FC Bayern München - Borussia Dortmund 4:2: Kobel patzt, Müller trifft, Tuchel triumphiert - FCB wieder Tabellenführer

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Borussia Dortmunds Tabellenführung in der Bundesliga währte nur einen Spieltag lang. Durch das 4:2 im direkten Duellder beiden besten deutschen Mannschaften hat der FC Bayern München am 26. Spieltag den Platz an der Sonne wieder übernommen und dem neuen Trainer Thomas Tuchel einen Einstand nach Maß beschert.

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  • Ein Spiel als selbsterfüllende Prophezeiung: Der BVB ist im Kampf um die Meisterschaft im direkten Duell erneut K.o. gegangen und hat den Platz an der Tabellenspitze durch das 2:4 nach nur einem Spieltag wieder verloren. Die Tore für die Bayern erzielten Gregor Kobel per Eigentor (13.), Thomas Müller (18., 23.) und Kingsley Coman (51.). Emre Can (72./FE) und Donyell Malen (90.) sorgten für Ergebniskosmetik.
  • Der FC Bayern München bleibt auch im neunten Spiel hintereinander ungeschlagen gegen Borussia Dortmund, einzig beim 2:2 in der Hinrunde in Dortmund ließen die Münchner Punkte liegen.
  • Bei den Bayern überzeugten neben Doppeltorschütze Müller und dem bärenstarken Verteidiger Dayot Upamecano auch Leroy Sané als Rechtsaußen. Beim BVB fiel Torwart Kobel mit zahlreichen Fehlern negativ auf. Doch auch Neu-Nationalspieler Marius Wolf wirkte völlig überfordert.
  • Am 27. Spieltag reist der FC Bayern München zum SC Freiburg, der BVB empfängt Union Berlin. Im DFB-Pokal unter der Woche empfangen die Münchner ebenfalls Freiburg, der BVB spielt bei RB Leipzig.
  • Bayern Münchens Sportvorstand Oliver Kahn hatte sich vor dem Anpfiff der bayerischen Gala bei Sky mit seinem früheren Teamkollegen Lothar Matthäus gezofft und verteidigte abermals die Art und Weise des Rauswurfes von Julian Nagelsmann.

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Die Analyse

Der BVB trat mit der Erfolgsformation der letzten Wochen an und wirkte in seinem 4-3-3 in den Anfangsminuten, aber eben nur da, etwas stabiler als die Münchner. Nach sieben Minuten rettete Matthijs de Ligt nach einem magischen Moment von Marius Wolf per Grätsche seine Bayern vor dem Rückstand.

Thomas Tuchel hatte da schon wegen einiger leichter Fehlpässe seiner neuen Mannschaft die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen; sein in einer Mischung aus 4-2-3-1 und 4-3-3 mit zunächst vergleichsweise tief stehenden Außenverteidigern und Thomas Müller hinter der einzigen Spitze Eric Maxim Choupo-Moting formiertes Team sollte ganz offensichtlich vertikaler spielen als zuletzt unter dem Knall auf Fall geschassten Julian Nagelsmann und mit direkten, weiten Pässen schnell das Mittelfeld überbrücken.

Das klappte zu Beginn nur bedingt, dann ganz ausgezeichnet, obgleich aus dem Nichts und unter gütiger Mithilfe von BVB-Keeper Gregor Kobel: Dayot Upamecano hatte rund zehn Meter hinter der Mittellinie allen Raum und alle Zeit der Welt für einen weiten, öffnenden Pass auf den rechten Flügel, der aus Sicht des FC Bayern glücklicherweise etwas zu zentral geriet. Kobel rannte aus dem Strafraum und trat - den heranrasenden Leroy Sané vor Augen - slapstickhaft vor allem über den Ball, der ohne weitere Berührung eines Spielers ins Tor rollte.

Danach war es das immer gleiche Spiel der Bayern gegen Borussia Dortmund in München. Man hätte vor Anpfiff auch einfach das 5:0 in der Saison 2018/2019 oder das 4:0 in der Folgesaison zur Wiedervorlage nehmen können, als der BVB auch mit sehr großen Ambitionen und Hoffnungen ins Spiel ging und vollkommen unter die Räder geriet.

Nach einem Eckball der Bayern verlor Nico Schlotterbeck erst den Luftzweikampf gegen de Ligt, dann stand Julian Brandt nicht ganz optimal gegen Torschütze Müller. Und Kobel? Hätte seine Ecke vielleicht auch etwas schneller zumachen können. Spätestens jetzt rollte die Bayernmaschine und spätestens nach der nächsten Torszene war Kobel nur noch zu bemitleiden: Sané zwang Julian Ryerson zum Ballverlust, zog nach innen zog, schloss ab. Kobel konnte den Ball nur nach vorne prallen lassen, wo dummerweise Müller stand und ohne Probleme das 3:0 erzielte.

