Mourinho: Glücklich mit der neuen Geliebten

Von Fatih Demireli
Jose Mourinho unterschrieb bei Real Madrid einen Vertrag bis 2014
© Getty
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Mou in Madrid

Der stärkste Mourinho: Mourinho ließ von Anfang an keine Zweifel aufkommen, dass er der alleinige Chef in der königlichen Welt ist. Trotz eines schwierigen Umfelds mit mächtigen Vereinsfunktionären wie Perez oder Valdano ist in sportlichen Fragen Mourinho der starke Mann. "Ich denke, Real Madrid kann keinen Trainer ohne eine Vergangenheit und Status haben. Ich habe zwei Champions-League-Titel und sechs Meisterschaften in verschiedenen Ländern gewonnen. Wenn hier ein Trainer ankommt, so gut er auch fachlich ist, der dieses Prestige nicht mitbringt, wird er in Madrid getötet", sagt Mourinho.

In Madrid arbeitet Mourinho mit seinem Vertrauensteam. Rui Faria, Silvino Louro und Jose Morais nahm Mourinho aus Mailand mit. Mit Real-Legende Zinedine Zidane soll die Mourinho-Crew bald verstärkt werden. In Aitor Karanka ist bereits eine ehemalige Real-Größe als Vertrauensperson im Trainerteam. Mourinho kümmert sich um alle Belange - sichtet regelmäßig die Jugendabteilungen. Selbst die Putzfrau interviewte er über ihre Aufgaben.

Kommunikation ja, Kompromisse nein: Mourinho hält alle Fäden in der Hand, stellt klare Regeln auf, die alle Spieler zu befolgen haben. Wer eine Linie überschreitet, wird bestraft. Dazu kam es aber bisher nicht. Mourinho sorgte bereits früh dafür, dass eine Real-Familie im Trainingszentrum Valdebebas entsteht. Wie schon unter Jürgen Klinsmann 2008 beim FC Bayern wurden Ruhebereiche eingerichtet. Sofas, Leseecken, Spielkonsolen, Ruheräume - die Real-Stars sollen sich wohlfühlen und den Tag gerne in Reals Zuhause verbringen.

Wie schon bei Inter Mailand will er aus einem schwierigen Mannschaftsgebilde aus Nationalspielern, die in erster Linie ihre eigenen Interessen verfolgen, eine verschworene Truppe formen. Vor Heimspielen verbringen alle Spieler die Nacht im Hotel Mirasierra Suites. Dort führt Mourinho gerne die Einzelgespräche. Berührungsängste gibt es unter den Spielern nicht. So hat Iker Casillas erst kürzlich im Namen der Mannschaft darum gebeten, das tägliche Frühtraining auf 11 Uhr zu verschieben, damit die Väter bei Real ihre Kinder zur Schule bringen können. Mourinho hörte zu, lehnte aber mit einem schlichten "Nein" ab.

Liebling der Spieler: Mourinho ist in der Öffentlichkeit nicht Everbody's Darling. Trainer, Journalisten, Präsidenten, Fans - aus allen Gruppen hat sich Mourinho in all seinen Stationen Feinde gemacht. Aber bei seinen Spielern ist der Portugiese immer beliebt gewesen. Auch bei Real Madrid sind die Topstars fasziniert von ihrem Coach. "Ich arbeite lieber mit Männern als mit Fußballspielern, weshalb der menschliche Aspekt fundamental wichtig in meiner Arbeit ist", sagt Mourinho. Womöglich sein Erfolgsgeheimnis.

Iker Casillas sagt über Mourinho: "Er hat eine Idee und eine Vorstellung, und sein Siegeswille reißt uns alle mit. Er widmet sich komplett dem Fußball und hat eine großartige Persönlichkeit." Auch Ronaldo freut sich, dass er "mit einem Gewinnertypen wie Mourinho arbeiten darf". Mourinho verlangt von seinen Spielern so viel Professionalität wie er sie selbst vorlebt. Die Neuzugänge Khedira und Özil hat er früh mit der rauen Art in Madrid konfontriert, sie ohne Anlaufzeit in die Pflicht genommen. Dass Mourinho öffentlich die Sprachprobleme beider Spieler anprangerte, wurde gerade in Deutschland als Kritik an Özil und Khedira ausgelegt.

Letzterer sieht das anders: "Mourinho hat nie erwartet, dass wir nach drei Wochen perfekt Spanisch sprechen. Nach der Weltmeisterschaft waren die Erwartungen an mich und Mesut sehr hoch. Mit seinen Äußerungen wollte Mourinho uns in Schutz nehmen, sie sind aber falsch interpretiert und in einem falschen Zusammenhang wiedergegeben worden. Der Trainer war von Anfang an zufrieden mit uns." Selbst Pedro Leon, der die harte Seite Mourinhos bisher am heftigsten erlebt hat, schwärmt von seinem Chef.

Mourinho nominierte den 23-Jährigen wiederholt nicht in seinen Kader und wurde deswegen von den Pressevertretern an den Pranger gestellt Mourinhos Reaktion durfte man nicht als Liebeserklärung an den Neuzugang verstehen: "Pedro Leon ist nicht nominiert, weil ich es nicht will. Ihr fragt mich nach einem Pedro Leon, als ginge es um einen Zidane, Maradona oder Di Stefano."  Übel genommen hat Leon diese Aussage seinem Chef nicht: "Es gibt keine Probleme zwischen uns. Diese Worte haben mich nicht verletzt. Ich weiß, dass Mourinho an mich glaubt. Er sagt solche Dinge, um aus einem Spieler mehr herauszuholen."

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