VfL Bochum - Borussia Dortmund 1:1: Remis in Bochum: BVB verzweifelt an seiner Chancenverwertung

Von Stefan Rommel
BVB, Borussia Dortmund
© imago images

Borussia Dortmund muss eine Woche nach der Niederlage gegen den FC Bayern den nächsten Rückschlag im Titelrennen hinnehmen: Am 15. Spieltag kam der BVB im kleinen Derby beim VfL Bochum nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus.

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Vor 13.799 Zuschauern im Ruhrstadion erzielte Sebastian Polter vor der Pause per Foulelfmeter die Führung der Hausherren (40.). Der BVB, der ohne seinen gesperrten Cheftrainer Marco Rose auf der Bank auskommen musste, vergab ein knappes Dutzend zum Teil bester Torchancen und kam kurz vor dem Ende durch den eingewechselten Julian Brandt wenigstens noch zum hochverdienten Remis (85.).

Nach dem ersten Unentschieden des BVB in dieser Saison und dem gleichzeitigen Sieg der Bayern gegen Mainz (2:1) ist den Münchenern die Herbstmeisterschaft bei sechs Punkten Vorsprung auf Dortmund kaum mehr zu nehmen.

BVB-Keeper Gregor Kobel hatte die Bochumer Führung mit seinem Foul an Christopher Antwi-Adjej eingeleitet und nahm den Faux-pas nach der Partie bei Sky komplett auf seine Kappe. "Ich habe kurz davor gemerkt, dass es knapp wird. Das ist natürlich Scheiße, es bringt die Mannschaft in eine Scheiß-Position. Das muss ich auf jeden Fall besser machen, die Aktion geht klar auf meine Kappe."

Co-Trainer Alexander Zickler, der Rose gemeinsam mit Rene Maric vertrat, sagte zum Rückstand auf die Tabellenspitze: "Wir werden bestimmt nicht aufstecken. Ja, es sind jetzt ein paar Punkte mehr. Wir müssen einfach unsere Hausaufgaben machen und dranbleiben. Da gehört so ein Spiel wie heute dazu, das muss man gewinnen."

Auf der anderen Seite wollte sich beim VfL auch trotz des späten Ausgleichs niemand so recht grämen. "Das ist ein gefühlter Sieg", sagte Kapitän Anthony Losilla bei Sky. "Wir hätte damit gerechnet, dass wir das gegen Dortmund schaffen? Der BVB hatte viele Chancen und wir können froh sein, den Punkt mitgenommen zu haben. Also nehmen wir den gerne mit, denn das war eine tolle Leistung von uns."

Bochum - BVB: Die Analyse

Bochum mit dem Selbstvertrauen der letzten Siege von Beginn an frech und mutig. Die Gastgeber liefen Dortmund hoch im Feld an, teilweise am und im gegnerischen Strafraum und pressten auch auf Keeper Kobel durch. Dortmund deshalb durchaus mit Problemen im tiefen Aufbau und in der Startphase im eigenen Ballbesitz ohne echte Verbindung zwischen Abwehr und Angriff, weil viele Bälle einfach hoch übers Mittelfeld flogen.

Trotzdem hatte der BVB nach einer guten Viertelstunde die ersten dicken Chance nach jeweils schweren Patzern im Bochumer Aufbau. Aber erst bügelte Manuel Riemann seinen eigenen Fehler aus, dann hielt er bärenstark gegen Jude Bellingham.

Dortmund bekam die zuvor etwas hektische Partie Mitte der ersten Halbzeit immer besser in den Griff und stellte sich auch besser auf das aggressive Pressing ein. Auf der Gegenseite agierte Bochum nach den beiden Warnschüssen etwas zurückhaltender, variierte sein Pressing und spielte im eigenen Ballbesitz auch mal mit langen Bällen in die Spitze.

Dortmund blieb auch unter den veränderten Umständen die deutlich überlegene Mannschaft, erspielte sich sehr variabel weitere Chancen - lediglich die Effizienz ging den Gästen komplett ab. Bochum dagegen nutzte die erste Unsicherheit der Gäste sofort gnadenlos aus. Nach Antwi-Adjejs Durchbruch foulte Kobel völlig übermotiviert am Strafraumeck, Polter nutzte den Elfmeter zur Führung.

Dortmund kam personell unverändert, aber wieder deutlich schärfer aus der Kabine - und machte mit dem Chancenwucher zunächst einfach weiter: Nach sieben Minuten hatte der BVB fünf, teilweise klarste Einschussmöglichkeiten vergeben. Marius Wolfs vermeintlichen Ausgleichstreffer kassierte der VAR beziehungsweise Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck.

Dortmund machte unbeirrt weiter, drückte vehement und vergaß bei aller turmhohen Überlegenheit das Toreschießen. Der BVB ließ fast schon absurd viele Möglichkeiten liegen, immer wieder fehlten ein paar Zentimeter oder blockte ein Bochumer Bein, zur Not auch auf der Linie.

Der BVB stellte Mitte der zweiten Halbzeit etwas um, beorderte noch mehr Spieler auf Bochums letzte Linie und ließ nur noch Emre Can zentral absichern. Bochum stellte in der Schlussphase auf 5-4-1 um und verschanzte sich fast ausschließlich am eigenen Sechzehner.

Julian Brandt schaffte dann kurz vor dem Ende doch noch das fast Unmögliche und brachte den Ball an Riemann vorbei über die Linie. Dortmund ging auch in den letzten Minuten voll auf Sieg, stellte sich da aber zu umständlich an und musste sich trotz 20:5 Torschüssen mit dem Remis begnügen.

Bochum - BVB: Die Aufstellungen

Bochum: Riemann - Stafylidis (90.+6 Bella-Kotchap), Masovic, Leitsch, Soares - Losilla - Antwi-Adjei (80. Gamboa), Pantovic (80. Tesche), Rexhbecaj, Holtmann (67. Bockhorn) - Polter (67. Ganvoula)

Dortmund: Kobel - Meunier, Hummels, Zagadou, Schulz - Can, Bellingham, Dahoud (68. Hazard) - Wolf (68. Brandt), Haaland, Reus

Die Daten des Spiels VfL Bochum gegen BVB

Tore: 1:0 Polter (40., FE), 1:1 Brandt (85.)

Der Star des Spiels: Manuel Riemann (VfL Bochum)

Bochums Keeper hielt fast alles: mit den Fäusten, mit der Brust, mit den Füßen. Egal, wohin der BVB auch zielte, Riemann war zur Stelle. Erst Brandt konnte den ansonsten exzellenten Schlussmann überwinden. Der hatte übrigens auch das nötige Glück, dass sein dicker Patzer beim Stand von 0:0 nicht nach hinten los ging ...

Der Flop des Spiels: Gregor Kobel (BVB)

Dortmunds Keeper wurde von Bochum kaum einmal gefordert und war in 99 Prozent der Fälle dann auch zuverlässig zur Stelle. Aber Kobels übermotiviertes Herauslaufen in einer an sich ungefährlichen Szene inklusive dem klaren Foul war dieser eine Fehler, der ein Spiel entscheiden kann - und letztlich zwei verlorene Punkte bedeutete. Der erste gravierende Patzer Kobels in seiner Dortmunder Zeit übrigens.

Der Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck

Lag bei allen wichtigen Entscheidungen richtig. Das Tor von Wolf wegen Bellinghams Abseitsstellung abzuerkennen, war aus Dortmunder Sicht eine harte Entscheidung, aber durch die Regeln definitiv gedeckt. Wohl dosiert bei den persönlichen Strafen und mit einer angenehmen, ruhigen Spielleitung.

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