BVB-Noten: Bestnote für Angreifer - zwei Totalausfälle in der Abwehr

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmund hat trotz Überzahl und einer 2:0-Führung einen Sieg gegen den VfB Stuttgart verpasst. Die Gewinner und Verlierer des Spiels sowie die Noten und Einzelkritiken der BVB-Spieler.

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Nach einer wilden Schlussphase ist der BVB nicht über ein 3:3 gegen den VfB Stuttgart hinausgekommen. Während besonders ein Angreifer glänzte, sorgten zwei Abwehrspieler dafür, dass der Rückstand auf den FC Bayern weiterhin zwei Punkte beträgt.

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Gewinner des Spiels: Donyell Malen (BVB)

Was Selbstvertrauen so alles ändern kann! Der Niederländer hat sich nach einer lange verkorksten Saison still und heimlich zum formstärksten Angreifer von Borussia Dortmund gemausert. Das 1:0 bereitete er sehenswert vor, das 2:0 war seine wohl beste Aktion im BVB-Trikot seit seinem Wechsel.

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Verlierer des Spiels: Julian Ryerson (BVB)

Der Rechtsverteidiger hatte große Probleme gegen die schnellen Stuttgarter, immer wieder stellte sein schlechtes Zweikampfverhalten die BVB-Defensive vor große Probleme. Beim ersten Gegentor verlor er das entscheidende Duell gegen Coulibaly. An dieser Stelle ist sicher auch Dortmunds Soumaïla Coulibaly, der das 3:3 verschuldete, zu nennen - von einem 19-Jährigen kann allerdings auch nicht erwartet werden, dass er bei seinem Bundesliga-Debüt in so einer wilden Schlussphase die Ruhe bewahrt.

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Verlierer des Spiels: Konstantinos Mavropanos (VfB Stuttgart)

Schwächte sein ohnehin schon gebeuteltes Team durch seinen Platzverweis. Nachdem er erst in der 35. Minute Gelb nach einem taktischen Foul gesehen hatte, holte er vier Minuten später Malen von den Beinen. Dabei hätte der Niederländer noch viel Weg vor sich gehabt. Eine völlig unnötige Aktion im so engen Abstiegskampf. Dazu fehlt er im nicht ganz unwichtigen Spiel gegen den FC Augsburg am Freitag.

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VfB Stuttgart vs. BVB: Die Aufstellungen

VfB Stuttgart vs. BVB - 3:3

Tore

0:1 Haller (26.), 0:2 Malen (33.), 1:2 Coulibaly (78.), 2:2 Vagnoman (84.), 2:3 Reyna (90.+3.), 3:3 Silas (90.+7.)

Aufstellung VfB Stuttgart

Bredlow - Mavropanos, Anton, Zagadou - Vagnoman, Millot (74. Coulibaly), Karazor, Endo, Sosa - Guirassy (74. Tiago Tomás), Führich (62. Silas)

Aufstellung Borussia Dortmund

Kobel - Ryerson, Can, Hummels (46. Coulibaly), Guerreiro - Özcan - Brandt (63. Reus), Bellingham - Malen (69. Bynoe-Gittens), Adeyemi (82. Reyna) - Haller (63. Moukoko)

Gelbe Karten

Mavropanos (35.), Endo (35.), Tiago Tomas (88.), Silas (90.+8.) / Bellingham (57.), Reus (71.), Reyna (86.)

Gelb-Rote Karten

Mavropanos (39.)

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BVB: Torhüter

Gregor Kobel: In seinem 100. Bundesligaspiel wieder der gewohnt sicher Rückhalt mit den besonderen Momenten. So auch mit seiner fabelhaften Fußabwehr bei Guirassys Schuss (29.). Ohne Chance beim ersten Gegenteffer (78.). Beim 2:2 und 3:3 konnte er dem Ball nur hinterherschauen. Note: 3.

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BVB: Abwehr

Julian Ryerson: Sah gegen die starke linke Angriffsseite der Stuttgarter nicht immer gut aus, in manchen Szenen wirkte er sogar etwas überfordert - so auch vor Guirassys Großchance. Ließ Coulibaly vor dessen Tor zum 1:2 zu einfach vorbeiziehen. Schaltete sich in der ersten Hälfte häufig ins Offensivspiel ein, was ihm auf der rechten Abwehrseite besser als auf der anderen Seite zu liegen scheint. Dürfte sich dennoch mehr trauen. Note: 5.

Emre Can: Da neben Schlotterbeck (Muskelfaserriss) auch Süle (muskuläre Probleme) passen musste, rückte der Nationalspieler in die Innenverteidigung zurück. Hatte früh in der Partie nach einem Tritt gegen das Schienbein mit Schmerzen zu kämpfen. Ließ wohl auch deshalb Millot ziehen, worauf dieser beinahe das 1:0 für den VfB vorbereitete (5.). Leitete dafür Dortmunds erste Großchance mit einem tollen Pass ein (10.). Dazu mit vielen wichtigen Balleroberungen und einer bärenstarken Passquote (97,6 Prozent). Durfte sich glücklich schätzen, dass sein Einsteigen gegen Millot nicht geahndet wurde (37.). Dafür im Pech, als er Coulibalys Schuss ins eigene Tor abfälschte. Note: 2,5.

Mats Hummels: Hatte Glück, dass seine Rettungstat nicht im eigenen Netz landete (19.). In den anderen Szenen, als er gebraucht wurde, ebenfalls hellwach (acht klärende Aktionen). Zur Pause war sein Arbeitstag beendet. Er war leicht erkältet in die Partie gegangen. Note: 2.