Man muss dem BVB zugutehalten, dass sich die Mannschaft nach dem frühen 0:3 nicht komplett aufgab und durchaus noch versuchte, irgendwie gefällig mitzuspielen. Mit Betonung auf "gefällig", denn das einzige Lob muss ein vergiftetes sein. Weder Mannschaft noch Trainerteam schafften es, etwas gegen die zahlreichen scharfen und direkten Diagonalpässe (wie vor Kingsley Comans 4:0) - ein durchaus bekanntes Instrument des Tuchel'schen Fußballs - zu unternehmen; weder Mannschaft noch Trainerteam schafften es, das Pressing höher und vor allem aggressiver aufzuziehen.

Erst, als Tuchel Doppeltorschütze Müller (für Serge Gnabry) und Stürmer Choupo-Motung (für Sadio Mané) vom Platz nahm und die Bayern insgesamt etwas Tempo rausnahmen, kam der BVB eher zufällig noch zum Elfmeter, den Emre Can sicher verwandelte; Gnabry hatte zuvor Jude Bellingham etwas unglücklich von den Füßen geholt. Kurz vor Schluss sorgte Donyell Malen mit seinem platzierten Schuss ins Eck dafür, dass der BVB wieso auch immer die zweite Halbzeit gewann.

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Die Stimmen zum Spiel

Thomas Tuchel (Trainer Bayern München): "Ich war sehr nervös heute. Mir war das Spiel etwas zu offen, zu wild. Wir wollen mehr Dominanz und Kontrolle in der gegnerischen Hälfte haben. In der zweiten Halbzeit war es zu schlampig, aber der Wille, gegen den Ball zu arbeiten, war jederzeit vorhanden. Das wird uns Ruhe, Vertrauen und Lust geben, uns weiter zu verbessern. Es gibt sehr viel Positives und zugleich noch viel Luft nach oben."

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Gregor Kobel ist der Grund, warum wir hier als Tabellenführer hingekommen sind. Ihm tut das natürlich leid, aber mir ist wichtig, dass wir das richtig einordnen. Wir haben dann zu lange gebraucht, um die Rückschläge abzuschütteln. Dann haben wir es trotzdem nochmal versucht in der zweiten Halbzeit, aber es ist so, wie es ist: Wir müssen sehr enttäuscht in den Flieger steigen. Das tut weh. Jetzt geht es darum, das zu verarbeiten, dann gucken wir uns morgen die Tabelle an: Es sind trotzdem nur zwei Punkte Rückstand auf die Spitze."

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Die Aufstellungen

FC Bayern München: Sommer - Pavard, Upamecano, de Ligt, Davies (79. Joao Cancelo) - Kimmich, Goretzka (86. Gravenberch) - Coman (79. Musiala), Thomas Müller (69. Gnabry), Leroy Sané - Choupo-Moting (69. Mane).

Borussia Dortmund: Kobel - Wolf, Süle, Schlotterbeck (44. Hummels), Ryerson (46. Salih Özcan) - Can - Bellingham, Guerreiro - Brandt (46. Malen), Reus (61. Moukoko) - Haller (61. Dahoud).

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Kobel (13./ET), 2: Müller (18.), 3:0 Müller (23.), 4:0 Coman (50.), 4:1 Can (72./FE), 4:2 Malen (90.)

Gelbe Karten: Upamecano (5) - Can (6).

Der Star des Spiels: Thomas Müller (Bayern München)

Neuer Trainer, gleiches Spiel: Thomas Müller ist in den wichtigen Spielen unverzichtbar für die Bayern. Gegen Dortmund schoss Müller nicht nur zwei Treffer, er war auch der Spieler, an dem sich die anderen hochziehen konnten. Er lief viel, gestikulierte mit ausladenden Bewegungen, gab Kommandos. Die Dortmunder Defensive entnervte Müller komplett. Auch Thomas Tuchel wird so schnell nicht ohne einen Müller in dieser Form auskommen.

Der Flop des Spiels: Gregor Kobel (BVB)

Der Keeper brachte den BVB mit seinem Slapstick-Patzer, der an seinen Fehler im Hinspiel bei Union Berlin erinnerte, auf die Verliererstraße. Sah auch beim 0:3 sehr unglücklich aus, als er Sanés Schuss nur nach vorne zu Müller prallen lassen konnte. Da halfen dann auch seine vier Paraden allein in der ersten Halbzeit nicht mehr.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz

Der Mann aus Korb hatte in seinem bereits fünften Klassiker zwischen dem FC Bayern München und dem BVB nicht sonderlich viel zu tun und generell sicher schon kompliziertere Bundesligapartien leiten. Emre Can beschwerte sich zwar vehement über seine frühe Gelbe Karte kurz vor dem 0:1, doch sein hartes Einsteigen gegen Joshua Kimmich hatte Korb sanktionieren müssen.