BVB verliert auch beim SC Freiburg - Widersprüche, Schönrednerei, Ratlosigkeit: Die bedrohliche Situation bei Borussia Dortmund

Von Nino Duit
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© getty

Borussia Dortmund hat bei der 1:2-Niederlage beim SC Freiburg einen weiteren Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Plätze erlitten. Die Reaktionen der Beteiligten darauf waren teilweise widersprüchlich und schwankten zwischen Schönrednerei und Ratlosigkeit.

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"Ist das jetzt Können oder Spielglück?", fragte Mats Hummels nach Spielende bei Sky, lächelte etwas spöttisch und sagte: "Mein Satz beinhaltet ja schon meine Antwort." Es ging um die beiden Fernschusstreffer von Woo-Yeong Jeong (49.) und Jonathan Schmid (52.), die den 2:1-Sieg des SC Freiburg einleiteten. Hummels plädierte bei deren Zustandekommen also auf Glück - und war damit ganz anderer Meinung als beispielsweise sein Trainer Edin Terzic.

"Wir können Druck auf den Ball machen, wir können Zwei-gegen-eins-Situationen kreieren, dem Gegner nicht so viel Zeit geben, eine Entscheidung zu fällen", zählte der im Gegensatz zu Hummels nämlich explizit Defensiv-Varianten im Vorfeld des 0:1 auf, als Emre Can und Thomas Delaney ihre Gegenspieler kaum attackierten. Beim 0:2 traf das sogar auf die halbe Hintermannschaft zu, am Ende patzte auch noch Keeper Marwin Hitz. "Das sind Dinge, die wir ganz schnell abstellen müssen", betonte Terzic.

Die Analysen des Führungsspielers und des Trainers lagen also weit auseinander. Und das nicht nur in der Bewertung der Gegentreffer.

BVB: Terzic und die Spieler bewerten die Freiburg-Niederlage unterschiedlich

Hummels hatte generell ein ordentliches Spiel seiner Mannschaft gesehen: Vorne habe der BVB lediglich "zu viel Aufwand für Tore" gebraucht, defensiv sei "jeder Schuss drinnen" gewesen, und überhaupt: "kämpferisch können wir uns nichts vorwerfen." Can pflichtete Hummels bei: "Wenn wir schlecht spielen, dann sage ich das. Aber wir haben heute nicht schlecht gespielt." Aussagen, die durchaus dem Verdacht der Schönrednerei unterliegen.

Terzic erwähnte dagegen kaum etwas Positives am Auftritt seiner Mannschaft, war ganz im Gegenteil "sehr enttäuscht und sauer" und widersprach zumindest indirekt auch Hummels' Aussage zur kämpferischen Leistung: "Wir müssen bereit sein, den Extra-Meter zu machen - und nicht erst nach dem 0:2-Rückstand."

Abgesehen von den ersten Spielminuten hatte Dortmund in der Schlussphase tatsächlich die beste Phase, zu mehr als dem Anschlusstreffer des eingewechselten Youssoufa Moukoko (76.) sollte es aber nicht reichen. Die Gäste verzeichneten insgesamt zwar mehr Ballbesitz (68 Prozent) und mehr Schüsse (16:6) als Freiburg, wurden aber selten gefährlich oder besonders druckvoll. Auffällig war eine bedenkliche Ideenlosigkeit im Offensivspiel.

Vor allem Julian Brandt, Marco Reus und Giovanni Reyna enttäuschten wie so oft in den vergangenen Wochen auch in Freiburg. Jadon Sancho probierte zwar viel, wirkte in seinen Aktionen aber mehrfach unglücklich oder überhastet. Sturmspitze Erling Haaland (in Freiburg nur 24 Ballkontakte) nahm wenig am Kombinationsspiel der Mannschaft teil und wartete vorne vergeblich auf Ideen und Zuspiele seiner Kollegen.

BVB unter Terzic: Weniger Tore, mehr Gegentore

Von den elf Pflichtspielen unter Trainer Terzic seit der Entlassung von Lucien Favre Mitte Dezember gewann Dortmund nur sechs, zwei davon im DFB-Pokal gegen Zweitligisten - und beim 3:2 gegen den SC Paderborn auch noch durchaus glücklich. In der Bundesliga kassiert Dortmund unter Terzic im Schnitt mehr und schießt gleichzeitig weniger Tore als unter Favre. Kein Dortmunder Trainer seit Bernd Krauss (fünf) in der Saison 1999/00 verlor von den ersten neun Bundesligaspielen mehr als Terzic (vier).

Der Rückstand auf die Tabellenspitze vergrößerte sich seit dem Trainerwechsel und zuletzt nur einem Sieg aus fünf Spielen von sechs auf stolze 16 Punkte. Der Abstand zu den Champions-League-Startplätzen beträgt mittlerweile drei Zähler und könnte bei einem Sieg von Eintracht Frankfurt am Sonntag bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) auf vier anwachsen. Platz vier sei laut Hummels jedoch "das mindeste, was wir erreichen müssen".

Qualitativ sollte das im Vergleich zu den anderen Mannschaft eigentlich kein Problem sein, das bewies unter anderem die beeindruckende zweite Halbzeit beim 3:1-Sieg gegen den Rivalen RB Leipzig vor rund einem Monat. Die vereinzelten Glanzlichter werfen bei Dortmund derzeit aber meist lange Schatten. Wie das zu erklären sei, wurde Can nach dem Spiel in Freiburg gefragt. "Gute Frage", antwortete er. Es herrscht Ratlosigkeit.

Trotzdem allem ist Hummels, der wie Kapitän Reus dem Trainerwechsel wohlwollend gegenübergestanden haben soll, angetan von der Entwicklung der Mannschaft unter Terzic. "Ich finde, wir machen sehr viele Dinge sehr viel besser, seit Edin da ist." Konkreter wurde er nicht.

Die Tabelle der Bundesliga vor den Sonntagsspielen

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2058:263248
2.RB Leipzig2035:171841
3.Wolfsburg2032:191338
4.Bayer Leverkusen2037:211635
5.Eintracht Frankfurt1938:281033
6.Borussia Dortmund2039:291032
7.Borussia M'gladbach2037:31632
8.SC Freiburg2035:33230
9.1. FC Union Berlin2034:25929
10.VfB Stuttgart2037:34325
11.Werder Bremen1924:27-322
12.TSG Hoffenheim1929:34-522
13.FC Augsburg2020:32-1222
14.1. FC Köln2020:33-1321
15.Hertha BSC2025:36-1117
16.Arminia Bielefeld1915:32-1717
17.1. FSV Mainz 052019:40-2113
18.Schalke 042015:52-378
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