Hans-Joachim Watzke sagte: "Am Samstag wird viel passieren." Marco Rose sagte: "Mit den Fans im Rücken können wir nur noch gewinnen." Sebastian Kehl sagte: "Wir werden besser werden mit unseren Fans, garantiert."
Trotz dieser großen Zuversicht vor der Partie stand nach der Rückkehr der Anhänger von Borussia Dortmund ins heimische Stadion ein 1:4 gegen RB Leipzig auf der Anzeigetafel. Es war eine weitere Enttäuschung in einer Saison, die von Enttäuschungen geprägt ist und deren Vielzahl die einzige positive Bilanz dieser BVB-Spielzeit erheblich trübt - dass Dortmund nämlich dennoch souverän auf dem zweiten Platz in der Bundesliga steht.
Dies ist angesichts vieler schwacher Leistungen, mit denen es teils trotzdem zu Siegen reichte, mittlerweile ein Mysterium. Und dazu bei weitem nicht die einzige Unklarheit, mit der die Westfalen ihre Beobachter zurücklassen. Klar ist dagegen: So lange schon feststeht, dass Dortmund am Saisonende aller Wahrscheinlichkeit nach Zweiter wird, so lange steht auch fest, dass dieses Jahr einen Rückschlag für den Verein darstellt.
Der künftige Sportdirektor Kehl hat erst am Freitag in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt, dass man der Mannschaft eine neue Identität überstülpen wolle. Zugleich betonte der 42-Jährige, es sei "sogar wahrscheinlich, dass es mehrere Transferperioden dauern wird, um unsere Vorstellungen umzusetzen".
BVB: Das sollte Dortmund Sorgen bereiten
Hier liegen Chancen und Gefahren nah beieinander, denn der komplexe Erneuerungsprozess des BVB wird auch in der kommenden Saison von einer ambitionierten Erwartungshaltung begleitet werden, an der das Team in den vergangenen Jahren mit steter Regelmäßigkeit scheiterte. Dortmunds Kader mangelt es an Homogenität, Führung und der nötigen Qualität für die eigenen Ansprüche. Das ist in den Wirren des laufenden Jahres offensichtlich geworden und es bedarf eines großen Aufwands, diesen Zustand zu verändern.
Auch wenn die aktuelle Tabelle ein eindeutiges Bild der vermeintlichen Kräfteverhältnisse zeichnet: Von hinten drängeln mit RB Leipzig und Bayer Leverkusen zudem zwei Klubs, deren gesamtes Gerüst seit geraumer Zeit stabiler ist. Sie haben nun jeweils deutlich in Dortmund gewonnen (4:1 und 5:2), was aussagekräftig genug für das Niveau der BVB-Leistungen ist. Das sollte dem selbsternannten zweiten Leuchtturm des deutschen Fußballs (Watzke) durchaus Sorgen bereiten.
BVB muss den Blick nach hinten richten
Gerade die Sachsen sind zur besten Mannschaft Deutschlands geworden, seit Domenico Tedesco an der Seitenlinie steht. Mit 26 Zählern führen sie die Rückrundentabelle an, der Punkteschnitt des Coachs liegt bei 2,22. Der Sieg in Dortmund war hochverdient: Leipzig agierte souverän, effizient und deckte die BVB-Schwächen - taktische Disziplin, Konteranfälligkeit, Restverteidigung - schonungslos auf. Trotz neun Punkten weniger ist RBL der Borussia mit Stand Samstagabend um Längen voraus.
Wie Dortmund haben Leipzig und Leverkusen vor der Saison den Trainer ausgetauscht, lassen in sportlicher Hinsicht aber anders als der BVB - in Leipzigs Fall erst seit der Übernahme von Tedesco - eine stringente Spielidee erkennen. Sie verfügen über ausgewogene und qualitativ hochkarätig besetzte Kader, denen im Sommer kein Umbruch droht. Aus Sicht der Borussia steht durchaus zu befürchten, dass beide Teams eher stärker werden. Der Blick des BVB muss mittelfristig daher nicht nach oben in Richtung FC Bayern, sondern nach hinten gehen.
BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund
Datum | Wettbewerb | Gegner |
Freitag, 08.04., 20.30 Uhr | Bundesliga | VfB Stuttgart (Auswärts) |
Samstag, 16.04., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Wolfsburg (Heim) |
Samstag, 23.04., 18.30 Uhr | Bundesliga | FC Bayern (Auswärts) |
Samstag, 30.04., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Bochum (Heim) |
Samstag, 07.05., 15.30 Uhr | Bundesliga | Greuther Fürth (Auswärts) |