Deutscher Jubel, England-Pleite und Rod Stewart

SPOX
28. Mai 201317:59
Bundesliga top, Premier League flop - und Rod Stewart war auch dabeigetty
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Während der Rekordmeister nach zwölf Jahren wieder den Titel holt, schämt sich die Welt über die Wembley-CL-Eröffnungsfeier. Die englischen Vertreter sahen diese Saison nicht so gut aus, die Torrichter sahen dagegen gar nichts. CR7 netzte am meisten ein - genützt hat es nichts und Messi war trotzdem besser

Tops

Die Deutschen - Traumfinale und Dominanz

Was war das denn bitte? Der deutsche Fußballfan reibt sich verwundert die Augen! Drei Mannschaften, die in der Gruppenphase Platz eins belegen, zwei Teams im Finale und ein Titelträger. Das gab es noch nie. Und wird wohl so schnell auch nicht nochmal kommen.

Allen voran: Der FC Bayern München, Champions-League-Sieger 2013! Nach zwei verlorenen Finals in drei Jahren war man fokussiert wie noch nie - und überrannte sämtliche K.O.-Rundengegner. Juventus mit zwei klaren Siegen dominiert, den FC Barcelona in Addition mit 7:0 gedemütigt und vom Thron gestoßen, nur im Finale gegen Dortmund waren die ersten 20 Minuten etwas holprig. Jupp Heynckes hatte die Qual der Wahl: Auf der Ersatzbank quoll die Qualität über, der Teamspirit war beeindruckend, doch alles was zählte, war die Leistung auf dem Platz. Und da waren die Bayern dieses Jahr die beste Mannschaft in der Champions League. Ein Beispiel von Dominanz. Oder einfach: Super Bayern, super Bayern, hey, hey!

Tolle Gruppenphase, phantastische Auftritte, knappe Spiele, Wunder und eine tragische Niederlage im Finale: Die CL-Saison von Borussia Dortmund hatte wirklich mehr als nur Höhen und Tiefen. Der BVB beendete die Todesgruppe mit Real Madrid, Ajax und Manchester City auf Platz eins ohne Niederlage und mit nur fünf Gegentoren. Im Rückspiel des Achtelfinals dominierte die Borussia Gegner Schachtjor Donezk nach Belieben, auch Trainer Lucescu wusste schon da: "Der Sieger kommt ins Finale". Doch dass der Weg so steinig wird - das Wunder gegen Malaga, der vierfache Lewandowski gegen überforderte Madrilenen, Roman Weidenfeller im Rückspiel - es ist kaum in Worte zu fassen. Dass das Finale in Wembley ausgerechnet eine Minute vor Schluss verloren geht, passt ins Bild. Dennoch: Der BVB hat alle Erwartungen weit übertroffen und kann mit Stolz in die Sommerpause gehen. Vielleicht ist man einfach zur falschen Zeit auf die Bayern getroffen.

Top-Torjäger: Cristiano Ronaldo

Er ist der Superstar bei Real Madrid, eine Inszenierung auf dem Platz und will vor allem eins: Tore. Die schoss er in dieser CL-Saison am meisten, nämlich ganze zwölf Stück und lässt damit seinen großen Rivalen Lionel Messi, der "nur" achtmal traf, hinter sich. Ob sich CR7 trotz des dritten Halbfinalaus' nacheinander darüber freuen kann, bleibt dahingestellt. Ach übrigens: Messi brauchte für seine acht Treffer 28 Torschüsse, Ronaldo feuerte insgesamt 53 Torschüsse ab - also fast doppelt so viele.

Die meisten Treffer in einem Spiel markierte der Robert Lewandowski. Mit vier Treffern gegen die Königlichen im Halbfinale setzte er sich ein Denkmal in Schwarz-Gelb. Selbst Dante adelte ihn zum derzeit besten Stürmer der Welt. Zur Torjägerkanone reichte es dennoch nicht: Mit zehn Treffern rangiert der Pole auf Platz zwei. Kurios: Lewandowski foulte diese Saison am meisten (30 Fouls).

