"Das ist Geschichtsverfälschung"

Pep Guardiola strebt mit dem FC Bayern München seinen dritten Champions-League-Titel an
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Von Thomas Gaber

Das 3:1 beim VfB Stuttgart erlebte Philipp Lahm von der Bank aus. Schonung für die zu erwartende Hölle von Lissabon. So konnte sich der Kapitän von außen einen Eindruck machen vom aktuellen Leistungsvermögen des FC Bayern. Und der war nicht gerade positiv. "Wir müssen ins in mehreren Bereichen schnellstens verbessern", sagte Lahm dem kicker.

Lahm sprach die Probleme der Bayern in den letzten Wochen offen an: mangelnde Präzision im Passspiel, fehlende mentale Frische, zu wenig Galligkeit beim Gegenpressing. Lahm stellte gleichzeitig klar, dass das Jammern auf hohem Niveau sei. Angesichts der Ausgangslage in allen drei Wettbewerben kan es darüber auch keine zwei Meinungen geben.

Allerdings fehlt dem FC Bayern seit der Heimniederlage gegen Mainz 05 Anfang März jegliche Leichtigkeit im Spiel. Abgesehen vom 5:0 gegen Werder Bremen war kein überzeugender Auftritt mehr dabei. Die Bayern dominieren ihre Gegner immer mal wieder phasenweise, doch die Souveränität und Konstanz über 90 Minuten kann ich nicht erkennen.

In Turin spielten die Münchner die vielleicht beste erste Halbzeit in der Guardiola-Ära. Am Ende stand dennoch nur ein 2:2 infolge vermeidbarer individueller Fehler. Im Rückspiel wirkten die Bayern lange Zeit wie gelähmt; die ersten 65,70 Minuten waren mit das Schlechteste, was ich vom FC Bayern in K.o.-Spielen der Champions League jemals gesehen habe.

Und gegen Benfica konnten sie einen perfekten Start nicht zu einem Ergebnis ausbauen, das aus der Reise nach Lissabon einen gemütlichen Betriebsausflug gemacht hätte. Im Gegenteil: Ein offensiv biederes Benfica ließ zwei hundertprozentige Chancen aus, resultierend abermals aus individuellen Fehlern im Münchner Abwehrverbund.

In meinen Augen haben einige Spieler, die sonst zuverlässige Leistungen in Serie abliefern, keine Topform: David Alaba, Thiago, Thomas Müller, um nur ein paar zu nennen. Das kann sich ein Triple-Anwärter in den entscheidenden sechs Wochen nicht erlauben. Zudem fehlen mit Jerome Boateng und Arjen Robben zwei eminent wichtige Säulen wohl noch mindestens ein, zwei Wochen.

Weder Real Madrid noch Manchester City haben mich Dienstagabend vom Hocker gerissen. Doch für mich bleibt der FC Barcelona der große Favorit auf den Champions-League-Titel. Daran ändern die letzten zwei, drei schwächeren Spiele nichts. Barca leistet sich halt eine kleine Schwächeperiode, die der Bayern dauert dagegen schon ein paar Wochen an.

Natürlich kann der Turnaround noch kommen, dafür ist in allen Bereichen zu viel Qualität vorhanden. Aber ich traue es Pep Guardiola nicht zu, die Mannschaft so hinzubekommen, dass er den Heynckes macht und sich sich mit dem Triple Richtung Manchester verabschiedet. Die von Lahm angesprochenen Probleme sind zusammen mit den Formschwankungen wichtiger Spieler und der Ungewissheit über den Genesungsprozess von Boateng und Robben für mich ein paar Baustellen zu viel.

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