Raphaël Guerreiro: War nicht nur auf der linken Außenbahn zu finden. Der Portugiese half beim Aufbau im Halbraum und lebte zugleich seinen Offensivdrang aus. So auch bei seiner Möglichkeit auf das 1:0, als er plötzlich rechts im Sechzehner auftauchte (10.). Hatte seine Füße beim 3:2 im Spiel. Defensiv wurde er erst in der zweiten Hälfte von Vagnoman und später durch Silas gefordert. Diese münzten die Räume, die Guerreiro durch seine offensive Spielweise anbot, aber erst kurz vor Schluss in ein Tor um. Sein luftiges Abwehrverhalten in diesen Szenen bleibt sein großes Manko. Alles in allem war es jedoch eine weitere Bewerbung für einen neuen Vertrag. Note: 3.

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BVB: Mittelfeld

Salih Özcan: Agierte in der Can-Rolle als Absicherung vor der Abwehr und präsentierte sich ähnlich giftig im Zweikampf. In der 3. Spielminute langte er gleich das erste Mal so richtig hin. Im Spiel mit dem Ball jedoch nicht ganz auf Cans Niveau. Zu selten sorgten seine Pässe für Raumgewinn, einen Mitspieler fanden sie allerdings fast immer. Hätte die Situation vor dem 2:2, als der Ball von ihm zu Vagnoman prallte, anders lösen können bzw. müssen. Note: 4.

Jude Bellingham: Ungewöhnlich verhaltene Anfangsphase, was auch an seiner etwas defensiveren Rolle lag. Realtaktisch agierte er meist an der Seite von Özcan, anstatt wie sonst so oft als zusätzlicher Mann hinter den Spitzen. Daher kam er auch zu vielen Zweikämpfen, die er auch zum Großteil für sich entschied. Traf kurz nach Wiederanpfiff mit seiner ersten Offensivaktion die Latte. Seiner einstigen Top-Form in dieser Spielzeit rennt er noch etwas hinterher. Note: 3,5.

Julian Brandt: Das in der ersten halben Stunde belebende Element zwischen Mittelfeld und der offensiven Dreierreihe. Mal im rechten Halbraum, mal gab er den Zehner und mal startete er im Rücken von Haller durch. Die ganz großen Momente hatte er allerdings nicht - auch weil er mit laufender Spieldauer etwas abtauchte. Note: 3,5.

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BVB: Angriff

Donyell Malen: Riss mit seinen Läufen in die Tiefe gegen die dicht gestaffelte VfB-Defensive häufig Lücken. Der Führungstreffer gehört mindestens zu 50 Prozent ihm, als er Stuttgarts Anton nass machte und mit seiner flachen Hereingabe alles richtig machte. Noch besser war sein Dribbling gegen die halbe Abwehr vor seinem Treffer zum 2:0 (33.). Provozierte zudem die Gelb-Rote Karte für Mavropanos. Note: 1.

Sébastien Haller: Machte in gewohnter Manier die Bälle vorne fest und bediente die schnellen Außen. In längeren Ballbesitzphasen war er jedoch wie so oft kaum eingebunden ins Spiel. Bezeichnend, dass er mit seinem siebten Ballkontakt (ein unhaltbarer Schuss) zum 1:0 traf (26.). Note: 2,5.

Karim Adeyemi: Der mit Abstand unauffälligste BVB-Akteur in den ersten 45 Minuten. Zum einen traf er selten die richtige Entscheidung, zum anderen blieb er ohne Abschluss. Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts deutlich verbessert, in dieser kurzen Phase hätte er sich einen Scorerpunkt verdient. Ebenso schnell baute er aber wieder ab. Note: 4.

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BVB: Einwechselspieler

Soumaïla Coulibaly: Betrat das Feld nach dem Seitenwechsel für Hummels (46.) und gab somit sein Bundesliga-Debüt. Kurze Zeit später musste er gleich den ersten Schockmoment verdauen, als er Guirassy entwischen ließ - zu seinem Glück stand der VfB-Stürmer hauchdünn im Abseits. Auch in der Folge nicht immer auf dem Posten. Beim 3:3 dann der ganz große Pechvogel, als er am Ball vorbeischlug. Ein gebrauchter Tag für den 19-Jährigen. Note: 5.

Marco Reus: Wurde nach 63 Minuten für Brandt eingewechselt und hatte nach einer schönen Ballmitnahme gleich die Chance auf das 3:0 (65.). Traf zudem die Latte (76.). Auch sonst sehr spielfreudig und mit einigen guten Ansätzen. Note: 2,5.

Youssoufa Moukoko: Durfte für Haller ran (63.), um für mehr Tempo gegen die dezimierten Stuttgarter im letzten Drittel zu sorgen. Großen Einfluss auf das Geschehen hatte er allerdings nicht mehr. Note: 3,5.

Jamie Bynoe-Gittens: Bekam ebenfalls noch ordentlich Zeit, um sich zu beweisen (69.). An Malens Qualitäten an diesem Nachmittag kam er lange nicht heran, ehe er großen Anteil am vermeintlichen Siegtreffer hatte. Hätte Coulibaly beim Anschlusstreffer des VfB durchaus stören dürfen. Note: 3.

Giovanni Reyna: Kam in der 82. Minute für Adeyemi ins Spiel. In der dritten Minute der Nachspielzeit sorgte er für den im Kampf um die Meisterschaft so wichtigen 3:2-Treffer, der am Ende doch wieder egalisiert wurde. Keine Bewertung.