Der Aufsteiger: Burak Yilmaz

Im Winter deutete Galatasaray an, dass der Kader durchaus an Qualität gewinnen soll, schließlich kamen Didier Drogba und Wesley Sneijder. Eigentlicher Star bei den Türken ist dieses Jahr aber Burak Yilmaz, der acht Treffer in der Champions League schoss und Gala damit sogar das Viertelfinale sicherte. Yilmaz traf in beiden Achtelfinal-Partien gegen Schalke 04 und stellte so seinen Sturmkollegen Drogba ein ums andere Mal in den Schatten. War leider im Rückspiel gegen Real Madrid gesperrt. Wer weiß, zu was das noch geführt hätte.

Celtic Glasgow - FC Barcelona 2:1 (07.11.2012)

Es war mit Sicherheit eine der größten Überraschungen in dieser Champions-League-Saison! Dabei lesen sich die Statistiken eindeutig pro Barca: 67 % Ballbesitz, 20:5 Torschüsse und 6:2 Ecken - das Spiel glich der Belagerung einer tapfer kämpfenden schottischen Defensive durch katalanischer Zauberer. In der Halbzeit roch es nach dem 1:0 für Celtic durch Wanyama nach einer Sensation, die Anthony Watt mit seinem Tor in der 83. Minute zur Freude aller Celtic-Fans verwirklichte. Selbst Leo Messi konnte nur noch zum Anschluss treffen. Bester Schotte: Keeper Fraser Forster. Der Schlussmann spielte sein bestes Spiel im Celtic-Trikot und bescherte seinem Verein den größten Sieg in der CL-Geschichte. Trainer Neil Lennon bezeichnete seine tapferen Spieler als Helden und Celtic-Fan Rod Stewart rührte dieser kaum zu fassende Überraschungserfolg sogar zu Tränen.

Der Beste: Javi Martinez

Der teuerste Transfer der Bundesliga hatte es zu Beginn nicht leicht in München. Mit der Zeit verdrängte Javier Martínez Aginaga den Brasilianer Luis Gustavo aus der Stammelf der Bayern und entwickelte sich in der Folge zu einem wichtigen Baustein der Mannschaft. Ob in Zweikämpfen, Kopfballduellen oder im Spielaufbau, Martinez' Präsenz auf dem Platz wuchs mit jedem Spiel und entlud sich in Wembley, als der Spanier seinen eigentlich kongenialen Teamkollegen Bastian Schweinsteiger in einem schwachen Spiel unterstützte. Martinez trieb das Spiel der Bayern unermüdlich an, bis der Sieg nach dem Robben-Tor feststand. Vielleicht war Javi Martinez das letzte Stück Qualität, was den Bayern in den letzten Jahren so sehr fehlte. Stichwort: Dominanz.

Javi Martinez: Wadlbeißer für die letzten Prozente

Auch in dieser CL-Saison gab es wieder herausragende Leistungen der Torhüter. Einer spielte aber die Saison seines Lebens und ließ die Konkurrenz zwischen den Pfosten weit hinter sich: Roman Weidenfeller. "Für den Pott lasse ich mich gerne anschießen", meinte der BVB-Keeper vor dem CL-Finale und hielt Wort. Robbens Lupfer parierte er sensationell mit dem Unterkiefer, für den Titel in der Champions League sollte es dennoch nicht reichen. Die Belohnung für seine tollen Leistungen: Es winkt eine Teilnahme bei der WM 2014.

Ebenfalls dabei: Arjen Robben. Nach seiner Verletzung war seine CL-Saison von Höhen und Tiefen geprägt, letztendlich bleibt sein entscheidendes Tor im Finale in der 89. Minute zum endgültigen Triumph der Bayern in den Köpfen hängen.

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Flops

Schiedsrichter/Torrichter

Schiedsrichter stehen bei der UEFA prinzipiell unter speziellem Artenschutz. Schließlich müssen sie binnen Sekunden die richtige Entscheidung treffen, und zwar ohne Zeitlupe. Dass da Fehler passieren, liegt in der Natur der Sache. Doch wie kann es sein, dass ein Dante Marco Reus im CL-Finale derart in den Unterleib treten kann, dieses Foul dann zwar elfmeter- aber bei dieser Härte nicht gelbwürdig ist? Oder ein Franck Ribéry Robert Lewandowski im selben Spiel mit dem rechten Ellenbogen ins Gesicht schlägt und dennoch weiterspielen darf? Dafür braucht es keine Zeitlupe, die macht es nur noch schmerzhafter. Zwei Szenen, beispielhaft für viele weitere, die die Fußballfans teilweise zur Weißglut getrieben haben.

