Jetzt auch in Europa

Von Für SPOX in London: Andreas Lehner
Bayern kassierte in 22 Ligaspielen erst sieben Gegentore, in sechs Champions League ebenfalls
© Getty

Der FC Bayern hat in der Liga schnell für klare Verhältnisse gesorgt, in Europa offenbarte das Team von Trainer Jupp Heynckes aber gelegentlich Schwächen. Das soll sich gegen FC Arsenal ändern (Di., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER).

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Die Aufstellungen

Bayern: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Alaba - Schweinsteiger, Martínez - Müller, Kroos, Ribéry - Mandzukic

Arsenal: Szczesny - Sagna, Mertesacker, Koscielny, Vermaelen - Wilshere, Arteta - Ramsey, Cazorla, Podolski - Walcott

Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)

Vorschau

Manuel Neuer musste sich mächtig strecken, um den Ball noch aus dem rechten Eck zu fischen. Es war keine außergewöhnliche Parade, kein Unhaltbarer, dieser Freistoß von Diego bei Bayerns 2:0-Sieg beim VfL Wolfsburg am Freitagabend.

Aber in Zeiten, in denen die Münchner und ihr Torwart über vier Stunden keinen Schuss aufs eigene Tor bekommen, hat ein gefährlicher Annäherungsversuch des Gegners schon Nachrichtenwert.

"Endlich hat der Manu mal wieder die Chance gehabt, sich auszuzeichnen", sagte Kapitän Philipp Lahm, der offensichtlich davon ausgeht, dass das am Dienstagabend im Champions-League-Achtelfinale beim FC Arsenal anders laufen wird. "Wir sind froh, dass wir jetzt in London spielen müssen."

Rückrunde ohne Gegentor?

Mit fünf Zu-Null-Spielen in der Liga sind die Bayern in die Rückrunde gestartet, besonders auswärts sind die Münchner in der Liga herausragend stark: zehn Siege, ein Unentschieden, Torverhältnis 27:1.

Als Bastian Schweinsteiger in der Winterpause das Ziel ausgab, "wir wollen jedes Spiel zu null spielen", klang das übertrieben selbstbewusst. Mittlerweile muss man sich aber Gedanken machen, ob die Bayern wirklich in der Lage sind, diesen Wunsch umzusetzen.

Konterkariert wird diese Bilanz allerdings von den Statistiken in der Champions League. Eine leicht negative Bilanz mit einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage, bei einem Torverhältnis von 3:4 steht da zu Buche.

Schwer ins Gewicht fällt dabei natürlich die 1:3-Pleite in Minsk gegen BATE Borissow, die Auftritte beim OSC Lille und in Valencia waren aber ebenfalls nicht glorreiche.

Bundesliga vs. Champions League

"Die Mannschaft macht das in der Bundesliga wunderbar, spielt hoch konzentriert", sagt Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Jetzt müssen wir unsere Qualität auch in der Champions League unter Beweis stellen."

Nach dem 1:1 in Valencia im November hatte Rummenigge die Mannschaft noch ermahnt, ja nicht in die gleichen Fehler wie in der letzten Saison zu machen.

Es ist kein Geheimnis, dass in München die nationale Meisterschaft in dieser Saison höher bewertet wird als der Gewinn der Champions League. Darin unterscheidet sich die Wahrnehmung dieser Spielzeit komplett von der letzten.

Nachdem in der Liga die Verhältnisse schon zurechtgerückt und die Besitzansprüche abgesteckt sind, bleibt jetzt auch wieder genug Zeit für die Königsklasse.

Chelsea als letzter Hinweis

Die Bayern dieser Saison haben gelernt, dass für die großen Triumphe die Stärke des Kollektivs entscheidend ist. Vielleicht gab sogar die bittere Niederlage im Champions-League-Finale 2012 den letzten Schub zu dieser Erkenntnis.

Ein klar unterlegenes Team hat durch gemeinschaftliches Arbeiten - und dank einer Portion Glück - den Titel gewonnen. Ein Faktor, der den Bayern in den letzten Jahren in den entscheidenden Momenten abging.

"Weil die komplette Mannschaft mitmacht, stehen wir in dieser Saison defensiv besser", analysiert Thomas Müller. "Jeder ist defensiv aufmerksamer, wir werfen uns mehr in die Zweikämpfe."

So homogen wie noch nie

Das gilt vor allem für die Offensivspieler. Müller selbst, aber insbesondere Franck Ribery arbeiten diszipliniert für die Mannschaft, gehen ins Gegenpressing und sind sich für keinen Sprint tief in die eigene Hälfte zu schade.

Dazu kommen das strategische Potenzial und das Antizipationsvermögen von Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez im defensiven Mittelfeld sowie das mannschaftsdienliche Spiel von Mario Mandzukic im Angriff.

Die Profiteuere dieser neuen Stärke sind nicht nur die Defensivspieler wie beispielsweise Dante, der in seiner Premierensaison durchweg positive Kritiken einstreicht, sondern auch die Offensiven. Durch Ballgewinne und schnelles Umschalten haben Ribery, Kroos, Müller und Mandzukic mehr Platz und eine ungeordnete Defensive vor sich.

"Ich glaube, unsere Mannschaft ist in dieser Saison so homogen wie noch nie, seitdem ich bei Bayern bin", sagt Daniel van Buyten, der schon seit 2006 in München unter Vertrag steht und beim Spiel gegen Arsenal seinen Platz in der Innenverteidigung sicher hat.

Die Kreuzbandverletzung von Holger Badstuber, die Rote Karte von Jerome Boateng am letzten Gruppenspieltag und eine starke Vorbereitung in Doha haben den Belgier wieder ins Team gespült.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie er sich schlägt, wenn Arsenal-Coach Arsene Wenger den schnellen und wendigen Theo Walcott ins Sturmzentrum stellt. Der kantige Olivier Giroud würde ihm besser liegen.

Arsenal müsste Bayern liegen

Auf jeden Fall ist von den Gunners von der ersten Minute Vollgas zu erwarten. Die Fans wollen ihre Mannschaft nach dem Pokalaus gegen die Blackburn Rovers attackieren sehen, auch wen Wenger ein 0:0 im Vorfeld als ordentliches Ergebnis ausgegeben hat.

Mit einer abwartenden Arsenal-Mannschaft, noch dazu in einem Heim-Hinspiel, rechnet niemand. Die Bayern setzen in diese Ausgangsposition sogar eine gewisse Hoffnung. "Nach vorne hat Arsenal Qualität, aber diese Mannschaft müsste uns liegen, weil sie mitspielt", sagt Müller.

Bayerns ewige Bilanz gegen den FC Arsenal