Riberys Albtraum: Eine Chance für die Bayern

Von Stefan Rommel
Franck Ribery wechselte 2007 von Olympique Marseille nach München
© Getty

Franck Ribery durchlebt derzeit die wohl schwierigste Phase seiner Karriere. Zu den unaufhörlichen Wechsel-Gerüchten und aktuellen Skandal-Schlagzeilen gesellte sich der Platzverweis im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Olympique Lyon. Verlassen kann sich der französische Superstar in dieser heiklen Lage mehr denn je auf den FC Bayern.

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Eigentlich wollte Franck Ribery dieser Tage seine Entscheidung bekannt geben, für welchen Klub er in der nächsten Saison spielen will. Er hatte dies vor knapp zwei Wochen angekündigt. Die forsche Aussage des Franzosen hatte allerdings nicht wirklich lange Bestand.

Ribery zog sein Vorhaben kurz darauf wieder zurück. Statt sich klar zu positionieren und danach Ruhe und Kraft für den heißen Saisonendspurt und die im Sommer anstehende Weltmeisterschaft zu haben, schlidderte der Bayern-Star binnen weniger Tage in die heikelste Phase seiner ohnehin schon recht turbulenten Karriere.

Die Affäre um angebliche sexuelle Kontakte zu einer minderjährigen Prostituierten setzt Ribery mächtig zu. Er will bis zur endgültigen Klärung des "Huren-Skandals" (Bild) nicht mehr sprechen.

Gegen Lyon verließ er bereits vor Spielende das Stadion, um der gierigen Meute in der Mixed Zone zu entkommen. Es war fast schon paradox, wie sehr er die unappetitliche Sache an sich abperlen ließ und eines seiner besten Spiele seit langem machte.

Bis zu dieser Szene in der 37. Minute, als er Lisandro Lopez auf den Fuß stieg, Schiedsrichter Roberto Rosetti das Vergehen mit einem Platzverweis bestrafte und Riberys düsterer Woche den passenden Ausklang bescherte.

Ribery droht ein Desaster

Die Schlussphase einer Saison, die für den FC Bayern mit dem Finale von Madrid am 22. Mai ihren Höhepunkt finden soll, könnte für Ribery in einem Desaster enden: Die Sperre für das Rückspiel in Lyon am Dienstag nächster Woche wurde bereits von Bayern-Seite bestätigt. Über das endgültige Strafmaß und damit die Frage, ob er im Endspiel auflaufen kann oder nicht, wird die UEFA am 28. April befinden.

Seit Jahren träumt Ribery davon, den "ballon d'or" zu gewinnen, die Wahl zum Fußballer Europas. Es ist sein Lebensziel, für ihn mindestens genauso wichtig wie der Champions-League-Sieg mit den Bayern.

Aber große Spieler müssen große Spiele entscheiden - und nicht auf der Tribüne sitzen. Nur dann kommen Meriten wie der goldene Ball überhaupt in Frage. Ribery ist jetzt sportlich den Herren des UEFA-Sportgerichts ausgeliefert, privat wird ihm der Boulevard wegen der Sex-Affäre noch lange die Hölle heiß machen.

Aus einer Woche der Klarheit ist eine Woche zum Vergessen geworden, wie ein übler Albtraum. Vielleicht sieht Ribery seine Situation jetzt, wo er in kurzer Zeit einige Male voll gegen die Wand geknallt ist, auch ein wenig mit anderen Augen.

Mia san Familie

Die Bayern bauen ihm derzeit ein besonders warmes Nest, der Verein ist "eine große Familie - und in einer großen Familie hilft man sich gegenseitig", wie es Karl-Heinz Rummenigge ausdrückte. Jetzt kann er sehen, wie der Verein sich um ihn kümmert und ihm in der schweren Zeit zur Seite steht.

"Ihr wisst ja nicht, was in der Kabine passiert", sagte Kapitän Mark van Bommel den Journalisten. "Wir geben ihm sehr wohl das Gefühl, dass er hier gut aufgehoben ist. Nicht nur diese Woche, auch die Wochen davor."

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