Eine wirkliche starke Bewerbung für die Technisierung des Fußballs gaben zudem die Torrichter ab. Teilweise nur einen Meter vom Geschehen entfernt, lächelten sie den gerade elfmeterreif gefoulten Spieler an, der am Boden liegend fassungslos darauf wartete, dass ein Elfmeterpfiff erfolgt. Ihre Hauptaufgabe, das Erkennen von Tor oder nicht Tor, erledigten sie auch wie gewohnt nicht. Ein starkes Plädoyer für die Torlinientechnik!

Wembley CL-Eröffnungsfeier

Normalerweise, so ist das üblich in einem Finale, erklären die Kapitäne beider teilnehmenden Vereine die Appelle der UEFA, Fairplay und "No to racism" im Sport zu berücksichtigen. Offensichtlich war das den Verantwortlichen oft genug gesagt worden und man inszenierte stattdessen mal ein mittelgrößeres Kriegsszenario von FCB- und BVB-Rittern, die voller Inbrunst mit Schwertern und Äxten auf ihre Schilder hämmerten. Die beiden Anführer ihrer Meute waren übrigens Lars Ricken und Paul Breitner. An dieser Stelle ein Lob an die (echten) Final-Teilnehmer: Im gesamten Finale in Wembley gab es nur 18 Fouls. Das ist Fairplay.

Die Enttäuschung: Englische Klubs

So gut die Saison in der Königsklasse für die deutschen Mannschaften lief, so bitter war es für England: Chelsea qualifizierte sich nach Platz drei hinter Juventus und Donezk in der Gruppe E gerade noch für die Europa League (und gewann sie sogar), Neureich-Klub Manchester City belegte in Gruppe D sogar nur den letzten Platz und dem großen Bruder Manchester United versagten im Achtelfinale gegen Real Madrid die Nerven. Auch Arsenal scheiterte in der Runde der letzten 16, doch die Leistung gegen übermächtig scheinende Bayern war zumindest ansprechend.

Die Bestürzung auf der Insel war dementsprechend groß. Zum ersten Mal seit Mitte der Neunziger Jahre gab es keine englische Mannschaft in einem CL-Viertelfinale. Insgesamt zeigten die englischen Vertreter keine wirklich guten Leistungen, lediglich Manchester United schied mit etwas Pech aus.

Die Ignoranten: Dinamo Zagreb

Wer wirklich denkt, nur den VfB Stuttgart könne man "international nur besoffen sehn", der möge sich in Zagreb mal umhören. Dort sind nämlich die Zuschauer der Meinung, Dinamo kann man sich international überhaupt nicht antun, weder nüchtern noch angeheitert. In den drei Heimspielen kamen insgesamt ganze 17.672 Zuschauer ins Stadion Maksimir, macht im Schnitt 5.891 Zuschauer pro Partie. Dazu ein verdienter vierter Platz in Gruppe A mit einem stolzen Punkt. Als kroatischer Meister ist Dinamo übrigens nächstes Jahr wieder dabei. Fazit: Nicht Europa-tauglich!

Die Schießbuden: FC Nordsjælland/SP Tre Penne/Ekranas

Zum Schluss kommt mit dem FC Nordsjælland die größte Überraschung der CL-Gruppenphase. Dass die Dänen in der Gruppenphase in sechs Spielen 22 Tore kassierten, war vielleicht nicht überraschend, dafür aber deutlich. Platz vier und raus. Trotzdem bleibt die CL-Saison für den kleinen Verein aus Farum eine sensationelle Erfahrung. Unvergessen bleibt der Punktgewinn gegen Juventus Turin. Das ist doch auch was wert. Nächstes Jahr dann aber bitte wieder etwas bessere Konkurrenz! Auch gut: SP Tre Penne und Ekranas Panevezys kassierten in der Qualifikationsrunde jeweils eine 0:11-Niederlage und damit die jeweils höchsten in dieser Saison.

Seite 1: Die Tops der Champions-League-Saison 2012/13