VfB Stuttgart - Borussia Dortmund 3:3: BVB vergeigt 2:0 und 3:2 gegen 10 Mann

SID
VfB Stuttgart, Borussia Dortmund
© getty

Nach einer aberwitzigen Schlussphase herrscht bei Borussia Dortmund schier grenzenlose Fassungslosigkeit. Das 3:3 (2:0) beim VfB Stuttgart ist ein schwerer Rückschlag im Titelrennen.

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Jude Bellingham und Co. erstarrten nach dem Schlusspfiff vor Fassungslosigkeit, die Blicke waren leer. Während die Stuttgarter Fans ihre Mannschaft im "Tollhaus Cannstatt" feierten, schlichen die Profis von Borussia Dortmund zum kleinen schwarz-gelben Block. Auch die BVB-Anhänger konnten nicht fassen, was sich kurz zuvor abgespielt hatte.

Nach einer aberwitzigen Schlussphase stolperte Borussia Dortmund im Rennen um die Meisterschaft folgenschwer. Trotz über 50 Minuten Überzahl, einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung und des vermeintlichen Siegtreffers in der Nachspielzeit kamen die fahrlässigen Westfalen nur zu einem 3:3 (2:0) beim wacker kämpfenden VfB Stuttgart. Es ist ein schwerer Schlag im Fernduell um den Titel.

"Es ist schwer, Worte dafür zu finden", sagte Dortmunds konsternierter Trainer Edin Terzic: "Wir dachten, dass wir schon das Dümmste gesehen haben, nach der Niederlage gegen Bremen zu Hause. Aber das toppt alles. Wir haben eine riesige Chance liegen gelassen." Auch Torhüter Gregor Kobel wirkte ungläubig: "Wir haben extrem nachgelassen und schlecht gestanden. Das geht nicht."

BVB fast 60 Minuten in Überzahl

Die Mannschaft von Terzic verpasste es damit, mit dem ebenfalls patzenden FC Bayern nach Punkten gleichzuziehen. Der Rückstand beträgt weiter zwei Zähler.

Silas Katompa Mvumpa (90.+7) hatte den Borussen den sicher geglaubten Sieg tief in der Nachspielzeit entrissen. Fünf Minuten zuvor hatte Giovanni Reyna den vermeintlichen Siegtreffer erzielt, nachdem Tanguy Coulibaly (78.) und Josha Vagnoman (84.) für den VfB überraschend ausgeglichen hatten - aber es kam anders. Für die zwischenzeitliche 2:0-Führung des BVB hatten Sebastien Haller (26.) und der auffällige Donyell Malen (33.) gesorgt.

VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos hatte seine Mannschaft beim Stand von 0:2 zusätzlich geschwächt, als er für zwei "taktische" Fouls innerhalb von vier Minuten von Schiedsrichter Harm Osmers (Bremen) mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde (39.). Dortmund verspielte seinen Vorteil allerdings durch sein lässiges offensives Spiel und nachlässiges Defensivverhalten gegen nie aufgebende Stuttgarter.

Haller trifft nach Malen-Vorarbeit

In der flotten Anfangsphase hatten zunächst beide Mannschaften Chancen, in Führung zu gehen. Stuttgarts Neu-Nationalspieler Vagnoman schoss den Ball aus guter Position dabei über das Tor der Dortmunder (5.), sein Torhüter Fabian Bredlow war danach bei den kurz aufeinanderfolgenden Schüssen von Sebastien Haller und Julian Brandt (10.) auf dem Posten.

Danach gewannen die Gastgeber zunehmend die Kontrolle über das Spiel, waren aber nicht zwingend genug. Der von Malen vorbereitete Treffer von Haller aus kurzer Distanz fiel in dieser Phase eher überraschend. Die Gastgeber ließen sich dadurch nicht entmutigen, konnten ihre Chancen gegen defensiv oft unsichere Dortmunder durch Serhou Guirassy (29.) und Wataru Endo (30.) aber nicht nutzen.

Joker Coulibaly macht es wieder spannend

Malen machte es auf der Gegenseite besser und traf gegen zu unentschlossene Stuttgarter aus gut 15 Metern. Der Platzverweis von Mavropanos, der erst Karim Adeyemi (35.) und kurz darauf Malen regelwidrig bremste, tat der Angriffslust des VfB danach keinen Abbruch - ein Treffer von Guirassy wurde jedoch nach Videobeweis wegen Abseits zurückgenommen (52.). Zuvor hatte Dortmunds Jude Bellingham die Latte getroffen (49.).

Der BVB konnte trotz des Vorsprungs und der Überzahl nicht überzeugen. In der Offensive wie Defensive ging die Mannschaft von Terzic bisweilen allzu lässig und nachlässig zu Werke.

Das rächte sich in der Schlussphase: Der nur vier Minuten zuvor eingewechselte Coulibaly brachte die Heimelf mit einem strammen Schuss wieder ran, Emre Can hatte unhaltbar abgefälscht. Nur sechs Minuten später läutete Vagnoman dann die aberwitzige Schlussphase mit seinem Ausgleichstreffer ein.

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Stimmen

Sebastian Hoeneß (Trainer VfB Stuttgart): "Was für ein Spiel, ich glaube, es ist nicht möglich alles wiederzugeben. Nach der Gelb-Roten Karte sah es mal kurz aussichtlos aus. Wichtig war, klar zu bleiben, tief zu verteidigen, nicht den Kopf zu verlieren. So haben wir es dann auch getan. Spätestens nach dem 2:1 war eine Dynamik im Spiel, da hat sich das Momentum verschoben. Dass wir nach dem 2:2 nochmal in Rückstand geraten, war brutal, dass es dann nochmal das 3:3 wird, spricht für die Mannschaft. Ich bin unheimlich stolz. Die Moral, die wir gezeigt haben, war unglaublich."

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, es fällt mir extrem schwer auszudrücken, was ich fühle, es ist viel zu viel Wut und Enttäuschung, um eine klare sachliche Antwort zu geben. Es gibt Gründe, warum wir es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft haben, ganz oben zu stehen. Trotzdem: Es ist noch so viel, um das es sich lohnt zu kämpfen. Wir haben noch sechs Spiele Zeit. Aber es ist wichtig, endlich anzufangen, aus diesen unnötigen Rückschlägen zu lernen. Das wird keiner für uns tun."

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Daten zum Spiel

Stuttgart: Bredlow - Mavropanos, Zagadou, Anton - Vagnoman, Karazor, Endo, Sosa - Millot (74. Coulibaly), Führich (62. Katompa Mvumpa) - Guirassy (74. Tomas). - Trainer: Hoeneß

Dortmund: Kobel - Ryerson, Can, Hummels (46. Coulibaly), Guerreiro - Salih Özcan - Bellingham, Brandt (63. Reus) - Malen (69. Bynoe-Gittens), Adeyemi (82. Reyna) - Haller (63. Moukoko). - Trainer: Terzic

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)

Tore: 0:1 Haller (26.), 0:2 Malen (33.), 1:2 Coulibaly (78.), 2:2 Vagnoman (84.), 2:3 Reyna (90.+2), 3:3 Katompa Mvumpa (90.+7)

Zuschauer: 47.900 (ausverkauft)

Gelb-Rote Karte: Mavropanos (Stuttgart) wegen wiederholten Foulspiels (39.)

Gelbe Karten: Endo, Tomas (2), Katompa Mvumpa (4) - Bellingham (7), Reus (4), Reyna (2)

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