bisher: Özils Ecke von rechts köpft Pizarro am ersten Pfosten aus vier Metern aufs Tor: Cesar rettet mit einem tollen Reflex.

49.: Und wieder Pizza: Boenisch flankt flach von links. Pizarro aus der Drehung und aus zehn Metern. Knapp links vorbei.

55.: Ecke Cambiassio von rechts. Burdisso mit dem Schädel dran. Wiese schon geschlagen, aber Fritz rettet auf der Linie.

62., 1:0, Pizarro: Flachschuss von Özil aus 23 Metern. Cesar lässt nach vorne abprallen und Pizarro staubt aus zehn Metern zum erlösenden 1:0 ab.

77.: Hunt zieht aus 25 Metern ab. Cesar schon geschlagen, der Ball zischt am langen Pfosten vorbei.

79.: Lange gezogene Flanke auf den zweiten Pfosten. Fritz übersieht Balotelli, doch der köpft aus vier Metern drüber.

81., 2:0, Rosenberg: Schöner Angriff über links. Özil flankt flach zur Mitte. Rosenberg setzt sich schön ab und haut den Ball flach ins linke Eck.

88., 2:1, Ibrahimovic: Der Schwede hat Zeit und Platz und haut die Kugeln aus 25 Metern flach ins rechte Eck. Keine Chance für Wiese.

So lief das Spiel: Werder von Beginn an bissig und aggressiv und mit einigen schönen Spielzügen. Inter traute sich erst nach knapp 20 Minuten zum ersten Mal gefährlich über die Mittellinie. Im Gegenzug baute Bremen immer mehr ab, die Aktionen der Gastgeber wurden fahriger und ungenauer. Heraus kam ein langweiliges Spiel ohne große Höhepunkte.

Im zweiten Durchgang fand Werder wieder besser in die Partie und übte phasenweise richtigen Druck auf das Mailänder Tor aus. Inters Star-Offensive wurde auch mit der Hereinnahme von Ibrahimovic nicht besser. Bremen zeigte sogar ein paar mal den Anflug von richtig schönem Kombinationsfußball.

Der Star des Spiels: Sebastian Prödl. Der Österreicher musste in den letzten Wochen auf ungeliebter Position auf der Außenbahn jede Menge Kritik einstecken. Durch den kurzfristigen Ausfall von Naldo durfte der Youngster mal wieder auf seiner angestammten Position in der Innenverteidigung ran und machte seine Sache vorzüglich. Prödl war stark am Boden und in der Luft, spielte so gut wie nie Foul und bestach durch seine hervorragende Antizipation und sein Stellungsspiel.

Die Gurke des Spiels: Cesar. Der Inter-Keeper rettete in der ersten Halbzeit noch magisch gegen Pizarro - um dann im zweiten Durchgang zum echten Problemfall zu werden. Nicht einen Schuss konnte Brasiliens Nummer eins mehr festhalten, das 1:0 ging klar auf seine Kappe.

Die Lehren des Spiels: So hätte man sich Werder auch in den vorangegangenen fünf Spielen in der Königsklasse gewünscht. Mit dem Rücken zur Wand zeigten die Bremer ihre beste Saisonleistung in der Champions League und erkämpfte sich in quasi letzter Minute doch noch den Trostpreis UEFA-Cup.

Ohne vier Stammspieler zeigten die Hanseaten endlich Charakter und die richtige Einstellung, die man in solch einem Endspiel benötigt. Recht pikant: Ohne Diego lief das Direktspiel deutlich flüssiger als in den letzten Wochen und Monaten. Wohl nur eine Momentaufnahme, aber doch ein wichtiger Faktor gegen Inter.

Die Italiener enttäuschten komplett, Jose Mourinho konnte seinem Team vor dem mehr oder weniger bedeutungslosen Spiel für Inter die Launenhaftigkeit nicht austreiben. Mit dieser Form und vor allem Einstellung wird der Champions-League-Titel für Inter auch in dieser Saison ein Wunschtraum bleiben.

Die Abschlusstabelle der Gruppe B