Niko Kovac wütet trotz Gala: "Es geht nur noch um Nebensächlichkeiten"

Von Martin Volkmar, Dennis Melzer und Jochen Tittmar
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© getty

Nach der Gala gegen Borussia Dortmund ärgert sich Bayerns Trainer über "Nebensächlichkeiten", ungerechte Kritik und Fehlinterpretationen seiner Aussagen. Dabei geht es auch um Boatengs umstrittene Party.

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Niko Kovac hätte eigentlich allen Grund zur Zufriedenheit und Gelassenheit gehabt. 5:0 (4:0) hatte der FC Bayern kurz zuvor Borussia Dortmund aus der Allianz Arena geschossen und durch die Machtdemonstration im Bundesliga-Spitzenspiel die Pole Position im Kampf um die Meisterschaft zurückerobert.

Doch wie sehr die Kritik der vergangenen Wochen am Münchner Chefcoach nagt, wurde auf der Pressekonferenz nach dem Spiel deutlich. "Wenn du gewinnst, hast du nichts richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht. Wir sind diejenigen, die alles abbekommen", antwortete der Kroate auf die Frage, ob der Sieg auch ein persönlicher Befreiungsschlag gewesen sei.

Und weiter: "Das ist anscheinend heutzutage so, aber damit gebe ich mich nicht zufrieden. Weil ich glaube, wir sind alles Menschen und jeder muss an sich den Anspruch haben: Was ich nicht möchte, das mir einer antut, das tue ich keinem anderen an. Das ist das Wort zum Sonntag."

Doch damit war Kovac noch nicht fertig. Denn auch die eigentlich harmlose nächste Frage, ob die Mannschaft nun auf der umstrittenen Party von Jerome Boateng in der Diskothek P1 den Sieg feiern könne, stieß dem Trainer offenbar sauer auf.

Kovac: "Es geht nur noch um Nebensächlichkeiten"

"Lasst doch die Leute das machen, was sie gerne möchten. Der Junge hat sich dafür entschieden, okay. Aber immer irgendwas zu suchen. Wir spielen Fußball, aber es geht nur noch um Nebensächlichkeiten", sagte der sichtlich genervte Kovac.

"Es geht nur um Sensationen, nur noch um gewinnen oder verlieren und das ärgert mich, aber nicht nur mich", meinte er mit Verweis auf andere Trainer: "Da gibt es noch andere Kollegen, die das genauso ärgert. Das muss mal gesagt werden. Ich bin kein Moralapostel. Wir müssen mal wieder klarkommen mit unserem Leben. Das ist nicht in Ordnung, was hier abgeht."

Schon wenige Minuten vorher hatte Kovac bei Sky seinen Unmut über die Interpretation seiner Aussagen auf der Pressekonferenz vor der Partie geäußert. Er habe seine Mannschaft sachlich kritisiert, betonte der ehemalige Profi.

Am Freitag hatte er zu den anhaltenden defensiven Problemen und den vier Gegentoren im Pokal gegen Zweitligist Heidenheim unter anderem erklärt: "Wenn sie Kinder haben, müssen sie immer wieder aufs Neue sagen: Du musst es so machen, du musst es so machen. Du musst ihnen aber mit Argumenten kommen. Vom ersten bis zum letzten Tag werde ich immer wieder Dasselbe erzählen. Aber man muss es umsetzen. Der eine versteht es früher, der andere später."

Dennoch wollte der 47-Jährige nichts davon wissen, dass er damit seine Spieler mit Kindern verglichen habe und bewertete dies als bewusste Fehlinterpretation durch die Medien. Dass die Spieler trotzdem nicht begeistert von den Aussagen waren, wie die Bild berichtete, liegt auf der Hand.

Hummels: "Wissen schon selbst, wenn wir Sachen falsch machen"

Dies wurde auch bei Mats Hummels' Statement nach dem Abpfiff deutlich. "Wir wissen schon selbst, wenn wir Sachen falsch machen. Auch, dass wir gegen Heidenheim unter der Woche viel falsch gemacht haben", sagte der Torschütze zum 1:0. "Wir wussten, der Fokus muss darauf liegen, kein Gegentor zu kassieren und einfach das Spiel von Anfang an zu dominieren und so dann auch als Sieger zuhause vom Platz zu gehen."

Das gelang den Bayern dank der desaströsen Vorstellung der Dortmunder, aber natürlich auch aufgrund der eigenen überragenden Leistung. Schon zur Pause war das vermeintliche Spitzenspiel nach weiteren Treffern durch Robert Lewandowski, Javi Martinez und Serge Gnabry entschieden, Lewandowski machte mit dem 5:0 kurz vor Schluss das BVB-Debakel perfekt.

"Ich denke, dass wir heute ein Klassespiel gemacht haben. Gerade die erste Halbzeit war sensationell gut in allen Bereichen. Das freut mich und dafür möchte ich der Mannschaft gratulieren, wie sie es gemacht haben", sandte Kovac ein Versöhnungszeichen an sein Team, schickte aber mit Blick auf den Endspurt im Titelkampf hinterher: "Das ist der Anspruch, das ist der Maßstab, den wir an uns haben und in den nächsten Spielen auch zeigen müssen. Es sind noch sehr schwere Spiele für beide Mannschaften, von daher möchte ich nicht darüber reden, dass schon alles entschieden ist."

Wer geht überhaupt zur Boateng-Party?

Blieb die Frage, ob die Spieler es nun bei der Party von Boateng krachen lassen würden. Die meisten FCB-Profis wie Manuel Neuer und Niklas Süle erklärten allerdings, sie würden der Feier fernbleiben. Und Hummels sagte: "Ich schaue wahrscheinlich mal kurz vorbei, aber nicht so lange, wir haben noch viele Ziele. Das Wasser soll da sehr gut schmecken."

Die Vereinsbosse machten ohnehin einen großen Bogen um die Promi-Disko am englischen Garten. Er sei nicht glücklich über den Termin, meinte Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Präsident Uli Hoeneß nannte die Veranstaltung zur Promotion von Boatengs Magazin BOA sogar "Schwachsinn".

Auch Kovac antwortete auf die Frage nach einem Besuch: "Mit Sicherheit nicht." Das lag aber weder an seiner schlechten Laune noch an einem Zerwürfnis mit der Mannschaft. Vielmehr war Kovac bei der Geburtstagsfeier seines Bruders Robert eingeladen.

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